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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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größere Ziel zu arbeiten. Wir werden uns zu schützen wissen. Ihre Mutter wohnt mit ihrem Geliebten hier. Und wir wissen auch, daß Sie eine Freundin haben. Wir wissen, wo sie wohnt und daß sie einen Sohn und eine Tochter hat. Was ich damit sagen will, ist nur, daß Sie nicht an unserer Entschlossenheit zweifeln sollten.«
    »Ich glaube«, sagte ich, »daß diese Unterredung jetzt beendet ist.«
    »Mr. Samson, wenn wir feststellen, daß wir Ihnen vertrauen können, werden Sie feststellen, daß Sie uns trauen können. Wir haben nicht den Wunsch, Sie in Schwierigkeiten zu bringen, weder in Bezug auf Ihre Lizenz noch auf… irgend etwas sonst. Wir wollen nur, daß die Bombe gefunden und unschädlich gemacht wird. Bitte denken Sie ernsthaft über die Konsequenzen nach, wenn Sie den Auftrag nicht annehmen.«
    »Ich werde ernsthaft darüber nachdenken«, sagte ich.
    »Wenn Sie bereit sind, die Sache anzugehen, dann rufen Sie…« Sie holte aus ihrer Tasche ein Stück Papier mit aus einer Zeitung ausgeschnittenen, aufgeklebten Ziffern heraus. »Das ist die Telefonnummer von Kanal 43 bei Cab-Co. Benutzen Sie ein öffentliches Telefon. Sagen Sie dann zu demjenigen, der an den Apparat geht: ›Naturgrün in Zahn und Klaue.‹ Dann legen Sie auf. Die Polizei überwacht die Leitung. Man kann jetzt Telefongespräche per Computer zurückverfolgen, so daß die Polizei binnen weniger Minuten einen Streifenwagen da haben wird, von wo aus Sie angerufen haben. Wenn Sie dieses Telefonat nicht bis heute nacht um zwölf erledigt haben, dann werden wir alle wissen, wo Ihre Prioritäten liegen.«
    Ich strich das Stück Papier mit der Telefonnummer auf dem Schreibtisch glatt. Ich spürte das ganze Gewicht der Situation auf meinen Schultern. »Ja, in Ordnung«, sagte ich.
    Der Frosch stand auf. Fast augenblicklich standen auch die drei auf meiner Bank auf. Sie gingen allesamt zur Tür und verschwanden.
    »Schönen Tag noch«, rief ich ihnen nach, als die Tür sich hinter ihnen schloß.
    Ich versuchte angestrengt zu lauschen, konnte aber kaum hören, wie die Scum Front meine Treppe hinunterging.
     
     

17
    Ich holte mir Kehrschaufel und Handfeger und fegte die Einzelteile der zerbrochenen Tasse auf.
    Unter den Scherben waren sechs große Stücke. Ich warf eins nach dem anderen in meinen Abfalleimer. Ich wußte, daß sie alle ihr Ziel erreichen würden. So geladen war ich.
    Jeder Wurf ein Treffer. 
    Was für eine Art Leben ist das? Ein schlichter Mann in mittleren Jahren beschließt endlich, ein Stück von sich selbst herzugeben. Er versucht, ein bißchen so wie die anderen Menschen zu sein. Er versucht, das Geldverdienen wichtig zu nehmen. Und was passiert? Ihm rücken Terroristen auf die Bude.
    Aber sind es nette, durchschnittliche Terroristen, die nach dem Motto vorgehen: Tötet alles, was sich bewegt? Nein, nein. Das wäre zu einfach. Es sind »gesellschaftlich verantwortungsbewußte‹ Terroristen. Es sind Bombenleger, die nichts in die Luft sprengen möchten.  
    Ich stand auf.
    Ich leerte die Kehrschaufel.
    Ich brauchte einen Hammer, um mir damit auf den Kopf zu schlagen. Und anschließend aus einem Fenster im zweiten Stock zu springen. Und ausgeraubt zu werden. Hauptsache etwas, das für eine Weile meine Aufmerksamkeit beanspruchen würde. Das mir den Kopf frei machen würde.
    Es war ja schön und gut, wenn Terroristen sich zu Moralaposteln aufschwangen und von Menschenleben redeten, die auf dem Spiel standen. Aber war es meine Pflicht, mich da reinziehen zu lassen? Meine Aufgabe?
    Ich erinnerte mich an die Hände des Froschs. Nicht die Hände einer jungen Frau. Sonnengebräunte Hände.
    Ich wünschte, ich hätte mir die Kleider der Tiere näher angesehen. Turnschuhe, ja, aber Reeboks oder Keds?
    Wer zum Teufel waren diese Leute?
    Drei Erwachsene und ein Kind: »Bitte, Mister, helfen Sie mir, meine Bombe zu finden.«
    Sollte ich nicht einfach die Polizei anrufen? Mochten doch die Bullen den verschwundenen »Gegenstand« finden.
    Das hätte ich doch tun sollen, oder?
    Wo lernt man, wie man eine Bombe macht? Hieß das, daß eine von ihnen bei der Armee gewesen war?
    Aber man mußte immer noch an den Sprengstoff herankommen.
    Sie benutzten Dynamit, und da das auf Farmen und in Steinbrüchen benutzt wurde, war es vielleicht doch nicht so schwierig, an das Zeug heranzukommen. Aber explosive Kontakte und sonnengebräunte Hände?
    Ringe an den Fingern?
    Ich ging zum Kühlschrank, um mir eine Tüte Orangensaft zu holen. Ich gab jede

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