Anruf vom Partner
lang schweigend da. Ich wußte, was er fragen würde. Ich sagte: »Ich kann dir nicht sagen, wer sie sind. Noch nicht.«
»Ich kann's einfach nicht fassen«, sagte er.
»Tut mir leid.«
»Du schützt sie? Terroristen? Weißt du, was mit dir passieren wird?«
»Sie haben das Gebäude nicht in die Luft gejagt. Die Leute, die die verschwundene Bombe gestohlen haben…«
»Woher zum Teufel willst du das wissen?« Er schrie mich an, obwohl seine Stimme kaum lauter war als ein Flüstern.
Ich sagte: »Ich kenne diese Leute jetzt. Ich glaube nicht, daß sie es getan haben.«
»Und wer war es dann?«
»Keine Ahnung.«
»Du arbeitest jetzt… wie lange an der Sache?«
»Ein paar Tage.«
»Hast du irgendwelche Spuren?«
»Ich habe eine Spur.«
»Und wirst du mir davon etwas erzählen?«
»Nein. Sonst gerät die Sache zwangsläufig außer Kontrolle.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es einfach nicht«, sagte er.
»Was verstehst du nicht?«
Er drehte seinen Stuhl zu mir herum. »Erwartest du ernsthaft von mir, daß ich dich einfach hier herausspazieren lasse?«
»Ich meine, genau das solltest du tun«, sagte ich.
»Und warum, bitte schön?«
»Weil diese Spur sich, wenn du es nicht tust, in Luft auflösen wird und du keine Ahnung hast, wie du an die Leute rankommen sollst, die die Bombe gezündet haben.«
»Weil du uns nicht sagen wirst, was du weißt?«
»Ich werde euch überhaupt nichts sagen.«
»Auch wenn du dann den Rest deines Lebens im Gefängnis verbringst?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Grundgütiger!« sagte er. Er schüttelte den Kopf. »Was glaubst du eigentlich, in was für einer Welt du lebst, Al? Hast du überhaupt eine Ahnung, womit du da rumspielst? Du kannst von Glück sagen, wenn dir nichts Schlimmeres passiert, als daß du ins Gefängnis wanderst und sie dir deine Lizenz abnehmen. Auf Terrorismus steht in diesem Staat die Todesstrafe, wie du weißt.«
»Bin ich jetzt ein Terrorist?«
»Wenn sie sonst niemanden schnappen, den sie vor Gericht stellen können.«
»Hm, ich weiß lediglich, daß ich eine gute Spur zu der Person habe, die die Bombe in der Handelsbank aufgelesen hat.«
»Ach, jetzt ist es eine gute Spur? Vor einer Minute war es einfach bloß eine Spur.«
»Ich glaube, ich kenne jemanden, der die Person, die die Bombe gestohlen hat, praktisch identifizieren kann.«
»Praktisch identifizieren? Was heißt ›praktisch identifizieren‹ genau? Hat dieser Ausdruck überhaupt eine Beziehung zu dem, was ich unter dem Begriff Identifikation verstehe?«
»Sollte sie.«
»Und du erwartest, daß ich dich einfach wieder weggehen lasse?«
»Ich glaube, das ist das Beste, was du jetzt tun kannst.«
»Und ich soll den Kopf hinhalten, wenn du mit leeren Händen zurückkommst?«
»Jerry«, sagte ich. »Hast du irgend jemandem gesagt, daß ich komme?«
»Natürlich habe ich das«, antwortete er.
»Deiner Sekretärin vielleicht. Aber hast du irgend jemandem gesagt, warum? Hast du darüber gesprochen, was ich am Telefon gesagt habe?«
Er seufzte. »Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich glaube nicht, daß du die Atmosphäre von vierzehn Burschen mit Mordlust in den Augen, die dir ihre Pistolen in die Nase schieben, für eine konstruktive Kommunikation dienlich finden würdest.«
»Und du glaubst auch nicht, daß du - nach all dem, was du in den vergangenen Jahren für mich getan hast - eine Chance, den größten Fall des Jahrzehnts zu knacken, mit einem anderen teilen solltest.«
Er sagte nichts.
»Dir ist doch nicht der Ehrgeiz ausgegangen, oder? Du glaubst, du würdest einen verdammt guten Polizeichef abgeben, wenn irgend jemand jemals entscheiden sollte, einem Schwarzen eine Chance zu geben. Oder?«
»Hm, man könnte mich wohl als unbekannte Größe bezeichnen«, sagte er.
Ich lachte.
»Worüber lachst du, Mann?«
»Ich lache, weil ich mir bis zu diesem Augenblick nicht absolut sicher war, daß du keinen anderen Recorder laufen hattest.«
Er lachte auch.
Wir lachten beide.
Und dann stellte ich meine Füße wieder auf den Boden und spazierte hinaus.
52
Es war wie eine Wiedergeburt. Mein Gehirn und mein Körper waren frei. Im Aufzug wäre ich am liebsten die Treppen hinuntergehüpft. Ich hätte am liebsten gesungen.
Wie die Frau mit dem Namensschild Lt. Sheryl Turk auf den spontanen Vortrag von The First Day of the Rest of My Life reagiert hätte, wußte ich nicht genau.
Aber ich konnte mich doch einer Bemerkung nicht enthalten. Der Gedanke an ein Lied
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