Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
eine Beobachtung gehalten hatte, in Wirklichkeit die geistige Umnachtung eines rastlosen Polizisten war, dessen Privatleben fast genauso kompliziert verlief wie sein Berufsalltag.
    Und sobald ich ihn auf das Thema Janie gebracht hatte, war ich aus dem Schneider. Bevor ich ging, erzählte er mir einen Witz, der auf dem Revier die Runde machte: Was ist der Unterschied zwischen einer Ehefrau und einem Terroristen?
    »Ich weiß nicht, Jerry. Was ist denn der Unterschied zwischen einer Ehefrau und einem Terroristen?«
    »Mit einem Terroristen kann man verhandeln.«
    Ich tat ihm den Gefallen zu lachen.
    *
    Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht von Bobby Lee. Sie fragte, wann und wie ich die Farbversion ihrer Zeichnung in Besitz nehmen wollte.
    Ich rief sofort zurück. Ich bekam ihren Anrufbeantworter, der hustete, sich räusperte und nach ungefähr achtzig klang. Er sagte: »Bobby Lee ist im Augenblick nicht zu Hause. Wenn Sie eine Nachricht hinterlassen wollen, würde ich es ihr ausrichten, sobald sie einen Fuß in die Wohnung setzt. Ich habe einen Stift.«
    Ich hinterließ meinen Namen und schlug vor, daß Bobby Lee auf dem Weg zu ihrem Abendtermin bei mir im Büro vorbeikommen solle.
    Dann bedankte ich mich bei dem Anrufbeantworter, der sagte: »Oh, keine Ursache« und anschließend auflegte.
    Ich blieb noch einen Augenblick auf meinem Stuhl sitzen und kritzelte vor mich hin, um festzustellen, ob mir etwas einfiel, womit ich mich beschäftigen sollte. Aber die Gedankenarbeit fiel mir schwer, und meine Kritzeleien waren alle kleiderförmig und gesichtslos.
    Ich ging hinaus, die Treppe hinunter und in die Imbißstube. Ich war fürs Mittagessen etwas zu früh dran. Ich bestellte mir trotzdem was.
    Während Norman in meinem köchelnden Essen rumstocherte, als hätte er mich persönlich in der Pfanne, spielte ich eine Runde am Flipper.
    Als er mir den Teller auf die Theke knallte, verlor ich meinen letzten Ball. Ich aß schweigend und hinterließ ein Zehn-Cent-Trinkgeld.
    Auf dem Weg zurück nach oben machte mein Gehirn sein Spiel. Ich beschloß, das Taschentuch noch mal ins Fenster zu hängen und der Sache eine Stunde zu geben. Wenn ich keinen Anruf bekam, wollte ich zu Cecil Redmans Haus fahren und zusehen, ob ich dort irgendwie weiterkam.
     
     

34
    Vor Cecil Redmans Haus spielten zwei kleine Mädchen mit einem leeren, dreirädrigen Kinderwagen.
    Es war eine Art Herausforderung. Die Kinder standen mehrere Meter voneinander entfernt auf dem Gehsteig und schubsten einander abwechselnd den Wagen zu, so fest es ging. Konnte man sich draufwerfen, ohne runterzufallen? Hatte man genug Mut, nicht aus dem Weg zu springen? Die unberechenbaren Schlenker des Kinderwagens waren der Joker, der die Kinder zu Lachanfällen trieb. Nur wegen des schmalen Grasstreifens zwischen Gehsteig und Straße fiel das Geschoß nicht unter die Bestimmungen für den fließenden Verkehr. Es war ein heftiges, komisches, gefährliches Kinderspiel, und ich wollte mitspielen.
    Aber der moderne dynamisch effiziente Detektiv spielt nicht jedesmal, wenn ihm gerade danach zumute ist, irgendwelche Spielchen. Statt dessen geht er zu Haustüren und spielt seine eigenen Spielchen.
    Auf mein Klopfen erschien eine kleine Frau mit glänzenden Wangen und leuchtenden Augen, die mich musterte, als wäre sie von Geburt an damit beschäftigt, streitlustig irgendwelche Türen zu öffnen. »Was wollen Sie?« fragte sie.
    »Bitte, ist Cecil Redman hier?«
    »Weswegen suchen Sie Cecil?«
    »Ich möchte mit ihm über etwas reden.«
    »Er hat nichts getan.«
    »Ich glaube, daß er mir helfen kann.«
    »Wenn er's täte, wären Sie der erste.«
    »Ist er da?«
    »Nein, ist er nicht.«
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Könnte sein.«
    Ich lächelte. »Ich bin kein Bulle.«
    »Ich weiß, daß Sie kein Bulle sind«, sagte sie. »Bei den seidenweichen Sprüchen, die Sie draufhaben, können Sie gar kein Bulle sein. Sie sind mehr wie ein …« Sie betrachtete mich mit geübtem Auge. »Sie sind mehr wie 'n Vertreter für Enzyklopädien.«
    »Vielen Dank.«
    »Er kauft nichts.«
    »Und ich verkaufe nichts.«
    Sie machte ein Auge zu, lächelte schief und sagte: »Oder Sie sammeln im illegalen Straßenlotto die Einsätze ein. Jemand hat Ihnen 'n Gefallen getan und den Job verschafft, und dafür haben Sie versprochen, die Finger vom Alkohol zu lassen. Jemand kannte Ihren Papa.«
    »Ich wünschte, ich wäre nur halb so interessant.«
    Sie musterte mich abermals und kam zu einem

Weitere Kostenlose Bücher