Anonym - Briefe der Lust
Ich schiebe meine Zungenspitze vor und schmecke Schweiß.
Es ist nicht so, dass ich mich nicht bewegen könnte, wenn ich es wirklich wollte. Die Idee ist, dass ich seinem Willen unterworfen bin, dass ich mich wehren und gegen ihn kämpfen muss, wenn ich mich befreien will. Und ich könnte mich befreien, er hat die Fesseln nicht besonders fest verknotet.
Ich will es nur einfach nicht.
Sein Schwanz ist lang und dick. Er füllt mich vollkommen aus, dehnt mich.
Ich muss überhaupt nichts tun. Er übernimmt die Kontrolle, er gibt das Tempo vor, und es ist perfekt. Ich muss ihm keine Anweisungen geben. Er weiß einfach, was er zu tun hat. Jeder Stoß ist hart und süß, bis ich schließlich aufschreie.
Ich schwimme auf den Wellen der Lust. Verliere mich darin. Steige hoch und überschlage mich, winde mich auf seinem Schaft, während er mir mit der flachen Hand auf den Hintern schlägt. Einmal, dann noch einmal. Es tut nicht so weh, dass es mich davon abhalten würde, zu kommen. Ich zucke heftig um seinen Schwanz – um meine Hand.
Es war keine besonders originelle Fantasie. Was sie von anderen Fantasien unterschied, die ich früher gehabt hatte, war die Tatsache, dass der Mann, um den es ging, kein Schauspieler war oder ich einfach ein Gesicht erfunden hatte. Sie handelte natürlich von Mr Mystery, und obwohl meine eigene Hand die Arbeit gemacht hatte, war sein Gesicht der Kick bei der Sache gewesen.
Und mit seinem Bild vor Augen schlief ich ein.
10. KAPITEL
Als ich am nächsten Morgen erwachte, verspürte ich Lust auf Haferflocken.
Die Macht der Suggestion, sagte ich mir, während ich Wasser unter den Inhalt des Pakets rührte, das ich ganz hinten in meinem Schrank gefunden hatte. Bisher hatte ich es stets zugunsten von Diätlimonade und Junkfood ignoriert. Mehr steckte nicht dahinter. Doch als der himmlische Geschmack von Ahornsirup meinen Gaumen traf, wusste ich, dass es mit dieser Sache doch mehr auf sich hatte.
Es war ein schlichter Befehl gewesen. Iss Haferflocken zum Frühstück. Süße sie ganz nach deinem Geschmack. Direkt und unkompliziert.
Auf diese Weise war mir die Entscheidung abgenommen worden, was ich zum Frühstück essen sollte, ein Problem, mit dem ich mich sonst jeden Morgen auseinandersetzte, während ich herumhetzte und versuchte, rechtzeitig fertig zu werden, und kostbare Minuten damit verschwendete, lustlos in meinen Kühlschrank zu starren. Ich musste nicht darüber nachdenken, was ich essen wollte, oder mir Sorgen über meine Ernährung machen. Iss Haferflocken zum Frühstück, hatte in dem Brief gestanden, und ich tat es.
Als Kind hatte ich jeden Tag Haferflocken gegessen. Manchmal auch zum Abendessen. Meine Mom kaufte Unmengen davon im Amish-Markt. Riesige Pakete mit großen, welligen Flocken. Es war nicht die teure Sorte mit dem Bild von Benjamin Franklin, oder wer auch immer das ist, auf der Packung. Es war die Art von Haferflocken, die man ewig kochen muss. Seltsam, dass ich so lange nicht daran gedacht hatte, wie leicht, sättigend und lecker Haferflocken sein konnten, bis ich diese Karte las.
Obwohl die Post fast immer schon verteilt war, bevor ich ins Büro fuhr, nahm ich nur selten die Mühe auf mich, mich mit den anderen Mietern vor den Briefkästen zu drängeln. Meist sah ich erst nach, ob etwas für mich gekommen war, wenn ich von der Arbeit zurückkam. Denn bis jetzt hatte es ohnehin nie etwas Aufregendes gegeben, was ich hätte abholen können.
An diesem Morgen jedoch bahnte ich mir mit den Ellbogen einen Weg durch die Menge und zog meine Post aus dem Briefkasten. Mit klopfendem Herzen blätterte ich die Werbesendungen und Rechnungen durch. Ich hatte eine Postkarte von meinem Zahnarzt erhalten, der mich daran erinnerte, dass die Kontrolluntersuchung fällig war.
Und eine neue Nachricht.
Heute wirst Du Dich stark fühlen und Dir Deiner Schönheit bewusst sein.
Wow.
Ich klappte die Karte zu, schob sie zurück in den Umschlag und warf ihn durch den Schlitz von Briefkasten Nummer 114. Ich gab mir keine Mühe, mein Tun zu verbergen, und kümmerte mich nicht darum, ob jemand mich beobachtete, obwohl sich in diesem Augenblick die Menge der Mieter auflöste und ich plötzlich die Einzige vor den Briefkästen war. Durch das kleine Glasfenster betrachtete ich die Karte, die nun zwischen der übrigen Post lag, und wunderte mich, dass solch ein schlichter Befehl mich vollkommen atemlos machen konnte.
Paul war oft auf Reisen, sodass es nicht ungewöhnlich war, wenn ich ihn
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