Anruf vom Partner
»Na, der Typ hat euch doch gesagt, daß es Februar war. Ich dachte, ich bringe ihr so ein blödes Valentinsgeschenk.«
»Ein Valentinsgeschenk?« fragte mein Gastgeber.
»Mann, die Frauen stehen auf solchen Scheiß.«
»Aber Louanne ist zu klug, um darauf reinzufallen, oder?«
»Sie ist eine kluge Frau…«
»Jetzt, wo sie dich los ist«, sagte Blousonjacke.
»Hmm, ja, kann sein. Aber sie hat trotzdem so ihre Launen. Meine Louanne mag ja sonst beinhart sein, aber wenn's um Valentinsgeschenke und solches Zeug geht, ist sie immer weich wie Butter.«
Ich sagte: »Aber wenn Sie eigentlich Louanne sehen wollten, warum sind Sie dann zu dem Haus der weißen Frau gegangen?«
»Weil ich nicht wußte, wo Louanne wohnt. Also wollte ich ihre Mama fragen.«
»Und was hast du der Mama dafür gegeben?« erkundigte sich Blousonjacke.
Aber Cecil sagte: »Was denkt denn diese weiße Frau, was ich da wollte? Dachte sie, ich wollte sie ausrauben oder so was? Scheiße. Ich bin kein gottverdammter Dieb.«
Ich sagte: »Also, wie heißt die Frau, für die die Mutter Ihrer Ehefrau arbeitet?«
»Mann, ich kann mich an keinen gottverdammten Namen erinnern.«
»Aber Sie wissen, wo das Haus ist.«
»Ja. Louanne springt manchmal für ihre Mama ein, und ich hab sie ein- oder zweimal da abgeholt.«
»Also, wo liegt das Haus?«
»Großer Steinkasten oben auf der Einundneunzigsten Straße.«
»Wissen Sie die Hausnummer?«
»Nein, ich weiß keine gottverdammte Hausnummer, aber ich fahre die College Avenue rauf und biege nach Westen ab, und da steht bloß ein so 'n Kasten mit großem Eisenzaun drumherum.«
Ich nickte und versuchte, lässig zu wirken. Man hatte mir soeben gesagt, wo ein Mitglied der Scum Front wohnte.
Aber der große Mann, der mir die Tür geöffnet hatte, runzelte plötzlich die Stirn und sagte: »Halt.«
Es war ein feindseliges Geräusch, und es überraschte alle.
»Verraten Sie mir mal was, Mister«, sagte er. »Ja?«
»Wenn Sie Privatdetektiv sind und für irgendeine Frau Nachforschungen anstellen, wie kommt's dann, daß Sie ihn fragen müssen, wie die Frau heißt und wo sie wohnt?«
Eine vernünftige Frage.
Ein peinlicher Augenblick.
Ich sagte: »Na, hören Sie mal, Mann. Das ist ein Teil meines Jobs. Ich muß überprüfen, ob er über dieselbe Frau und dasselbe Haus redet wie ich, klar?«
*
Ich blieb noch eine Weile bei den HQs, und bevor ich ging, fragte ich, ob ich ihre Sache durch einen finanziellen Beitrag unterstützen dürfe. Vielleicht eine Spende ungefähr in der Größenordnung des Preises für eine Kiste Bier.
»He«, sagte Blousonjacke, »Weihnachten ist gerade vorbei und steht schon wieder vor der Tür.«
Ich hatte herausgefunden, wo der Frosch wohnte! Als ich von der Fünfundzwanzigsten Straße auf die College Avenue einbog, war ich sehr zufrieden mit mir.
Ich machte mir Gedanken darüber, was ich tun würde, wenn ich dort ankam. Nichts würde mich davon abhalten können, wenigstens einen Blick zu riskieren.
35
Die College Avenue bietet eine Art Schnitt durch die verschiedenen Wohnviertel im Norden der Stadt. Von der Schnellstraße an, die ein Teil des Inneren Rings ist, bis zum Fall Creek führt die College Avenue durch den Trümmergürtel. In jedem Block gibt es leere Häuser, Läden oder Schulen. Die Atmosphäre des Verfalls wird überall spürbar.
Sobald man den Fall Creek hinter sich hat - ungefähr auf Höhe der Achtundzwanzigsten Straße -, ändert sich die Stimmung. Diese Gegend war früher »weiß«, aber jetzt haben die von der Neubebauung und Yuppifizierung im Stadtzentrum entwurzelten Schwarzen von ihr Besitz ergriffen. Aber je weiter man nach Norden kommt, um so höher werden die Preise, und dieser Umstand verlangsamt den Wandel. Das erste Pub findet sich an der Ecke der Zweiundfünfzigsten.
Danach haben wir mit Broad Ripple das Viertel von Indianapolis' Möchtegernboheme; es ist bis heute der einzige Stadtteil, in dem ein gemischtrassiges Paar Hand in Hand Spazierengehen kann, ohne todsicher mit irgendwelchen Schikanen rechnen zu müssen.
Bevor man auf die ersten Eigentumswohnungen stößt, überquert die College Avenue den Kanal, und man muß noch über den White River, bevor man in die Wohngebiete mit privaten Sicherheitspatrouillen gelangt.
Als ich schließlich Richtung Westen auf die Einundneunzigste Straße einbog, war ich sieben Meilen gefahren und nicht mehr weit von der Stadtgrenze entfernt.
Und ich steuerte auch auf eine Entscheidung zu. Je näher
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