Anne Gracie
gewettet, Harry, mein alter
Freund? Ich bin verletzt, zutiefst verletzt.“
Harry
grinste. „Als ich gesehen habe, dass du einen neuen Zweispänner hast, war die
Sache für mich klar. Du magst vielleicht deinen eigenen Hals riskieren, aber
ein neues Gefährt? Niemals!“ Lachend betraten die Freunde das Haus,
während Jackson die Stallburschen beaufsichtigte, die die herrlichen Tiere in
die Stallungen führten.
Sie waren
kaum im Haus, da drehte Rafe sich zu Luke um. „Hast du nicht den Korb von Mrs
Barrow vergessen?“
Luke
fluchte und eilte wieder nach draußen, um einen großen Weidenkorb aus seinem
Zweispänner zu holen.
„Von Mrs
Barrow?“, fragte Harry verwirrt. „Von meiner Mrs Barrow?“
„Ja, die
gute Frau hat uns einen Riesenkorb voller Lebensmittel für dich mitgegeben. Sie
glaubt offenbar, dass du ein elendes Dasein in einem fremden Land fristest und
Gefahr läufst, zu einem Schatten deiner selbst zu werden.“
Harry
lächelte. Ja, so kannte er Mrs Barrow. „Aber wie ... Wo habt ihr sie überhaupt
gesehen?“
„Auf dem
Gutshof, wo sonst?“ Luke stellte den Korb auf einem Tisch ab.
„Was habt ihr
denn da gemacht?“
Rafe
verdrehte die Augen. „Ich weiß, mit deinen Schreibkünsten ist es nicht weit
her, alter Knabe, aber wenn du uns mitgeteilt hättest, dass du umgezogen bist,
hätten wir uns den Weg sparen können.“
„Nicht,
dass wir den Abstecher bereuen würden“, warf Luke ein. „Sie kocht wie eine
Göttin – nicht diesen französischen Unsinn, nach dem alle Welt so verrückt
ist, sondern richtiges Essen für richtige Männer. Ehrlich, Harry, ich war
dafür, dort zu bleiben. Ich wette, du wirst uns nicht annähernd so gut
verköstigen.“
„Stimmt“,
bestätigte Harry und schenkte die Getränke ein. „Außerdem werde ich euch
arbeiten lassen.“
„Arbeiten?
Himmel, quel horreur! “, rief Rafe aus. „Ich erinnere mich dunkel
an so etwas wie Arbeit. Ich mag es nicht. Davon wird man schmutzig.“ Er
wischte mit der Hand über seine makellos saubere Reithose und versuchte, ein
ernstes Gesicht zu machen.
„Du
brauchst gar nicht so dick aufzutragen, Rafe“, gab Harry zurück und
lächelte. „Keiner von uns hat vergessen, wie du dich in die Trümmer dieser
bombardierten spanischen Kirche gestürzt hast. Du hast zwölf Stunden ohne
Unterbrechung gegraben und warst verdreckt von Kopf bis Fuß.“
Rafe zuckte
mit den Schultern. „Das war etwas anderes – da waren Kinder verschüttet. Und
meine Kleidung habe ich danach nie wieder sauber bekommen. Ethan, du bist doch
ein modebewusster Mann, du verstehst mich bestimmt.“
Ethan
nickte ernsthaft. „Oh ja, Sir, das tue ich. Ich erinnere mich sogar noch gut an
den Tag, als keine Kinder in den Ruinen eines gewissen Klosters verschüttet
waren und auch keine Mönche, sondern ...“ Er legte die Stirn nachdenklich
in Falten. „Das waren doch Sie, Sir, der diesen besonderen Schatz unter der
heißen spanischen Sonne gehoben hat, oder?“ Er zwinkerte.
Rafe
grinste. „Ach ja, ich wusste, wir würden diesen Wein dort finden.“ Er
seufzte. „Ein edler Tropfen obendrein, wisst ihr noch? Ich wünschte, wir hätten
heute etwas von diesem Wein. Ich werde ihn brauchen, Harry, wenn du mich zum
Sklaven machen willst – ach! “ Er betastete seine Tasche und zog zwei
Briefe daraus hervor. „Die hätte ich beinahe vergessen. Mrs Barrow hat mir die
für dich mitgegeben.“ Er reichte sie seinem Freund.
Harry
erbrach das Siegel und las den ersten Brief. „Er ist von Gabriel“,
informierte er die anderen. „Er kommt nächsten Monat nach England. Offenbar hat
Callie darauf bestanden, ich verstehe gar nicht, warum.“
„Ehefrauen
tun so etwas“, bemerkte Rafe düster. „Auf etwas bestehen.“ Er
schüttelte sich und trank einen großen
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