Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anne Gracie

Anne Gracie

Titel: Anne Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zarte Küsse der Sehnsucht
Vom Netzwerk:
Ri­tu­al fest, um die­se Ta­ges­zeit
Tee und Ge­bäck ser­vie­ren zu las­sen. Sie tat das Tib­by, aber auch sich selbst
zu­lie­be, und so muss­te Tib­by mit dem Le­sen des Briefs noch län­ger war­ten.
    Sie trank
ih­ren Tee, ver­speis­te lust­los ein Stück Ge­bäck und be­müh­te sich, der
Un­ter­hal­tung zu fol­gen. Zum Glück be­fan­den sich ge­ra­de Gäs­te im Pa­last, so­dass
Cal­lie zu be­schäf­tigt war, um mit­zu­be­kom­men, wie un­kon­zen­triert ih­re Freun­din
am Tisch saß. So­bald die Tee­ze­re­mo­nie be­en­det war, ent­schul­dig­te Tib­by sich und
zog sich in den Gar­ten zu­rück.
    Es war ein
fri­scher, küh­ler Tag, und sie wuss­te, wo sie jetzt un­ge­stört blei­ben wür­de. Es
wür­de zwar kaum noch ei­ne Stun­de hell sein – die Ta­ge wur­den jetzt schon so
schnell kür­zer –, aber wenn sie auf ihr Zim­mer ging, um den Brief dort zu
le­sen, wüss­te je­der, wo sie zu fin­den war. Sie konn­te es nicht er­tra­gen ge­stört
zu wer­den, wenn sie einen von Ethans Brie­fen las.
    Sie ging
auf das ho­he He­cken­la­by­rinth zu und be­gab sich ziel­stre­big in des­sen Mit­te.
Dort setz­te sie sich auf die Bank, hol­te tief Luft und zog den Brief her­vor.
Vor­sich­tig er­brach sie das Sie­gel und strich lie­be­voll die Brief­bö­gen glatt.
    Mei­ne
lie­be Miss Tib­by ...
    Die
ver­trau­te Hand­schrift brach­te sie zum Lä­cheln, die­se Schrift war ge­nau wie
Ethan selbst – un­eben, un­kon­ven­tio­nell und at­trak­tiv. Sie warf einen ra­schen
Blick auf das zwei­te Blatt und, ja, da war ei­ne Zeich­nung. Tib­by zwang sich,
sie sich nicht gleich an­zu­se­hen, noch nicht.
    Ganz
lang­sam und mit Ge­nuss las sie den Brief, bei je­dem Wort glaub­te sie, Ethans
me­lo­di­öse, tie­fe Stim­me zu hö­ren. Sie lieb­te es, wie er über die Er­eig­nis­se in
sei­nem Le­ben schrieb – dar­über, wie die Pfer­de sich mach­ten, über sei­ne
Hoff­nun­gen, ein ganz be­stimm­tes Foh­len be­tref­fend, über sei­ne Freund­schaft mit
dem ält­li­chen Vi­kar und über ih­re re­gel­mä­ßi­gen Schach­par­ti­en.
    Und – ach!
Er hat­te ein klei­nes Haus ge­kauft. Ein Haus ... Wo­zu brauch­te er ein Haus? Mit
drei Schlaf­zim­mern.
    Jetzt
end­lich sah sie sich die Zeich­nung ge­nau an. Sie war wun­der­schön ge­zeich­net,
le­ben­dig und an­mu­tig. Das Haus war de­tail­ge­treu wie­der­ge­ge­ben, und die Ro­sen
vor dem Ein­gang wirk­ten so echt, dass man bei­na­he ih­ren Duft wahr­zu­neh­men
glaub­te. Aber die Frau ...
    Tib­by kniff
die Au­gen zu­sam­men und ver­such­te, ih­re Ge­sichts­zü­ge zu er­ken­nen, doch er hat­te
wirk­lich nur ih­re Um­ris­se ge­zeich­net.
    Rasch las
sie den Brief wei­ter und hielt er­schro­cken den Atem an.
    ... die
Da­me, der ich den Hof ma­che ...
    Ethan
mach­te je­man­dem den Hof! Er um­warb ei­ne Da­me! Einen Mo­ment lang be­kam Tib­by
kei­ne Luft. Es war, als las­te­te ein Stein auf ih­rer Brust. Sie starr­te die
Wor­te an.
    ... die
Da­me, der ich den Hof ma­che, ist so vor­nehm und ge­bil­det ...
    Sie at­me­te
ein paar Mal tief durch. Ich bin froh, dass er je­man­den ge­fun­den hat, sag­te
sie sich, den­noch fiel ihr das At­men ziem­lich schwer. Mr De­la­ney – es war
nicht an­stän­dig, einen ver­lob­ten Mann in Ge­dan­ken beim Vor­na­men zu nen­nen – war
ein gu­ter, star­ker und sehr at­trak­ti­ver Mann mit so viel Char­me. Ein ech­ter
Gent­le­man. Da war es doch nur na­tür­lich, dass er sich ei­ne hüb­sche jun­ge Frau
such­te und mit ihr ei­ne Fa­mi­lie grün­de­te.
    Was hat­te
sie denn ge­dacht? Dass er einen zwei­ten Blick auf ei­ne spin­del­dür­re al­te
Jung­fer wer­fen wür­de, die ih­rem sie­ben­und­drei­ßigs­ten Ge­burts­tag ent­ge­gensah?
Selbst­ver­ständ­lich nicht, nicht ein so vi­ri­ler Mann wie Ethan. Er hat­te
be­stimmt die freie Aus­wahl un­ter den Da­men. Wahr­schein­lich schrieb er Tib­by nur
aus Dank­bar­keit, weil sie ihm das Schrei­ben bei­ge­bracht hat­te.
    Wie schön,
dass die­se rei­zen­de jun­ge Frau ge­bil­det war, sie wür­de Eth... Mr De­la­ney mit
sei­nen Bü­chern hel­fen kön­nen.
    Ich freue
mich für ihn, re­de­te sie sich ein. Wirk­lich sehr. Sie war ge­ra­de­zu be­geis­tert.
Sie wür­de ihm gleich schrei­ben und ihm

Weitere Kostenlose Bücher