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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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können, die das verfallene Gebäude umgeben. Aber dank meiner verbesserten Sehkraft bemerke ich, dass Rauch aus dem kaputten Dach aufsteigt.
    Als wir durch die Hintertür des Speichers treten, rechne ich damit, dass Ray mit einem Bier in der Hand hinter dem Feuer hockt und Menschenfleisch aus dem Glas isst, wie in einer Szene aus einem alten Western. Stattdessen leisten Zack und Luke ihm Gesellschaft. Und auf dem Boden zwischen ihnen liegt eine weitere Person. Regungslos.
    »Howdy«, sagt Ray mit halbvollem Mund. »Setzt euch und macht es euch bequem.«
    Die drei rösten Gliedmaßen über dem offenen Feuer. Darüber steht ein provisorischer Räucherschrank, in dem von Haken dünne Fleischstreifen herabbaumeln. Neben einer blutverschmierten Säge und mehreren gebogenen Jagdmessern stehen einige Gläser mit frisch abgefülltem Fleisch. Während die Gliedmaßen vor sich hinzischeln, greift Luke in die Körperhöhle des toten Mannes auf dem Boden und zieht etwas heraus, das wie die Leber aussieht, beißt es in zwei Hälften und reicht eine davon seinem Zwillingsbruder.
    Da Rita und ich vorhin bereits ordentlich gegessen haben, sind wir noch satt. Jerry hingegen läuft das Wasser im Mund
zusammen. Er wendet sich an mich. »Alter, hast du das auch mit deinen Eltern gemacht?«
    Nicht ganz, erkläre ich ihm.
    Der Arm des toten Mannes ist inzwischen gut durch, und Ray fängt an, ihn mit den Zähnen zu bearbeiten. Zack und Luke folgen seinem Beispiel, indem sie aus dem rechten beziehungsweise linken Unterschenkel verkohlte Fleischstückchen herausreißen und mit Bier hinunterspülen.
    Mal ganz ehrlich, wenn ich sehe, wie die drei hier menschliche Gliedmaßen über dem Feuer grillen und in sich hineinstopfen, kommt mir das weniger zivilisiert vor, als bei Kerzenschein die gerösteten Rippchen meiner Mutter mit einer gedünsteten Artischocke zu verspeisen, während im Hintergrund Billie Holiday läuft.
    Aber vielleicht geht das nur mir so.
    Jerry tritt ans Feuer und schnappt sich ein halb geräuchertes Stück Fleisch.
    »Schätze, ihr seid irgendwie dahintergekommen, dass das in den Gläsern kein Wild war«, sagt Ray, ein Stück Unterarm im Mund.
    »Irgendwie schon«, sage ich.
    »Hey«, sagt er. »Das ist gut. Deinem Bein scheint’s inzwischen sehr viel besser zu gehen. Ich glaube, es hat weniger als eine Woche gedauert, dass meine Schusswunde verheilt ist, nachdem ich angefangen habe, regelmäßig Menschenfleisch zu essen.«
    Mich beschleicht der Gedanke, dass Ray von seiner Frau vielleicht gar nicht vor die Tür gesetzt wurde, weil sie seinen Gestank nicht mehr ertragen hat. Oder falls doch, dann ist Ray zurückgekehrt und hat sie in Einmachgläser abgefüllt.

    »Ray«, sagt Rita. »Wir müssten uns mal deinen Wagen leihen.«
    »Geht klar«, sagt Ray, während er mit einem abgenagten Fingerknochen in seinen Zähnen herumstochert. »Schlüssel sind im Lager. Müsst ihr irgendwas entsorgen?«
    »So in der Art«, sagt Rita.
    Während sie sich den Schlüssel holt, greift Jerry nach einem Stück geräuchertem Menschenfleisch und stopft es sich komplett in den Mund, außerdem steckt er noch eins für unterwegs ein. Er hat kein einziges Mal nach Rays Playboy -Heften gefragt.
    Als wir den Speicher verlassen, werfe ich einen Blick zurück ins Innere, worauf Ray mir zuwinkt - allerdings nicht mit seiner eigenen Hand, sondern mit dem linken Arm des Toten, bevor er ihn aufspießt und übers Feuer hält. Neben ihm nagen Zack und Luke jeder an einem Wadenbein.
    So viel zum Thema nette, freundliche Zombies.

KAPITEL 40
    Südlich von Santa Cruz schlängelt sich der Highway 1 durch Monterey hindurch und weiter an Carmel vorbei, bevor er direkt an der Küste verläuft. Zur einen Seite wird die zweispurige Straße von Bäumen und Gesteinsmassen gesäumt, während auf der Meeresseite in mehr als dreißig Metern Tiefe die Wellen gegen die Felsen klatschen.
    Etwa fünfundzwanzig Kilometer hinter Big Sur gibt es nichts mehr, was auf eine Ortschaft hindeuten würde, dort führt der Highway durch eine völlig unbewohnte Gegend, in der vor Sonnenaufgang so gut wie niemand unterwegs ist. Es regnet immer noch, und die Straße ist ein wenig rutschig - die besten Voraussetzungen für einen Unfall.
    In einer Kurve, wo man zwischen den Leitplanken hindurch einen freien Blick auf die Landschaft hat, wird die Straße lediglich durch mehrere Felsen, die gerade bis zum Schienbein reichen, von dem fünfzehn Stockwerke tiefen Hang getrennt. Nachdem wir uns

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