Anruf vom Partner
mich an. »Stimmt irgendwas nicht, Albert? Hat es etwas mit diesem merkwürdigen Mädchen zu tun, das du hier runtergebracht hast?«
Ich wollte eigentlich sagen: »Nein.« Aber ich zögerte.
»Sie ist zu jung für dich, mein Sohn.«
Ich wollte gerade belustigt alles leugnen, als Norman sich hinter mir durch die Tür schob.
Wir sahen einander an. Er sagte: »Oh.« Dann drehte er sich um und ging wieder hinaus.
»Sie mag dir zwar zuerst aufregend erscheinen«, sagte Mom, »aber du hast ganze Jahrzehnte durchlebt, von denen sie nie was gehört hat, daher wird euch bald der Gesprächsstoff ausgehen.«
Ich sagte: »Es ist nichts dergleichen.«
»Du hast doch nichts gegen einen mütterlichen Ratschlag oder, mein Sohn?«
»Natürlich nicht.«
»Laß dich nicht von deiner Phantasie übermannen. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.« Mit diesen Worten wandte sie sich wieder dem Fernseher zu.
Ich ging und schloß die Tür hinter mir.
Aber als ich mich dem Fuß der Treppe näherte, die zu meinen Räumen führte, tauchte aus irgendeiner dunklen Ecke Norman auf. »Nun?« fragte er.
»Nun was?«
»Um Himmels willen!« sagte er. Und stampfte an mir vorbei Richtung Wohnzimmer.
Als ich wieder in meinem Büro war, stellte ich fest, daß ich vergessen hatte, meinen Anrufbeantworter einzuschalten, bevor ich aufgebrochen war.
Das ärgerte mich in einem Maße, das in keinem Verhältnis zur Wichtigkeit des Vorfalls stand. Es war ein kleiner Fehler im routinemäßigen Arbeitsablauf, ein Verstoß gegen die Regeln, die mein neues Ich für das neue Leben aufgestellt hatte.
Keine große Sache, aber … Entweder spielte ich dieses Spiel, oder ich ließ es.
Nach ein paar Augenblicken der Selbstzüchtigung vergab ich mir. Und zur Belohnung erinnerte sich mein Gehirn daran, warum meine Herzdame nicht verfügbar war, um meine selbstquälerischen Ergüsse zu beschwichtigen: Sie nahm an der Versammlung einer Selbsthilfegruppe für Pflegeeltern teil.
Ich beschloß zu lesen. Ich ging in mein Schlafzimmer und wählte von den Regalen, die die Wand neben dem Bett säumen, Chance & Necessity aus. Es geht da um den Ursprung des Lebens. Nun, mein Leben stand an einem neuen Anfang. Vielleicht konnte mir das Buch ja ein paar Tips geben.
Und dann hörte ich es klopfen.
Aber es war nicht die Scum Front auf dem Aufgang vor dem Büro. Es war Mom an der Tür, die mich mit dem Rest ihres Hauses verbindet.
Sie sagte: »Ich wollte noch sagen, mein Sohn, wenn du in irgendwelchen Schwierigkeiten bist, ich habe jetzt eine Waffe.«
»Du hast was?«
»Du kannst sie dir leihen, wenn du sie brauchst.«
»Eine Waffe? Wie meinst du das, eine Waffe?«
Sie zog eine kleinkalibrige Automatik aus der Tasche ihres Bademantels und zeigte sie mir.
»Ist dieses Ding geladen?«
»Anders hätte das Ding nicht viel Sinn, wie? Aber es ist gesichert. Siehst du?«
Ich sah. »Was ist bloß in dich gefahren, daß du dir eins von diesen Dingern beschafft hast?«
»Entscheidend ist nicht das Werkzeug«, sagte sie, »entscheidend ist, wie man das Werkzeug benutzt.«
»Was meine Frage nicht beantwortet.«
»Oh, ich dachte nur, es wäre vielleicht eine gute Idee«, meinte sie. »Ich finde, eine Witwe hat ein Recht auf ein wenig Schutz.«
»Ist das Normans Idee gewesen?«
»Kümmer dich nicht um Norman, mein Sohn. Er meint es nur gut.«
»Ach ja?«
»Ja«, sagte sie. »Obwohl er, wie ich zugeben muß, ein wenig grob ist.«
»Du willst mir doch nicht erzählen, daß sich unter der harten Schale ein Juwel verbirgt, hoffe ich.«
»Er ist mir auf jeden Fall eine Hilfe.«
»Weißt du, daß er was dagegen hat, daß ich hier wohne und arbeite? Daß er glaubt, ich würde dich übervorteilen?«
»O ja. Aber ich habe ihm gesagt, daß du mir Miete zahlen wirst, sobald du erst fest auf deinen Füßen stehst.«
»Das wird bald soweit sein, Mom«, sagte ich. Es sollte eigentlich stark und entschlossen klingen, kam aber ziemlich schwächlich.
»Da bin ich mir sicher«, sagte sie.
»Ich lasse ein paar Fernsehspots machen. Die müßten jetzt bald auf Sendung gehen.«
»Oh, gut. Welcher Sender?«
»Einer von denen aus dem neuen Kabelsystem.«
»Oh.«
»Ich werde ihn dir abonnieren, wenn du nichts dagegen hast. Ich bezahle natürlich auch.«
»Nun, wir werden sehen«, sagte sie. Und fügte dann hinzu: »Möchtest du die Waffe gern haben, mein Sohn?«
»Bitte ziel nicht mit diesem Ding auf mich!«
»Ich werde dich schon nicht erschießen. Ich habe
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