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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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geübt.«
    »Wo?«
    »In einem der Einkaufszentren draußen an der Southeastern gibt es einen Schießstand. Ich bin die letzten beiden Sonntage dort gewesen.«
    »Mit Norman?«
    »Es macht mir viel Spaß. Und ich werde immer besser. Jetzt treffe ich fast jedesmal die Zielscheibe.«
    »Du wirst dir sicher zum Geburtstag eine größere Waffe wünschen, mit Schalldämpfer und allen Schikanen.«
    »O nein«, sagte sie. »Noch nicht. Aber denk dran, mein Sohn, sie ist hier, falls du sie brauchst.«
    »Ich werde dran denken, Mom.«
    »Das ist gut.«
    »Okay.«
    Sie blickte zu mir auf. »Albert, ist alles in Ordnung bei dir?«
    »Klar doch.«
    »Es ist komisch, weißt du. Ein Junge wie du, der plötzlich nach all diesen Jahren sein Geschäft so ganz anders anpackt. Ich hoffe, du versuchst nicht etwas zu sein, was du nicht bist. Wir sind nicht alle dazu bestimmt, erfolgreich zu sein, mein Sohn, aber wir sind alle dazu bestimmt, wir selber zu sein.«
    »Es ist alles bestens.«
    »Und dann bringst du eine seltsame junge Frau mit… Ich weiß nicht. Ich weiß einfach nicht.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Mom.«
    »Ich wünschte, ich könnte das glauben«, sagte sie, als spräche sie mit sich selbst. Dann fügte sie hinzu: »Hättest du Lust, runterzukommen und mit mir und Norman Scrabble zu spielen?«
    »Ich glaube, ich werde diese Runde auslassen. Danke für die Einladung.«
    »Du mußt wahrscheinlich noch arbeiten, jetzt, wo du so viel zu tun hast.«
    »Das stimmt. Ich erwarte einen Anruf.«
    Noch bevor ich ausgesprochen hatte, klingelte das Telefon.
     
     

21
    Am Apparat war Quentin Quayle. »Albert, die Sache läuft schief!«
    »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Ich muß vielleicht dem Ganzen ein Ende machen!«
    »Selbstmord sollte es in diesem Fall aber nicht sein.« Mit ruhiger Stimme, in der ein Hauch von Kritik mitschwang, sagte er: »Seien Sie nicht dumm. Das habe ich nicht gemeint.«
    »Ah.«
    »Aber ich muß augenblicklich mit Ihnen reden.«
    »Soso.«
    »Na, kommen Sie schon. Nehmen Sie sich von dem Geld, das ich Ihnen gegeben habe, soviel Sie benötigen, aber kommen Sie.«
    »Glauben Sie nicht, daß Sie ein klein wenig…«
    »Bitte!« sagte er.
    Ein Zauberwort, vor allem im Zusammenhang mit der Tatsache, daß das Warten auf die Scummies mich nervös machte. Ich sagte: »Geht in Ordnung.«
    *
    Meinem Poeten war eine Wohnung im dritten Stock an der Ecke Achtunddreißigste Straße und Meridian Nord zur Verfügung gestellt worden. Ich brauchte fast geschlagene zwanzig Minuten, um an seine Tür zu gelangen, und als er sie öffnete, sagte er: »Ah, Albert!« Und begleitet wurden diese vielsagenden Worte von einem theatralischen Stoßseufzer, der die sofortige Rückkehr zum Stummfilm bedeutet hätte, wäre er je ins Kino gekommen.
    Ich bekam nicht gleich die Chance, ihn zu fragen, worin sein Problem bestand. Er drehte sich um und entfernte sich von mir. Währenddessen raufte er sich in kleinkindhaftem Zorn die Haare.
    Ich war mir nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, dem Ruf meiner verwandten Seele Folge zu leisten, aber ich betrat die Wohnung und schloß die Tür.
    Das Wohnzimmer war vollgestopft mit Möbelstücken und Zierat. Quayle konnte es in wenigen Monaten unmöglich in einen solchen Zustand der Überfüllung versetzt haben. Vielleicht hielt sich Charlotte Vivien diese Wohnung eigens für Poeten.
    Ich war noch nie zuvor in dem Gebäude gewesen, aber es war das Haus, in dem ein Lokalpolitiker sein persönliches Programm gegen die Diskriminierung von Minderheiten betrieb. Jedenfalls laut Miller.
    Quayle drapierte sich auf einem geblümten Sofa hinter einem Couchtisch mit Glasplatte und Bronzebeinen.
    Ich suchte mir einen geraden, hohen Stuhl aus und setzte mich ihm gegenüber.
    »Ich bin am Boden zerstört. Und das, wo wir so ein herrliches Leben vor uns gehabt hätten! Charlotte hat einen anderen.«
    »Deswegen haben Sie mich herkommen lassen?«
    »Natürlich.«
    »Wer ist es?«
    »Oh, ich habe keine Ahnung.«
    »Nun, woher wissen Sie es dann?«
    »Charlotte ist plötzlich nicht mehr so offen zu mir.«
    Ich wartete. Mehr kam aber nicht. »Und das war's?«
    »Ja.«
    »Mein lieber Poet, haben Sie mir nicht erzählt, daß sie dieses Wochenende ihre Kinder zu Hause hatte und ziemlich aufgeregt war?«
    »Sie ist einfach weniger offen. Ich war ein Vertrauter für sie, und plötzlich bin ich das nicht mehr. Da ist ein Mann im Spiel, Albert. So sicher, wie ein Ei ein Ei ist,

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