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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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gesehen, der mit einem Ding gedribbelt hat, aus dem Drähte rausguckten. Und getickt hat es auch.«  
    »Nein, natürlich sollst du dir nichts ausdenken.«
    »Also, was ist dann dein Problem? Meinst du, ich wäre ein Scum Fronter?«
    »Hmm, nein«, sagte er, als wären da zwei Prozent ›vielleicht‹ mit drin. »Aber du bist nicht gerade das zufriedenste Mitglied unserer Gemeinschaft.«
    »Soll ich dir ein paar Loblieder auf die Gemeinschaft singen?«
    »Das ist kein Witz, Al.«
    »Okay. Es ist kein Witz. Dann sag mir eins. Angenommen, ich habe mit der Scum Front zu tun. Glaubst du, ich wäre so blöd, einen Anruf für sie zu machen und meine Fingerabdrücke zu hinterlassen?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß Bescheid über Fingerabdrücke, Jerry. Die gibt's nämlich schon seit ziemlich langer Zeit. Sogar Mark Twain wußte über Fingerabdrücke Bescheid.«
    »Und da wäre noch diese andere Sache«, sagte er.
    »Dann spuck es besser gleich aus, bevor ich wegen Beamtenbeleidigung in Schwierigkeiten gerate.«
    »Du hast es nicht gern, wenn man dich rumschubst?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Nun, Ryder steht aber in dem Ruf, genau das zu tun«, sagte Miller.
    »Richte ihm meine Glückwünsche aus.«
    »Er ist ungehobelt. Er ist alles andere als höflich. Wir erhalten immer wieder Beschwerden über ihn. Jeder weiß über Ryder Bescheid. Es gibt Witze. Ein Einbruch in einer Kirche, deren Pfarrer neunzig ist, und die Leute sagen: ›Schicken Sie Ryder rüber. Der kriegt ein Geständnis.««
    »Und?«
    »In seinem Bericht«, sagte Miller, »schreibt Ryder, wie kooperativ du gewesen seist, Al. Und ich habe ihn extra noch einmal gefragt, und er hat es wiederholt. ›Ganz Bitte und Dankes so hat er dich beschrieben.«
    Miller und ich sahen einander an.
    Miller sagte: »Ein Bulle klopft an deine Tür. Es ist ein Bulle, der findet, er sei zu wichtig für Routinearbeiten. Es ist ein Bulle, der einem Betrunkenen einmal den Schädel gebrochen hat, weil er ihn nicht ›Sir‹ nannte. Er kommt also an deine Tür und stört dich bei irgend etwas, das du gerade tust, und er stiehlt dir deine Zeit mit Fragen nach einem Telefonanruf, der ihn überhaupt nichts angeht. Zweifellos schreit er dich an und setzt dich unter Druck, um festzustellen, ob du dich wie ein Terrorist benimmst. Vielleicht schüttelt er dich auch ein bißchen durch. Vielleicht schnüffelt er bei dir rum. Und du, Al, du läßt dir nicht seine Dienstnummer geben. Du machst keine sarkastischen Bemerkungen, die ihn als das Arschloch hinstellen, das er zweifellos ist. Du weigerst dich nicht, seine Fragen zu beantworten. Du redest mit dem Burschen und spielst das Spiel auf seine Weise, du nickst und lächelst und sagst, du wüßtest ja, daß er nur seine Arbeit tut. Und das, Albert, das sieht dir gar nicht ähnlich. Du gibst sonst bei so was immer noch eine dicke Schicht Zuckerguß darüber, bevor du dir das Ganze zu Gemüte führst. Je besser deine Laune gerade ist, um so mehr genießt du die Mahlzeit, die du dir daraus zusammenbraust. Männern wie dir macht so was Spaß. Aber aus irgendeinem Grund diesmal nicht. Diesmal bist du ganz Lächeln und Sonnenschein und ›Bitte und Danke«. Also frage ich mich doch, warum. Und ich frage dich, Al, warum? Warum, verdammt noch mal?!«
     
     

33
    Ich verließ das Police Department ohne Handschellen. Was ich aber mitnahm, war ein schlechtes Gewissen und das deutliche Gefühl, daß ich langsam von allen Seiten eingekreist wurde.
    Ich hatte es auf Miller geschoben. Er und ich hatten zusammen Mittag gegessen, ja? Er hatte mir was vorgejammert. Diese Scum-Front-Sache untergrub die Moral der Polizei. Dann waren - rein zufällig - meine Fingerabdrücke aufgetaucht, und ein Bulle schaute bei mir herein. Es wäre doch extrem kontraproduktiv gewesen, um nicht zu sagen schlicht und einfach blödsinnig, einem Bullen unter solchen Umständen das Leben schwer zu machen, selbst wenn es sich um einen schlechten Bullen handelte. Stimmt's?
    Ist mir der Unterschied zwischen etwas Ernstem und etwas, worüber ich Witze reißen kann, nicht hinreichend klar?
    Zeigte nicht allein die Tatsache, daß Miller mich in die Mangel genommen hatte, wie recht ich daran getan hatte, Ryder einfach zu ertragen? Weil die Scum Front sämtliche Bullen in den Wahnsinn trieb? Wenn ich eine sarkastische Bemerkung gemacht hätte, hätte Ryder mich wahrscheinlich erschossen.
    Stimmt's?
    Ich machte Miller mürbe. Bis ihm schließlich aufging, daß das, was er für

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