Anonym - Briefe der Lust
Haut abzeichneten, fragte ich mich, wie wohl sein Schweiß schmecken würde, wenn ich meine Zunge an seinem Rippenbogen entlang und von dort zur Vertiefung um seinen Bauchnabel gleiten ließe. Ich bemühte mich, von mir selbst wegen meiner geschmacklosen Gedanken angeekelt zu sein, konnte aber meinen verräterischen Körper nicht davon überzeugen, dass es falsch war, mich an seinem Schenkel reiben zu wollen.
Ich gab dem Fernseher die Schuld.
Zu dieser späten Stunde waren die einzigen Programme, die wir mit dem alten Fernseher im Fitnessraum empfangen konnten, Realityshows, Gameshows oder der Musikkanal. Die schnuckeligen Typen in den Videos waren nett anzusehen, aber sie lösten in mir als Frau höchst interessante Gefühle aus.
So sehr ich mir auch wünschte, Mr Mystery bei den Ohren zu packen und ihn zu reiten wie einen Hengst – wilder, verantwortungsloser Sex gehörte ganz sicher nicht zu meinen Plänen. Ganz besonders nicht mit jemandem, der im selben Haus wohnte wie ich. Männer tratschen. Selbst heutzutage, wo man Frauen zugesteht, Sex und Liebe zu trennen, wie Männer es schon immer tun, und sich zu nehmen, was sie wollen, reden die Männer verächtlich von solchen Frauen. Leicht zu haben. Wanderpokal. Macht für jeden die Beine breit. Türklinke, die jeder mal anfasst. Ich hatte nicht das geringste Interesse daran, wieder im Ruf zu stehen, mit jedem ins Bett zu gehen.
Stattdessen schwitzte ich vor mich hin und unterdrückte das Stöhnen, mit dem ich verraten würde, wie sehr meine Schenkel schon schmerzten, während ich mir schöne Frauen mit Pornostar-Brüsten anschaute, die sich zum Klang von Hip-Hop-Songs auf roten Satinlaken rekelten.
Dabei beobachtete ich ihn verstohlen, um festzustellen, ob er irgendeine Reaktion auf den Pseudofick zeigte, der da im Dreiminutentakt vorgeführt wurde. Sein Profil verriet nichts. Und da ich nicht wagte, den Kopf zu drehen, konnte ich nicht sehen, ob seine Shorts sich vorwölbten.
Was für ein dummer Gedanke! Wer ließ sich mitten im Work-out von ein paar Fernsehbildern heiß machen? Sein Blut wurde an anderen Stellen seines Körpers viel zu dringend gebraucht, als dass er einen Ständer bekommen könnte. Verdammt, ich hatte das Gefühl, mein Herz würde gleich meine Brust sprengen. Ganz sicher konnte ich keinen Tropfen Blut für meine Klitoris erübrigen.
Sein Crosstrainer piepste, um das Ende des Trainingsprogramms anzuzeigen. Er wurde langsamer, griff nach seinem Handtuch und wischte sich das Gesicht ab, während er von dem Gerät stieg. Dann trank er durstig aus seiner Wasserflasche. Als er eine Streckübung machte und sich dabei zu seinen Zehen hinunterbeugte, ächzte ich laut. Der Hintern dieses Typen sah aus, als könnte man Nüsse darauf knacken.
Er hob den Kopf, und um seine Lippen spielte ein Lächeln, als hätte er meine schmutzigen Gedanken gelesen. Ich hoffte inständig, dass er das nicht konnte. Nein, verdammt, ich wünschte mir, er könnte es.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
„… gut …“
In Wahrheit war ich so fertig, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Eine Minute später piepte auch mein Gerät. Mein Programm war abgelaufen. Ich wischte mir das Gesicht trocken und trank ebenfalls Wasser, aber ich machte keine Streckübungen, denn dabei wäre ich sang- und klanglos in Ohnmacht gefallen.
Er war inzwischen zur Kraftstation gegangen, hatte aber noch nicht mit den Übungen begonnen. Anstatt anzufangen, deutete er auf mich. „Kommen Sie her. Versuchen Sie das hier.“
„Oh, lieber nicht.“ Ich schüttelte den Kopf, während gleichzeitig meine Füße dem Sirenengesang von muskulösen Schenkeln und einem unwiderstehlichen Hintern folgten.
„Sie dürfen nicht nur Ihre Ausdauer trainieren“, erklärte mir der Mann. „Sie müssen auch Krafttraining machen. Das strafft den Körper.“
Ich zog kurz in Erwägung, beleidigt zu sein. Andererseits – wenn Adonis deine Figur kritisiert, weiß er wahrscheinlich, wovon er redet. „Okay.“
„Setzen Sie sich.“
Ich gehorchte. Er stellte etwas an der Rückseite des Geräts ein und zog die Seilzüge an beiden Seiten nach unten, sodass ich meine Hände in die Griffe schieben konnte. In der verspiegelten Wand uns gegenüber konnte ich ihn sehen, während er hinter mir stehend erklärte, wie ich an den Griffen ziehen musste, um die Gewichte zu bewegen.
Da meine Füße hinter die gepolsterte Bank gehakt waren und ich mit den Händen die Griffe halten musste, war ich
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