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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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meiner letzten Untersuchung, was gut war, und ich fand heraus, dass ich nicht länger die Voraussetzungen für reduzierte Gebühren erfüllte, an die ich wegen meines niedrigen Einkommens gewöhnt war. Aber das war in Ordnung, denn jetzt hatte ich eine Krankenversicherung.
    „Ich wünschte, mir würde es gelingen, fünf Kilo abzunehmen“, erklärte die Arzthelferin, nachdem sie einen Blick auf meine Karteikarte geworfen und mich kurz gemustert hatte. „Aber ich esse einfach viel zu gern.“
    „Ich auch. Es kostet einfach …“ Disziplin war das Wort, das mir auf der Zunge lang, und ich musste wieder an die Nachricht auf der Karte denken. „… Mühe.“
    Sie tätschelte ihre runde Hüfte und ihren Bauch und seufzte. „Ja, macht nicht alles im Leben Mühe?“
    Natürlich war es so. Man brachte es nicht weit, wenn man der Meinung war, man könne es mühelos zu irgendetwas bringen. Aber ich sagte nichts mehr, sondern bezahlte einfach meine Rechnung und ging meiner Wege.
    Dennoch beschäftigte ich mich in Gedanken weiter damit. Disziplin.
    Ich dachte auf dem Heimweg darüber nach und auch im Fahrstuhl auf dem Weg nach oben in mein Apartment, wo ich in eine schwarze Yoga-Hose und ein hautenges T-Shirt schlüpfte, auf das vorne in Blockbuchstaben die Worte „Frankie Says Relax“ gedruckt waren. Dieses Shirt brachte ganz mühelos viele Unterhaltungen in Gang. Dazu zog ich die Trainingsschuhe an, die tatsächlich mehr als meine Madden-HighHeels gekostet hatten. Es waren die teuersten Schuhe, die ich jemals besessen hatte. Ich hatte herausgefunden, dass ich mich zwar aus modischen Erwägungen mit Blasen an den Füßen abfinden konnte, nicht aber, wenn ich versuchte zu trainieren.
    Disziplin.
    Heute wirst Du Dein übliches Work-out um fünfzehn Minuten verlängern.
    Ich nahm einen Müsliriegel aus meiner Süßigkeitenschublade und verschlang den saftigen Marmeladenkern und den Vollkornteigmantel. Dann öffnete ich eine Dose Cola light und stürzte den Inhalt mit wenigen Schlucken hinunter. Schließlich tat ich Eiswürfel in eine Flasche und füllte sie mit Leitungswasser. Meine Schuhe mochten von einem teuren Designer stammen, mein Wasser war schlicht und billig.
    Ich nahm die Treppe, um auf diese Weise etwas Extratraining zu bekommen, und lachte dabei in mich hinein, weil ich Befehle befolgte, die gar nicht an mich gerichtet waren. Meine Schritte hallten auf den Metallstufen wider, von denen ich auf dem ganzen Weg ins Erdgeschoss immer gleich zwei auf einmal nahm. Unten stieß ich die Metalltür so heftig auf, dass sie gegen die Wand krachte. Im Riverview Manor gibt es einen hübschen, wenn auch nicht gerade mit den modernsten Geräten ausgestatteten Fitnessraum, wo allerdings kaum jemand trainiert. Ich nehme an, es ist dort einfach nicht schick genug. Als ich den Raum betrat, benutzte jedoch gerade jemand den Crosstrainer. Er hob den Kopf, sagte aber nichts, wenn man sein leises Ächzen nicht als Bemerkung betrachtete.
    Da war er wieder.
    Natürlich! Warum sollte ich nicht ausgerechnet neben diesem gut aussehenden Mann schwitzend und mit verzerrtem Gesicht meine Übungen machen? Schließlich begegnete ich ihm ständig überall. Ich trank einen Schluck Wasser, um mir selbst Mut zu machen, und hüpfte aufs Laufband.
    Nach fünf Minuten brannten die Muskeln in meinen Beinen, und ich warf ihm einen Seitenblick zu. Sein Mund bildete eine feste, gerade Linie der Entschlossenheit. Unter seinen Armen und am Halsausschnitt seines Shirts waren Schweißflecke zu erkennen, was aber kein bisschen abstoßend auf mich wirkte. Im Gegenteil, dieser Anblick löste ein Vibrieren in meinem Unterleib aus. Ein Mann, der hart arbeitet, wirkt so verdammt sexy.
    Ich bemerkte, dass auch er mich von der Seite anschaute. Als sein Gerät piepste, drückte er den Knopf, mit dem man das Training fortsetzen konnte. Aha. Ich verstand. Da wir süchtig danach waren, Schweiß zu vergießen, trainierten wir auf nebeneinander stehenden Geräten und zwangen uns gegenseitig, immer weiterzumachen, selbst wenn wir eigentlich nicht mehr konnten. Nun, das tat ich ohnehin. Für mich war es zu einer Frage der Ehre geworden, mich ächzend und stöhnend durch das Fünfzig-Minuten-Programm des Laufbands zu quälen, auch wenn ich am liebsten abspringen wollte.
    Die Tatsache, dass dieser Kerl einen Körper wie ein Gott hatte und nun kurz anhielt, um sein Shirt abzustreifen, störte mich nicht im Geringsten. Jedes Mal, wenn seine Bauchmuskeln sich deutlich unter der

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