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Anne Gracie

Anne Gracie

Titel: Anne Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zarte Küsse der Sehnsucht
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er­hob sich. „Ent­schul­di­gung,
Tan­te Mau­de, La­dy Lat­ti­mer, ich muss nur eben ...“ Da­mit ging er da­von, um
sich das Gan­ze et­was nä­her an­zu­se­hen.
    Als er
zu­rück­kehr­te, war La­dy Lat­ti­mer ein­ge­nickt und sei­ne Tan­te sah ihn ver­är­gert
an.
    „Wenn ich
be­den­ke, wie viel Zeit ich mit all die­sen an­de­ren Mäd­chen ver­geu­det ha­be“,
mur­mel­te sie und schlug Har­ry leicht auf den Arm, als er sich zu ihr setz­te.
    Lang­sam
schi­en das zur Ge­wohn­heit zu wer­den. Er brach­te sei­nen Arm
au­ßer Reich­wei­te. „Ich weiß nicht, wo­von du sprichst.“ Tan­te Mau­de
schnaub­te. Har­ry reich­te ihr sein Ta­schen­tuch. Sie starr­te es kühl an. „Was
soll ich da­mit?“
    „Den
Ge­räuschen nach, die du in den letz­ten Mi­nu­ten von dir ge­ge­ben hast, scheinst
du ei­ne Er­käl­tung zu be­kom­men.“
    Sie sah ihn
auf­ge­bracht an und schnaub­te er­neut. Ver­stoh­len lä­chelnd steck­te Har­ry das
Ta­schen­tuch wie­der ein.
    Tan­te Mau­de
warf einen kur­z­en Blick auf ih­re fried­lich schlum­mern­de Freun­din und
flüs­ter­te: „So, und seit wann kennst du nun La­dy He­len?“
    „Wo­her
weißt du Be­scheid?“
    Sie
be­trach­te­te ihn spöt­tisch durch ih­re Lor­gnet­te. „Ach, ver­scho­ne mich
– ich ken­ne dich seit dei­ner Kind­heit. Au­ßer­dem war es of­fen­sicht­lich. Ich
prä­sen­tie­re dir fast ein Dut­zend Mäd­chen, von de­nen du kaum No­tiz nimmst. Jetzt
plötz­lich er­kun­digst du dich schein­bar ganz bei­läu­fig nach ei­ner
Ge­sell­schafts­da­me, ei­nem un­schein­ba­ren, reiz­lo­sen Mäd­chen, von dem du kaum den
Blick wen­den kannst. Und da soll ich dir glau­ben, dass du sie eben zum ers­ten
Mal ge­se­hen hast?“
    Er zuck­te
die Ach­seln. „Ich ha­be sie vor­her schon ein­mal ge­se­hen.“
    Sei­ne Tan­te
schwieg ei­ne Wei­le. „Es ist mehr als nur ein flüch­ti­ges In­ter­es­se, nicht
wahr?“, sag­te sie schließ­lich.
    „Viel­leicht“,
gab Har­ry zö­gernd zu.
    Nein, nicht
viel­leicht, das wur­de ihm auf ein­mal klar. Es hat­te ihn wie ein Schlag
ge­trof­fen, als er sie vor­hin in der Hal­le ent­deckt hat­te. Es gab kei­ne „pas­sen­de
Braut“ für Har­ry; es gab nur Nell. Er wuss­te nicht, wie es da­zu ge­kom­men
war; er wuss­te auch nicht, warum – er wuss­te nur, dass es so war.
    „Du hast
mir ge­sagt, du möch­test ein Mäd­chen aus ehr­ba­rer Fa­mi­lie, ein hüb­sches,
ru­hi­ges, an­stän­di­ges Mäd­chen aus der Mit­tel­schicht, am liebs­ten eins mit ei­ner
or­dent­li­chen Mit­gift.“
    „Das ist
rich­tig.“
    Sei­ne Tan­te
hob frus­triert die Hän­de. „Ab­ge­se­hen da­von, dass die­ses Mäd­chen voll­kom­men
un­schein­bar ist, hat es kein Geld, kei­ne Be­zie­hun­gen und noch da­zu den Ma­kel
ei­nes Skan­dals. La­dy He­lens Va­ter hat al­les ver­spielt und ist dann auf ei­ner
Stra­ßen­kreu­zung ge­stor­ben! Un­ter frei­em Him­mel, wo je­der ihn hät­te fin­den
kön­nen. Ge­schmack­los.“
    „Ja, er
hät­te sich wirk­lich einen ele­gan­te­ren Tod aus­su­chen kön­nen“, gab Har­ry iro­nisch
zu­rück. „Und sie ist nicht voll­kom­men un­schein­bar“, er­gänz­te er ge­reizt.
Wahr­schein­lich lag es an ih­rer Klei­dung. Tan­te Mau­de leg­te viel Wert dar­auf,
wie Leu­te sich klei­de­ten. Er fuhr sich mit dem Fin­ger in den zu en­gen Kra­gen.
„Wenn du über ih­re düs­te­re Klei­dung hin­weg­siehst, wirst du wahr­schein­lich
er­ken­nen, dass sie be­zau­bernd ist.“
    Wie­der sah
sie ihn ei­ne gan­ze Wei­le schwei­gend an, dann zog sie die per­fekt ge­zupf­ten
Au­gen­brau­en hoch. „Nein, nein, nein, dass ich das noch ein­mal er­le­be ...“
    „Was
er­lebst du?“ Er schau­te un­ge­dul­dig zur Tür. Wo blieb sie nur? Sie war
schon viel zu lan­ge weg.
    Tan­te Mau­de
tät­schel­te sei­ne Wan­ge. „Ver­liebt bis über bei­de Oh­ren bist du, mein
Jun­ge.“
    Ver­liebt?
Er starr­te sei­ne Tan­te an. „Un­sinn“, mur­mel­te er. „Ich bin nur ... be­sorgt
um ihr Wohl­er­ge­hen.“ Und das stimm­te so­gar. Nell sah er­schöpft aus, als
müss­te sie viel zu hart ar­bei­ten. Sie hat­te noch im­mer Rin­ge un­ter den Au­gen
und dün­ner ge­wor­den war sie auch.
    Er er­tapp­te
sich da­bei, wie er die Fäus­te

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