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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Entschluß. »Kennen Sie den Club?« fragte sie.
    »Welchen Club?«
    »Ist kein richtiger Club. Aber ist auch kein Hauptquartier.«
    »Nein?«
    »Was da läuft, hat mehr mit dem anderen Ende zu tun.«
    »Wie bitte?«
    »Sie kapieren's nicht, wie?«
    »Nein.«
    »Die nennen es Hauptquartier.«
    »Ah, ah.«
    »Sie sind 'n bißchen behämmert, wie? Na, dann treten Sie dem Club besser bei.«
    Die Frau trat auf die Veranda hinaus und zeigte die Straße hinunter. »Ist ein kleines weißes Haus drüben auf der Vierundzwanzigsten Straße, von hier aus noch über die Illinois Street. Die haben da 'n Schild drauf, auf dem steht HQ. Da drin schmieden die ihre Pläne.«
    »Und da würde ich ihn wohl auch finden?«
    »Das hab ich doch gesagt, oder?« Sie schüttelte ein paarmal den Kopf und kehrte mir dann den Rücken zu.
    Der Pick-up parkte vorm HQ. Das Gebäude war früher ein kleiner Lebensmittelladen gewesen, jedenfalls wenn man Rückschlüsse von den Plakaten an der Mauer ziehen durfte. Aber es war offensichtlich, daß er wie so viele andere Geschäfte in diesem Viertel schon lange Zeit vernachlässigt worden war. 
    Aber jetzt wurde er wieder benutzt. Unter dem Dach prangten in schwarzer Farbe große und kleine Buchstaben. Die großen Buchstaben lauteten HQ-CLUB. Die kleinen lauteten: »Helfen Sie unser Quartier retten.«
    Von drinnen hörte ich Männerstimmen.
    Ich klopfte an das Holz, mit dem man das Glas in der Tür ersetzt hatte.
    Das Gespräch verstummte. Aber sonst geschah nichts.  
    Ich klopfte wieder und hörte Schritte.
    Die Tür wurde geöffnet, und ein Hüne von Mann blickte finster auf mich herab. »Also«, sagte er, »was soll das Getöse?«
    »Tut mir leid, Sie zu stören«, sagte ich, »aber man hat mir gesagt, ich würde Cecil Redman hier finden.«
    Ohne seinen Gesichtsausdruck zu mäßigen, drehte der Mann sich eine Spur und rief ins Innere des Hauses: »Cecil. Sieht so aus, als hättest du wieder mal vergessen, deine Schnapsrechnung zu bezahlen.«
    Ohne den Kopf zu bewegen, kniff der Mann die Augen zusammen und nahm mich näher in Augenschein.
    Von drinnen hörte ich: »Was haste gesagt?«, gefolgt von leisem Gelächter.
    »Hier will dich einer sprechen, Cecil. Scheint 'n echt fieser Typ zu sein.«
    »Oh, Scheiße.«
    Zu mir sagte der Hüne: »Kommen Sie nun rein, oder was?«
    Ich ging rein.
    Drinnen war es dunkel. Obwohl auf den Regalen einige Kerzen brannten, kam das Licht in der Hauptsache aus dreißig Zentimeter hohen Lücken über den Brettern in den Seitenfenstern.
    In der Mitte des Zimmers standen zwei Kartentische, die etwa halbe-halbe mit Papieren und leeren Bierdosen bedeckt waren. An einer Wand stand ein weiterer Tisch mit einer Hektografiermaschine und mitten im Raum ein Kerosinofen, der jedoch nicht zu brennen schien. Eine Tür in der gegenüberliegenden Wand konnte nach den Ausmaßen des ganzen Gebäudes zu nichts Größerem als zu einem Wandschrank oder einer Toilette führen.
    An der Tür stand ein leerer Stuhl, der eindeutig meinem ›Gastgeber‹ gehörte. Ein halbes Dutzend weiterer, ungeöffneter Klappstühle lehnte an den Wänden. Zwei andere Stühle in der Nähe der Kartentische waren besetzt. Beide Männer waren schwarz - ein dünner, drahtiger und ein Kahlkopf in einer Blousonjacke, der sogar den weißen Hünen, meinen Türöffner, noch überragte. Nach der Beschreibung von Frau Bär mußte Redman der drahtige Typ sein.
    Redman trug eine Stoffkappe, die ich als grün ausmachen konnte, weil sie zufällig von einem Lichtstrahl getroffen wurde. Er sah mich bei meinem Eintritt mit zusammengekniffenen Augen an. »Sie wollen mich wegen irgendeiner Scheißschnapsrechnung sprechen? Ich habe keine Schnapsrechnungen offen.«
    »Ich bin kein Schuldeneintreiber«, sagte ich.
    »Was sind Sie denn?« fragte er.
    Diese Frage schien alle Männer zu interessieren. Die Blicke der sechs Augen waren plötzlich ziemlich deutlich zu spüren.
    Ich hatte mir ein paar Geschichten zurechtgelegt - Lügen -, die ich Redman erzählen konnte, falls ich ihn fand. Aber unter dem Druck dieser genauen Musterung entschied ich mich dafür, es zuerst mit einem Bröckchen Wahrheit zu versuchen. »Ich bin Privatdetektiv«, sagte ich.
    Redmans Wangen bliesen sich vor Mißfallen auf. »Was sagt der?« Er wandte sich ab. »Au Scheiße«, sagte er.
    Die anderen Männer lächelten, und die Blousonjacke sagte: »Hab ich dir doch gesagt, Cecil. Hab ich dir nicht gesagt, daß sie ein hundsgemeines schwarzes Teufelsweib ist?

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