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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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bestand die Chance, daß der Trümmergürtel Überstunden machte und im HQ noch Licht brannte.
    Aber das Haus lag dunkel und still da. Andernorts in der Stadt heulten Sirenen durch die Dunkelheit, aber ihr Zauber verfehlte seine Wirkung auf mich.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als nach Hause zu fahren. Und dort schlief ich schließlich.
    *
    Das Telefon weckte mich um zehn nach acht. Es war die Polizei. Eine Frauenstimme. Es ergab für mich keinen Sinn. »Sie wollen was?« fragte ich.
    »Ich sagte, ich brauche heute morgen Ihre Aussage.«
    »Wer sagten Sie noch, sind Sie?«
    »Sergeant Ivory Prisco.«
    »Kenne ich Sie?«
    »Nein, Sir, ich glaube nicht.«
    »Hm, über was für eine Art von Aussage reden Sie eigentlich? Meine Lebensphilosophie oder was?«
    »Bitte, ersparen Sie sich die Witzeleien, Mr. Samson. Ich tue nur meine Arbeit.«
    »Bitte, dann tun Sie sie weiter und verraten mir, wovon Sie reden.«
    »Wie oft hatten Sie in den letzten zwölf Stunden mit der Polizei zu tun?«
    »Zwölf Stunden? Die kommen mir vor wie ein ganzes Leben.«
    »Sagt Ihnen der Name Cola Lowis etwas?«
    »Nicht das geringste.«
    »Welsey Avenue?«
    »Nichts.«
    »Aber ich habe gehört, daß sie Sie gestern abend mit einem nachgebauten Revolver bedroht haben soll.«
    »Ah«, sagte ich.
    »Dringe ich langsam zu Ihnen durch, Mr. Samson?«
    »Das tun Sie, Sergeant Prisco.«
    »Wir haben beschlossen, Ms. Lowis zur Behandlung einweisen zu lassen, aber dafür brauchen wir eine offizielle Aussage, in der genau beschrieben wird, was sie Ihnen angetan hat.«
    »Verstehe. Und wenn sie mir nicht mehr angetan hat, als mir zum Gotterbarmen auf die Nerven zu gehen?«
    »Ich brauche die Einzelheiten. Können wir heute morgen eine Zeit ausmachen, damit ich bei Ihnen vorbeikommen kann?«
    Ich zögerte.
    »Mr. Samson?«
    »Wird es lange dauern?«
    »Nein, Sir, das glaube ich nicht.«
    »Wie wär's dann mit neun Uhr, Sergeant Prisco? Mein Büro ist nur fünf Minuten von Ihrem Büro entfernt.«
    »Ja, das paßt mir gut«, sagte Ivory Prisco.
    *
    Neun Uhr. Viertel nach neun fertig. Ich konnte um Viertel vor zehn bei dem Frosch in der Einundneunzigsten Straße sein.
    Ich rief sie an.
    Niemand ging an den Apparat. Okay. Also war Krank heute doch nicht so krank. Und wurde in die Schule gefahren? In ein paar Minuten noch mal versuchen.
    Ich setzte Kaffee auf und verrichtete meine Waschungen.
    Um halb neun rief ich den Frosch abermals an. Und um zwanzig vor neun noch einmal.
    Als es an der Tür klingelte, zog ich mich gerade an. Es war acht Uhr fünfundvierzig.
    Aber es war nicht Sergeant Prisco. Als ich die Tür öffnete, war niemand da. Aber dieser niemand hatte mir einen Umschlag dagelassen.
    Bevor ich ihn aufhob, trat ich an den Rand des Vorbaus, um die Straße abzusuchen. Aber ich sah nichts, das meine Aufmerksamkeit gefesselt hätte.
    Ich nahm den Umschlag mit hinein und öffnete ihn. Und zog ein Blatt Papier heraus, auf dem Worte und Buchstaben klebten, die aus einer Zeitung ausgeschnitten worden waren.
    Die Nachricht lautete: »Unser verschwundenes Päckchen wurde gestern abend gefunden. Ihre Dienste sind nicht länger vonnöten. Nehmen Sie zu keinem von uns Kontakt auf, und enthüllen Sie auch keine Information der Polizei oder Sie setzen, was Ihnen teuer ist, einer großen Gefahr aus. Wiederhole: große Gefahr. Behalten Sie das ganze Geld. Vergessen Sie uns.«
    Da hatte ich's. Gefeuert. Und bedroht.
    Ich ging hinaus und sah noch einmal auf die Straße hinunter. Sinnlos. Ich kam wieder rein und las die Notiz noch mal durch.
    Sie machte mich wütend.
    Ich setzte mich, wählte die Nummer des Froschs, ließ es dreißigmal läuten und gab erst auf, als es bei mir an der Tür klingelte.
     
     

47
    Sergeant Prisco entschuldigte sich dafür, daß sie ein paar Minuten zu früh dran war. »Man findet hier doch leichter einen Parkplatz als im Zentrum«, sagte sie zur Erklärung.
    Ich wußte nicht, was ich darauf erwidern sollte. »Hätten Sie gern einen Kaffee?«
    »Ja, prima. Vielen Dank. Schwarz. Ohne Zucker.«
    Das verschaffte mir ein paar Minuten, meine Gedanken wieder zusammenzubekommen.
    Ich kehrte mit zwei Bechern zurück. Sie saß auf meinem Klientenstuhl. Ich zog mich auf meinen Sessel zurück.
    Ich liebkoste meinen Becher wie eine Kostbarkeit. Ich fühlte mich benommen, töricht und müde. Der Zorn machte langsam der Verwirrung Platz. Es half mir nicht im geringsten, daß Verwirrung für mich langsam zu einer Lebensart wurde.
    »Ich komme mir nicht

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