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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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ich dem Haus des Froschs kam, um so unbehaglicher fühlte ich mich. Die Betrachtung eines Hauses ist keine einseitige Geschichte.
    Der Bewohner des Hauses könnte den Blick erwidern.
    Bevor ich also auf der Einundneunzigsten sehr weit kam, fuhr ich an den Straßenrand.
    War ich bereit, die Scum Front wissen zu lassen, daß ich ihren Sicherheitsapparat geknackt hatte? Wenn Frau Frosch gerade ihren Rottweiler Gassi führte oder ihrem Gärtner die Leviten las oder auch nur am Fenster saß, Geld zählte und dabei zufällig aufblickte…
    Was dann?
    Ich konnte keine vernünftigen Kriterien für eine Entscheidung finden.
    Mein Unbehagen übersprang die Phase der Erregung und ging unmittelbar in Panik über, als hinter mir ein Polizeiwagen anhielt.
     
     

36
    Der Streifenbeamte war eine Frau von etwa einssechzig.
    Einen Augenblick lang zog ich es in Erwägung, einfach wegzufahren. Zu fliehen.
    Ich griff zum Zündschlüssel.
    Aber warum? Wovor?
    Ich schloß die Augen und konnte mich über das Geräusch meines Atems kaum denken hören.
    Aber ihr Klopfen an meiner Fensterscheibe war unüberhörbar.
    Ich kurbelte das Fenster runter und sagte: »Gibt's Probleme, Officer?«
    »Hätten Sie was dagegen, kurz auszusteigen, Sir?«
    Zuerst rührte ich mich nicht von der Stelle.
    Sie sagte: »Aus dem Wagen, bitte, Sir.«
    Ich öffnete die Tür und machte Anstalten auszusteigen. Es war schwierig. Meine Muskeln schienen in Bummelstreik getreten zu sein. Aber endlich schaffte ich es doch. Ich lehnte mich gegen den Wagen. Ich kam mir völlig entkräftet vor.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Ich fühle mich schwach«, sagte ich.
    »Sie sehen schrecklich aus«, sagte sie.
    »Mir wurde während der Fahrt plötzlich übel, deshalb bin ich rechts rangefahren.«
    Sie sah mich prüfend an. Ich war mir sicher, daß sie wußte, daß ich log. Ich dachte, daß sie - irgendwie - alles wußte. Ich wäre am liebsten auf die Knie gefallen, um um Vergebung zu bitten.
    Sie kam einen Schritt auf mich zu. Mir hätte es auch genügt, einfach nur auf die Knie zu fallen. Aber sie nahm meine linke Hand und suchte den Puls. »Ihr Herz schlägt ziemlich schnell«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    »Sind Sie irgendwo verletzt?«
    Nur im Gehirn. »Ich habe Kopfschmerzen.«
    »Keine Schmerzen in der Brust?«
    »Nein.«
    »Der linke Arm fühlt sich normal an?«
    Absurderweise tastete ich ihn mit der rechten Hand ab. »Ja doch«, sagte ich. »Ich bin ganz in Ordnung. Wirklich.«
    »Haben Sie sich früher schon mal so schwach gefühlt?«
    »Ein- oder zweimal. Aber ich werde meinen Arzt aufsuchen.«
    »Das sollten Sie auch«, sagte sie. Dann schien sie plötzlich auf eine Idee zu kommen. »Sie haben doch nicht getrunken, oder, Sir?«
    »Getrunken? Oh, Alkohol. Nein, nein. Ich habe nichts getrunken.«
    »Würden Sie wohl für einen Augenblick vom Wagen wegtreten?«
    Ich machte einen Schritt vom Wagen weg.
    »Heben Sie Ihr rechtes Bein, und halten Sie es.«
    »Womit soll ich es halten?«
    »Halten Sie es hoch, Sir.«
    »Ah.« Ich tat es. Dann das linke. Ich sagte: »Ich bin nüchtern. Kein Schnaps. Keine Drogen. Kein Rock 'n' Roll. Ich fühle mich nur etwas schwach.«
    Sie nickte, sah mir aber scharf in die Augen.
    Ich schätze, sie waren beide immer noch da, denn schließlich sagte sie: »Kommen Sie doch mal kurz mit, ja, Sir?«
    Sie trat hinter meinen Kofferraum. Ich folgte ihr. »Sehen Sie«, sagte sie. »Der Reifen ist fast platt.«
    Ich sah.
    »Ich wußte nicht, ob Sie es wissen«, sagte sie. »Deshalb habe ich angehalten.«
    »Nein, ich wußte es nicht. Danke. Ich habe eine Pumpe im Kofferraum.«
    »Holen Sie sie bitte raus, Sir, ja?«
    »Entschuldigung?«
    »Holen Sie Ihre Pumpe raus, bitte.«
    Ich holte sie raus.
    Sie nahm sie mir ab. »Wenn Sie sich schwach fühlen, sollten Sie Anstrengungen meiden«, sagte sie. Und pumpte den Reifen auf.
    Als sie wegfuhr, fühlte ich mich erleichtert, ja ich war geradezu in Hochstimmung. Ich stieg in den Wagen, ließ ihn an und fädelte mich wieder in den Verkehr ein.
    Nach weniger als einer Minute sah ich das Haus, das Cecil Redman mir beschrieben hatte. Es lag ein Stück von der Straße weg, und ein schmiedeeiserner Zaun umgab den Besitz. Aber die Eisentore in den roten Ziegelsteinsäulen standen offen.
    Ich fuhr hindurch.
    Ich war ein Packen-wir's-an-Detektiv, wie man sie im Fernsehen sieht. Stimmt's?
     
     

37  
    Zuerst reagierte niemand auf mein Klingeln. Aber als mein Finger schon ein zweites Mal über der Klingel

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