Anne Gracie
brüstete sich stolz. „Ja, Mr Beasley,
mein verstorbener Gatte, hat sehr gern Schmuck für mich gekauft.“ Sie
befingerte einen riesigen von Brillanten umgebenen Rubin auf ihrem Dekolleté.
„Mr Beasley pflegte zu sagen, Juwelen würden meine Schönheit nur noch mehr
betonen.“
„Faszinierend.
Erzählen Sie uns die Geschichte jedes einzelnen Stücks“, forderte Lady
Gosforth sie auf.
„Gehen
Sie“,
flüsterte Nell, als Harry sie durch die Halle führte. Sie war sich deutlich der
vielen Augenpaare bewusst, die ihnen folgten. „Gehen Sie und sprechen Sie nicht
mit mir.“
Harry legte
sich ihre Hand auf den Arm. „Ich dachte, Sie wollten nach London fahren.“
„Das wollte
und will ich auch. Wir reisen in zwei Tagen ab“, wisperte sie. „Bitte,
gehen Sie einfach. Wenn sie sieht, dass wir miteinander reden ...“
„Ach ja,
Ihre Arbeitgeberin – wirklich eine reizende kleine alte Dame ... wenn man
Aasgeier mag.“
„Ihr
Verhalten stört mich nicht.“
„Mich macht
sie rasend vor Zorn“, zischte Harry. „Wie zum Teufel halten Sie bloß die
Art aus, wie sie mit Ihnen redet?“
Nell
versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber vergeblich. „Wenigstens flucht sie
nicht in meiner Gegenwart“, betonte sie.
„Nein, sie
spricht mit Ihnen wie mit einem Hund – schlimmer noch als mit einem Hund. Ich
nehme an, Sie vermissen Freckles?“
Der
plötzliche Themenwechsel überrumpelte sie. „Sie haben Freckles gesehen?“
Er nickte.
„Sie kommt fast täglich aus dem Pfarrhaus zu uns und sucht Sie. Sie vermisst
Sie.“
Nell biss
sich auf die Unterlippe. „Ich vermisse sie auch. Es tut mir leid, dass sie
Ihnen zur Last fällt.“
„Sie fällt
uns überhaupt nicht zur Last. Aggie benutzt sie als Vorwand, auch ständig
vorbeizuschauen, um uns im Auge zu behalten. Mein Partner Ethan bringt
Freckles immer gern zurück. Ich persönlich hätte aber gar nichts dagegen, wenn
sie auf Dauer bei uns bliebe.“
Sie
schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Sie ist ein lieber Hund, nicht wahr?“
Er umfasste
ihre Hand fester und blieb abrupt stehen. Lange Zeit starrte er sie wortlos an.
Nell
erwiderte den Blick voller Unbehagen und sah sich um. Durch sein Verhalten
löste er unerwünschte Aufmerksamkeit aus.
Er schien
es zu merken, denn er ging weiter, als ob nichts gewesen wäre. „Wenn ich
geahnt hätte, dass ich Sie hier in Bath sehen würde, hätte ich Freckles
mitbringen können.“
Sie
schüttelte den Kopf. „Nein, sie wird sich schon bald eingewöhnen und mich dann
nicht mehr vermis... Wohin bringen Sie mich?“ Ein Junge mit einer Schürze
hielt eine mit braunem Tuch bespannte Tür auf, die aus der Haupthalle
herausführte.
Ohne eine
weitere Erklärung schob Harry Nell durch die Tür, drückte dem Jungen eine Münze
in die Hand und sagte: „Sorge dafür, dass wir nicht gestört werden.“
Nell sah
sich in dem Raum um, der eine kleine Abstellkammer zu sein schien. „Wie meinen
Sie das, dass wir nicht gestört werden? Ich bleibe nicht mit Ihnen hier
drinnen!“ Sie versuchte, ihn aus dem Weg zu schieben.
„Sie hatten
Angst, Ihre Arbeitgeberin könnte mitbekommen, dass wir
uns unterhalten“, sagte Harry, schloss die Tür und lehnte sich dagegen.
„Jetzt kann sie es nicht mehr mitbekommen.“
Die Kammer
hatte ein Fenster, das zu einer Art Hinterhof führte, aber Nell verwarf den
Gedanken, dort hinauszuklettern. Das wäre lächerlich gewesen, außerdem hatte
sie keine Angst vor Harry Morant. Sie musterte seine hochgewachsene,
kraftvolle Gestalt und die großen geballten Fäuste. Dann verschränkte sie die
Arme vor der Brust und sah ihn aufgebracht an. „Sie haben viel Mühe auf sich
genommen, dieses Treffen zu arrangieren – also, was haben Sie mir zu sagen?
Reden Sie, und danach lassen Sie mich heraus. Ich bin nicht
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