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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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hockte er sich auf den Schemel vor dem Kocher und bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
    Vorbei, dachte Thomas. Jetzt verkriecht er sich wieder in sein Mauseloch, in sein Schweigen. Aber es wird ein anderes Schweigen sein, für mich jedenfalls.
    Er sah ihn jetzt anders, den renitenten Deland: Er wird zu überzeugen sein. Er ist wahrscheinlich nicht so, wie ihn Kramer sieht. Er krankt an seiner Umwelt, die er zwar verlassen mußte, in der er aber noch steckt, die ihn noch festhält.
    »Kollege Deland«, sagte Thomas leise, »versuchen Sie auch einmal die anderen zu verstehen, sehen Sie auch die Seiten, mit denen Sie nicht unmittelbar Berührung haben. Dafür lohnt es sich wirklich zu arbeiten, zu leben, und dann ist es auch egal, wo.«
    Er sah auf Thomas durch die gespreizten Finger, dann zog er die Hände langsam vom Gesicht und schaute durch ihn hindurch. »Laß mich doch in Frieden«, sagte er. Er sagte es leise und traurig, verzweifelt und anklagend zugleich. Dann stand er auf, nahm seine Kombi, zog sie jedoch nicht an, sondern schleifte sie hinter sich her und ging auf den Vorraum zu. Am Vorhang drehte er sich um, sah Thomas nachdenklich an, so lange, daß es anfing unangenehm zu werden. Dann sagte er mit belegter Stimme: »Deinen Fehler, den habe ich dir fabriziert!« Sein Ton drückte bitteren, total unglaubhaften Triumph aus. Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander und drehte dabei das Handgelenk. »Den Laser habe ich dir verdreht, bei der ersten Angabe und bei der dritten.« Deland ließ den Vorhang fallen und war im Vorraum verschwunden.
    Thomas saß zunächst wie versteinert. Dann murmelte er »verdammtes Schwein« und warf sich aufs Bett. Als nächstes machte er sich Vorwürfe: Wäre ich Idiot doch meinem Gedankenblitz – einem von den wenigen in der letzten Zeit – nachgegangen. An jenem Nachmittag im Casino dachte ich daran, daß Deland… Meine Zurückhaltung artet manchmal in Blödheit aus. Und mit so einem Kriminellen soll ich nun noch drei Tage allein zubringen.
    Da redet man so einem noch zu, meint, daß man ihn beeinflussen könnte, daß er Kontakt zum Kollektiv findet. Du meine Güte! – Aber warum hat er das gemacht? Er kannte mich doch gar nicht! Thomas sprang auf und war mit drei Schritten am Vorhang. Deland war schon gegangen.
    Wie verhalte ich mich nun?
    Langsam.
    In Thomas stieg eine Art Triumphgefühl hoch. Na wartet! Ich werde euch etwas erzählen, wenn ich aus der »Bewährung« zurückkomme. Mal sehen, was Herr Lewrow jetzt sagen wird! Ich war ja Neuling. Konnte ich ahnen, was er mir für einen sauberen Burschen zugeteilt hat?
    Aber wie hat der Kerl das angefangen? Ich habe den Winkel abgegeben, der Student war bei mir am Instrument. In jedem Fall war das so. Deland hat den Punkt zum Einrichten des Lasers geschlagen. Dabei muß er es gemacht haben – nach meiner Kontrolle die Öse um ein, zwei Zentimeter verdrückt, das hat ausgereicht. Oder er hat bei der Kontrolle den Zielstab nicht in die Öse gehängt. Jedenfalls zeigte der Laser bereits nach dem Einrichten in die falsche Richtung. Sehr simpel und sehr wirksam.
    Einen Augenblick dachte Thomas an ein Versehen. Nein, ich habe jedesmal den bereits geschlagenen Punkt kontrolliert. Er hat das ganz bewußt gemacht, kalt, überlegt.
    Ob ich die Station rufe und mich vorzeitig zurückholen lasse, es ablehne, mit diesem Menschen weiter zu arbeiten? Der Orkan ist vorbei, sie könnten vielleicht einen Helioplan schicken.
    Nein, ich kneife nicht! Sie werden staunen, daß ich unter diesen Umständen meine Aufgabe trotzdem erfüllt habe.
    Mit Deland spreche ich kein Wort mehr. Er bekommt nur noch seine Weisungen. Erst sich wer weiß wie unverstanden aufführen, lamentieren und sich dann entpuppen! Dem ist nicht zu helfen.
    Halt, Tom! Warum er das gemacht hat, ist wichtig, das mußt du wissen. Aus reiner Antipathie macht man doch so etwas nicht. Egal. Ich frage ihn jedenfalls nicht. Wenn er es mir selber sagt, schön. Aber das Gespräch vorhin hat für mich nicht stattgefunden. Was gehen mich Amerika und sein Deland an!
    Es schien, als habe Thomas den Schlag überwunden. Wenn er an Lewrow dachte, war ihm leicht – seine glanzvolle Ehrenrettung wog schwerer als die trübe Aussicht, mit Deland noch einige Tage allein auf fünfzehn Quadratmetern zu hausen.
    Er machte das Frühstück. Schon wieder ein Konflikt: Sollte ich ihm etwas – so wie sie es immer gehalten hatten – mit bereiten? Er beschloß, eine größere Konserve zu öffnen, so

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