Anne Gracie
Mädchen jetzt wegschickte, würde das negative Folgen für die
Kleine haben. „Können Sie gut frisieren?“
Coopers
Miene hellte sich auf. „Oh ja, Mylady! Meine Schwestern und ich haben uns
immer gegenseitig die Haare gemacht.“ Sie betrachtete Nells Haar. „Ich
könnte Sie so frisieren, dass Sie richtig hübsch aussehen, Mylady,
wirklich!“
Nell sah in
den Spiegel und lachte. „Dann wäre ich sehr erfreut, wenn Sie es versuchen
würden. Meine Haare sehen schrecklich aus. Ich hatte sie heute Morgen zu einem
ordentlichen Knoten gesteckt, doch dann habe ich meinen Hut verloren und der
Knoten hat sich auf dem Weg hierher aufgelöst.“
Die Miene
des Mädchens wurde plötzlich ausdruckslos. „Tatsächlich, Mylady?“, sagte
es mit vorsichtiger Höflichkeit.
Nell war
amüsiert. „Mr Sprotton hat Ihnen sicher befohlen, nicht zu erwähnen, wie ich
hier angekommen bin, nicht wahr?“
„Ja,
Myl...“ Sie schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Verzeihung,
Mylady.“
Nell lachte
erneut. „Keine Sorge, ich denke, ganz Bath weiß das mittlerweile.“ Sie
wusch sich Gesicht und Hände, trocknete sich an dem Handtuch ab, das Cooper ihr
reichte, und setzte sich an die Frisierkommode.
Sie schob
sich die wirren Haare aus dem Gesicht. „Über der Schulter eines Mannes zu
hängen, tut der Frisur nicht besonders gut, nicht wahr?“
„Nein,
Mylady.“ Cooper begann, ihr das Haar auszubürsten. „Aber es ist so
schrecklich romantisch!“
„Romantisch?“
So hatte Nell das noch gar nicht gesehen. Sie war in dem Moment eher wütend
gewesen. Ganz zu schweigen davon, dass sie es ziemlich peinlich gefunden hatte.
„Oh
ja!“ Cooper seufzte sehnsuchtsvoll. „Mr Harry, der die Dame seines Herzens
vor aller Augen durch die Stadt trägt, so stark, so attraktiv – und völlig
ungerührt, wie die anderen darüber denken. Ein paar der Mädchen unten sind beinahe
in Ohnmacht gefallen, als sie das gehört haben.“
„Wirklich?“
Nell war verwirrt. Mr Harry, der die Dame seines Herzens trägt. Dachten
sie das tatsächlich?
Sie
erinnerte sich an Mr Harrys eigene Worte: Ich biete Ihnen zwar nicht den
Inbegriff der Romantik an, aber mein Angebot ist sinnvoll.
Cooper
lächelte verklärt in den Spiegel. „Alle hier freuen sich so für Sie, Mylady!
Lady Gosforth sagt, es wird eine richtig große Hochzeit in London. Und all die
neuen Kleider für Sie, Mylady!“ Wieder seufzte sie.
Nell
seufzte ebenfalls. Sie hasste es, neue Kleider zu kaufen. Bei den
Vorbereitungen für ihr Debüt hatte sie sich schrecklich gefühlt. Während des
Debüts allerdings auch. Der vergebliche Versuch, aus einem hässlichen Entlein
einen Schwan zu machen.
Sie war in
Gedanken ganz weit weg, während Cooper ihr Haar bürstete, kämmte und
feststeckte.
„So,
Mylady, wie gefällt Ihnen das?“
Nell sah in
den Spiegel und ihre Augen weiteten sich. Cooper hatte ihr Haar zu einem Zopf
geflochten, ein grünweißes Band mit eingearbeitet und den Zopf dann wie einen
Kranz um ihren Kopf festgesteckt. Ein paar wenige Strähnen hatten sich daraus
gelöst, wodurch die Frisur weicher und weniger streng wirkte.
Nell drehte
den Kopf hin und her und staunte. Diese Frisur stand ihr wirklich gut,
gleichzeitig war sie schlicht und sehr praktisch für die lange Fahrt in der
Kutsche. „Es ist unglaublich! Ich sehe aus wie ein junges Mädchen!“, rief
sie aus.
Cooper
strahlte. „Nein, Mylady, Sie sehen aus wie eine zukünftige Braut.“
Eine zukünftige
Braut. Nell betrachtete sich wieder im Spiegel. Nicht gerade wie eine richtige
Braut, befand sie, aber sie sah auf jeden Fall besser aus als früher, als sie
noch jünger gewesen war. Zu der Zeit ihres Debüts hatte Papa gerade Geld gehabt
und eine ziemlich einschüchternde Coiffeuse eingestellt, die einen
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