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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Goldrand. Es war der perfekte Briefbogen, um etwas so Intimes und Eindeutiges aufzuschreiben, wie es hier gefordert wurde. Von diesem Papier besaß ich nur zwei Blätter.
    Ich klappte die Karte vorsichtig zusammen und schob sie zurück in den Umschlag, den ich so zärtlich schloss, wie ich die Decke über die Schultern eines Geliebten ziehen würde, der neben mir im Bett lag, in dem ich soeben fröstelnd erwacht war. Dann legte ich den Umschlag auf den Tisch, schob ihn von mir und faltete die Hände, während ich ihn anstarrte. Das Geheimnis, wer wohl der Absender dieser Nachrichten sein mochte, war von der noch faszinierenderen Frage verdrängt worden, warum sie geschrieben wurden.
    Ich stand vom Tisch auf und füllte unter dem Wasserhahn ein Glas. Doch obwohl ich das Wasser hinunterstürzte wie ein Alkoholiker seinen Whiskey, löschte es nicht das Feuer, das in meiner Kehle aufstieg und meine Wangen zum Brennen brachte. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Küchentheke. Die Nachricht lag dort auf meinem Tisch. Nicht anklagend.
    Einladend.
    Welche sexuelle Erfahrung aus einer langen, langen Liste
    würde ich als die erotischste bezeichnen? Nicht das erste Mal, als ich es einem Typen mit dem Mund besorgt hatte, oder das erste Mal, als jemand anders mich mit der Hand zum Höhepunkt gebracht hatte. Auch nicht das erste Mal, als ich richtig vögelte. All diese Gelegenheiten waren durchaus eine Erinnerung wert. Ich hatte schon oft Sex gehabt, und meistens war es gut gewesen. Gelegentlich aber auch ziemlich schlecht. Es gab eine Menge sexueller Erfahrungen, über die ich hätte schreiben können, aber welche war es wert, auf mein schönstes Papier gebannt zu werden? Mit meiner besten Tinte?
    Ich beschäftigte mich damit, meine ohnehin schon ordentliche Küche aufzuräumen, aber es gelang mir nicht, die Karte aus meinen Gedanken zu verdrängen. Die ersten Nachrichten waren schlichte, wenn auch hintergründige Anweisungen gewesen. Iss Haferflocken. Mach Sport. Fühl dich schön. Es hatte etwas von einem Spiel gehabt, diese Vorschläge in meinem Hirn zu verankern und mich auf diese Weise dazu zu bringen, Dinge zu tun, die ich wahrscheinlich irgendwann auch ohne diese Nachrichten getan hätte. Aber diese Karte war … anders. Was sich vorher harmlos angefühlt hatte, erschien jetzt ein bisschen gefährlich.
    Und auch verdammt sexy.
    Es ist spät abends.
    Das Zimmer wird nur vom flackernden blauen Licht des Fernsehers in der Ecke erleuchtet. Der Ton ist leise gestellt, weil es nicht so wichtig ist zu hören, was gesagt wird. Wichtig ist zu sehen, was da passiert. Ich habe diesen Film früher schon mal angeschaut, jedenfalls einzelne Szenen davon, aber es ist das erste Mal, dass ich ihn am Stück sehe.
    Als der Vorspann anfängt, unterbricht er seinen Kuss und lässt seine Hände auf meinem Bauch ruhen, von wo aus sie gerade auf dem Weg nach oben zu meinen Brüsten waren. „Heiß“, murmelt er. „Dieser Film ist heiß.“
    Ich ziehe seinen Kopf wieder zu mir herunter und presse meine Lippen auf seinen Mund, um seine Aufmerksamkeit vom Fernseher auf mich zu lenken. Ich öffne meine Lippen und meine Schenkel für ihn und ziehe ihn auf mich. Umschlinge ihn fest. Auch mein Herz ist weit geöffnet, obwohl ich ihm noch nicht gesagt habe, dass ich ihn liebe. Das sind Worte, die auf die Rückseite von Fotos und als Gravur in Freundschaftsringe gehören.
    Solche Dinge haben wir zwei, er und ich, nicht. Wir haben den Rücksitz seines Autos, nach der Schule haben wir den Platz unter den Tribünen. Die letzte Reihe im Kino. Oder den Keller im Haus seiner Eltern und diese Couch.
    Aber als ich den Song höre, den meine Mom wieder und wieder von einer der alten Musikkassetten aus ihrer Jugend abspielt, bin ich es, die den Kuss unterbricht und den Kopf hebt, um zu sehen, was da vor sich geht. Ich weiß, warum sie diesen Song liebt. In ihrer Jugend war sie ein Fan von Duran Duran, mit allem Drum und Dran, inklusive Filzhut und blondgefärbter Haarsträhne, genau wie der Bassspieler John Taylor, der Typ, der diesen Song singt. Nun, er singt eigentlich nicht, sondern zelebriert ihn irgendwie. Ich wusste, sie liebte den Song, weil er ihn sang, aber bis jetzt hatte ich keine Ahnung gehabt, dass er aus diesem Film stammt.
    Die Frau auf dem Bildschirm beißt sich in den Finger. Die Diavorführung, die sie sich anschaut, wechselt zu einem neuen Bild, aber im Film wird nicht gezeigt, was sie dort betrachtet. Man sieht nur sie. Sie berührt sich

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