Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin

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Sache angefangen, da können Sie drauf wetten.«
    »Ich verstehe«, sagte ich.
    »O nein, das tun Sie nicht«, widersprach er. »Es waren bloß 'n paar hundert Flugblätter. Völlig unmöglich, daß 'n paar klitzekleine Papierschnipsel die Busboykotte in Montgomery in Gang setzen konnten, die schließlich Reverend Martin Luther King Jr. zu internationaler Bedeutung verholfen und die Bürgerrechtsbewegung in Schwung gebracht haben, oder? Nicht ganz allein jedenfalls.«
    »Tja…«
    »Nee, bestimmt nicht. Aber was da unten passiert ist, war folgendes. Ein paar von den Flugblättern wurden auf den Gehsteig und in die Gosse geworfen, und da lagen sie nun rum. Und was passiert? Irgendein Typ hebt eins auf und sagt sich: ›Scheiße, Mann, diese verdammten Neger werden die Busse boykottieren!‹ Und dieser Typ, der läuft gleich zur Sonntagszeitung, und die drucken diese große Geschichte und was den Niggern Furchtbares passieren würde, wenn sie einen Boykott versuchen.«
    »Aha«, sagte ich.
    »Und was passiert dann? Wenn die Prediger sich an ihre Futterkrippen setzen am Sonntagmorgen, lesen sie in der Zeitung von dem Boykott. Nur wußten sie vorher gar nichts davon. Aber jetzt wissen sie's, und sie steigen auf ihre Kanzeln, und zu all den Leuten in der Kirche sagen sie, sie sagen: ›Boykottiert ruhig die Busse, wenn ihr das wollt. Benutzt eure Füße, um uns in die Freiheit zu führen.‹ Das haben sie gesagt, und das haben sie getan, und das ist die Wahrheit. Also sehen Sie sich nicht hier um und denken Sie, diese Burschen können eh nichts ausrichten. Denn wir können es. Und wir werden es.«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Ich hab's kapiert.«
    »Na dann«, sagte Blousonjacke. Er schlug sich aufs Knie. Seine beiden Kollegen machten das Echo. »Na dann!«
    »Na dann!«
    Ich nickte.
    Dann sagte mein Gastgeber langsam: »Womit immer noch nicht geregelt wäre, wer Sie sind und was Sie wollen.«
    Ich zog meine Lizenz raus und zeigte sie ihnen. »Ich bin Privatdetektiv. Eine von den vier Frauen mit den Koffern, die ich gerade erwähnt habe, hat mich engagiert. Sie hat gesehen, daß Cecil sie beobachtet hat, und hat sich das Kennzeichen von seinem Pick-up notiert.«
    »Au Scheiße«, sagte Redman.
    »Dann glaubte diese Frau irgendwann, sie hätte Cecil wiedergesehen, und das machte ihr Sorgen, und sie dachte darüber nach, und schließlich hat sie mich engagiert, um herauszufinden, weswegen Cecil da rumhing. Und das wär's auch schon.« Und das war es auch, mehr oder weniger jedenfalls.
    Zu Redman sagte ich: »Erinnern Sie sich an diese Frauen mit den Koffern?«
    »Au Scheiße«, sagte er noch mal.
    »Haben Sie eine davon erkannt?«
    »Reiche weiße Weiber, die hier rumlaufen? Wie zum Teufel sollte ich eine von denen kennen?«
    »Aber dann hat sie Sie irgendwo rumhängen sehen.«
    »Au Scheiße«, sagte Cecil. »Au Scheiße. Verstößt es gegen das Gesetz, vor einem Haus zu stehen?«
    »Also kennen Sie doch eine von ihnen?«
    Ich versuchte, nicht allzu aufgeregt zu klingen.
    »Ich kenne solche Leute nicht«, sagte er, aber er zappelte rum und fühlte sich sichtbar unwohl. »Eine von denen habe ich wirklich irgendwie wiedererkannt, und sie hat mich an was erinnert.«
    »Woran hat sie dich erinnert, Cecil?« fragte Blousonjacke. Er war etwas entgegenkommender als mein Gastgeber. »Woran hat sie dich erinnert? An etwas, das du so lange nicht mehr gehabt hast, daß du's fast vergessen hattest?«
    Cecil sagte: »Au Scheiße.«
    »Also sind Sie ihr gefolgt?« fragte ich.
    »Nein, ich bin ihr nicht gefolgt, Mann. Ich brauchte niemandem zu folgen. Ich wußte ja, wo sie wohnt.«
    »Woher?«
    »Weil«, sagte er und sah seine beiden Kollegen der Reihe nach an, »weil die Mama von meiner Alten den größten Teil ihres Lebens bei der Familie dieser Frau geputzt hat, daher.«
    »Von Ihrer Alten?«
    »Meiner Frau, Mann.«
    »Die, von der Sie dachten, sie hätte mich engagiert?«
    »Was meinen Sie denn, wie viele Frauen ich habe?« sagte er mit einem schmerzlichen Gesichtsausdruck.
    Blousonjacke meinte: »Er muß eine Strichliste führen. Er muß sie an den Fingern abzählen.«
    »Au Scheiße«, sagte Redman, während die beiden anderen sich an seinem Unbehagen ergötzten. Aber dann fügte er hinzu: »Also hat diese Frau mich daran erinnert, daß ich, na ja, daß ich Louanne lange nicht mehr gesehen hatte.«
    »Er glaubt, daß sie ihn sooo vermißt«, sagte Blousonjacke.
    Diesmal fiel Redman in das Gelächter ein. Er zeigte auf mich.