Anruf vom Partner
eine Weile an etwas Eßbarem festhalten können.
Ich parkte in einer Ansammlung von Autos. Aber als ich auf das Restaurant zuging, sah ich einen öffentlichen Fernsprecher an der Wand zwischen einem Drugstore und einem Chiropraktiker, und mir wurde klar, daß mir das Telefon wichtiger war als jede verdammte Mahlzeit.
Ich suchte nach ein paar Vierteldollarstücken und rief meine Flamme an.
Sie war nicht zu Hause. Dann fiel mir wieder ein, daß sie nicht zu Hause sein konnte, aber ich hatte vergessen, warum.
Ich ging in das Steakhaus, nahm mir ein Tablett und bestellte einen Kaffee.
»Kaffee? Ist das alles?« fragte mich ein Südstaaten-Dickwanst in roten und weißen Streifen.
Ich sagte: »Äh, nein. Geben Sie mir noch eine gebackene Kartoffel und einen gemischten Salat.«
»He Mann, wenn Sie so 'n verdammter Vegetarier sind, sind Sie hier falsch.«
Ich trat einen Schritt zurück. Ich sah ihn an, während er mich mit unbekümmertem Vergnügen musterte und sich offensichtlich darüber freute, so mühelos jemanden identifiziert zu haben, der ›anders‹ war.
»Stimmt was nicht?«
»Sie haben recht«, sagte ich. »Ich glaube, ich bin vielleicht wirklich am falschen Platz.«
Ich ging.
Ich folgte dem Gehsteig des Einkaufszentrums zurück zu dem Drugstore und schweifte eine Weile in dessen Gängen herum.
Als ich zum Stand mit dem Kram für die Indy 500 kam, blieb ich stehen.
Plötzlich wollte ich mit meiner Tochter reden.
Aber ich wußte, was sie sagen würde. Sie würde mich in einem Berg von Plüschtieren verschwinden lassen, mich in Masken kleiden und mir komische Stimmen vormachen, und sie würde die ganze Zeit über schallend lachen. Immer voller Tatendrang, meine Tochter. Ihrer Meinung nach war ein ruhiger Abend zu Hause eine Übung fürs Grab.
Ich lächelte. Ich lachte kurz.
Mein kleines Mädchen, mein kleines, weit entferntes Mädchen.
Eine Frau in meiner Nähe - sie trug eine sepiafarbene Satinjacke - wußte nicht, daß ich wegen des Kindes lächelte.
Sie dachte, ich wäre auf eine Anmache aus. Also sagte sie: »Träum was anderes, Blödmann.«
»Was?«
»Da läuft nichts, Alter«, sagte sie. Sie griff sich ein Indy 500 Party-Pack und sechs karierte Flaggen und verschwand.
Es erschien mir passend, mich in die entgegengesetzte Richtung zu entfernen.
Mein Weg führte mich schnurgerade auf die Kasse zu. Ich nahm mir einen Schokoladenriegel. Ich zahlte in bar.
Draußen ging ich wieder zum Telefon. Ich rief die Nummer bei Cab-Co an. Ich sagte: »Naturgrün in Zahn und Klaue.« Dann legte ich auf.
Ich sah mich um und wurde mir plötzlich der Tatsache bewußt, daß mein Telefongespräch sich für einen potentiellen Lauscher nur um eine Shrimp-Breite von einem Cocktail unterschied. Ich hatte Angst, diese Sepiasatinjackenfrau könnte sich mit einem weißen Netz an mich heranpirschen.
Aber ich war allein.
Ich blieb mehrere Sekunden lang stehen, während mein Herzschlag sich verlangsamte, dann ging ich zurück zu meinem Wagen und stieg ein.
Als ich nach meinen Schlüsseln suchte, fand ich den Schokoladenriegel. Ich wickelte ihn aus, ohne das Papier zu zerreißen, und nahm dann einen kleinen Bissen.
Ich stellte zu meiner Unterhaltung das Radio an. Ein Discjockey versuchte, mir eine Markenpizza zu verkaufen, daher stellte ich die Lautstärke runter, bis ich die Worte nicht mehr verstehen konnte.
Ich ließ die Schokolade schmelzen.
Dann wurde irgendwelche Musik gespielt. Ich drehte die Lautstärke rauf und summte mit.
Ich nahm noch einen Bissen.
Ich hatte noch den halben Riegel übrig, als die Bullen kamen.
Der erste Wagen hielt mit quietschenden Bremsen. Ihm folgten zwei weitere mit der Geschwindigkeit, mit der Fliegen der Scheiße folgen.
Meine Windschutzscheibe war ein Fernsehschirm. Ich sah zu, wie die Streifenpolizisten sich am Telefon versammelten. Einer von ihnen öffnete ein Päckchen und holte das Klebeband heraus, mit dem sie ein abgesperrtes Gebiet markieren.
Ein vierter Wagen fuhr vor und machte sich nicht die Mühe, ordentlich einzuparken, daher mußte ich, als ich beschloß, auf einen anderen Sender umzuschalten, einen langen Umweg zum Ausgang des Einkaufszentrums nehmen.
Der erste Polizist war viereinhalb Minuten nach meinem Telefonat eingetroffen.
20
Als ich an ihrer Wohnzimmertür klopfte, war Mom im Bademantel und allein mit dem Fernseher. »Komm rein, Sohn«, sagte sie. Sie stellte den Ton ab.
»Hattest du einen schönen Sonntagsausflug?« fragte ich. Sie sah
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