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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Menge Eiswürfel in ein Glas.
    Dann stellte ich den Orangensaft zurück und kaute nur auf dem Eis herum. Kälte. Schock. Klarheit.
    Ich hatte keine Ahnung, wie diese Leute in Zivilkleidung aussahen. Ich konnte ihnen auf der Straße begegnen, ohne auch nur den blassesten Schimmer zu haben.
    Aber das war natürlich der Sinn von Masken und langen Mänteln. Und von einer hohen Stimme. Der Bär und der Gorilla hatten überhaupt nichts gesagt, die perfekte Tarnung.
    Moment mal, ich hatte sie ja auf Band!
    Ich ging wieder in mein Büro und öffnete die Schublade mit dem Kassettenrekorder. Er schien zu funktionieren. Ich hielt ihn an, spulte das Band zurück und drückte auf die Abspieltaste. »Ah, scharf«, hörte ich mich selber sagen. »Ein Ausbruch aus dem Zoo?«
    Mein Telefon klingelte. In echt. Nicht auf Band.
    Ich hielt die Kassette an.
    Mehrere Sekunden lang tat ich nichts.
    Aber das beharrliche, aufdringliche, häßliche Schrillen war zuviel für mich. Schließlich gab ich's auf und ging an den Apparat.
    Der Anrufer war Jerry Miller. Captain Miller. Von der Polizei.
     
     

18
    Mein Herz hämmerte wild. Ich schnappte nach Luft. Ich sagte: »Na, wie steht's denn so, Jer?« und hoffte, daß er nicht meine Gedanken lesen konnte.
    Aber er lauschte auf seine eigene Trommelmaschine. »Mir geht's prächtig«, sagte er. »Janie ist zu einer Tante in Noblesville gefahren, und ich will gerade ausgehen.«
    »Ah«, sagte ich. Miller hat jetzt schon seit einer ganzen Weile eine… ›Freundin‹. Wendy ist beim Lokalfernsehen. Miller ist jetzt viel glücklicher als früher. Seit seiner Beförderung.
    Er sagte: »Also, wann startet deine große Werbekampagne im Fernsehen?«
    »Was?«
    »Ich dachte, du läßt einen Werbespot machen.«
    »Oh. Ja. Ja.«
    »Wird es was für die Presse geben? Mit Schönheitsköniginnen, die um dein Vergrößerungsglas drapiert werden?«
    Ich brachte es fertig zu sagen: »Ich habe da einen Burschen an der Hand. Er macht die Werbung. Er schneidet wohl gerade die Filme.«
    »Gut«, sagte Miller. »Klasse. Aber ich muß unbedingt wissen, wann es kommt.«
    In guter Laune, der Miller.
    Dann sagte er: »Ich hab mir überlegt, ob du nicht Lust hättest, morgen zum Mittagessen rüberzukommen.«
    Mein Herz spurtete wieder los. »Mal nachsehen.«
    Ich legte die Hand auf den Hörer und schloß die Augen.
    »Nun?« hörte ich ihn sagen.
    »Ja«, sagte ich, da mir nicht mal die schlichteste Lüge einfallen wollte. »Essen wir 'nen Happen zu Mittag. Ich ruf dich morgen früh an.«
    »Gut«, sagte er. »Al, da sind 'n paar wilde Sachen im Gange. Wird dich interessieren.«
    »Ach ja?«
    »Unsere Scummy-Freunde haben ihre allwöchentliche Bombe angekündigt, aber als die Jungs hinkamen - nichts.«
    »Ach ja?«
    »Ich schätze, die haben die Bombe überhaupt nicht gelegt und versuchen jetzt, ob sie nicht trotzdem die Publicity kriegen können.«
    »Ja?«
    Er räusperte sich. »Wir haben's hier wohl mit minimalistischen Bombenlegern zu tun.«
    Er wartete darauf, daß ich etwas dazu sagte. Als ich schwieg, meinte er: »Diese Bombenleger, die nichts in die Luft jagen, entwickeln sich jetzt zu Bombenlegern, die nicht mal Bomben legen.«
    Er wollte mich dazu bringen zu sagen: »Du hast früher nie Worte wie ›minimalistisch‹ benutzt.« Ich sagte es.
    »Ja«, erwiderte er überglücklich. »Tja, ich lese jetzt.«
    Ein verliebter Polizist.
    Er sagte: »Wenigstens hat dieser hinterhältige Bastard beim Kabelfernsehen diesmal gespurt. Schlimmm genug, daß er sich mit denen einläßt, aber wenn er ihnen jetzt auch noch Sendezeit geschenkt hätte, ohne daß sie auch nur das kleinste Ei gelegt hätten, na, das wäre wirklich ein starkes Stück gewesen.«
    »Ja«, sagte ich. »Hör mal, Jer, ich muß jetzt los.«
    »Ich auch. Viel Glück.«
    Wir legten auf.
    Und ich setzte mich hin. Ich fragte mich, ob ich meine Entscheidung nicht bereits getroffen hatte. Ich hatte ihm nichts erzählt.
     
     

19
    Ich ging aus.
    Ich fuhr langsam und zuerst in keine bestimmte Richtung. Dann steuerte ich eine Gegend in der Nähe an, die ich gut kannte, und fuhr so lange durch die Gassen und Einbahnstraßen, bis sogar meine Paranoia halbwegs überzeugt war, daß mir niemand folgte.
    Es sei denn, sie hätten meinen Wagen elektronisch markiert.
    Würden sie das tun?
    Ich fuhr kurz auf die Kentucky Avenue raus und dann weiter nach Südwesten, bis ich zu einem Einkaufszentrum kam. Darin befand sich ein Steakhaus.
    Ich hätte mich tatsächlich für

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