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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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drei Jahre hier und bereite so etwas vor, dann weißt du das noch besser!«
    Thomas wollte Pjotrs Überheblichkeit parieren, verkniff sich aber im letzten Moment eine entsprechende Bemerkung. Der Abend war schon ärgerlich genug verlaufen. Er wehrte sich auch nicht mehr, als Pjotr ihn einlud, mit ihm ins Casino zu gehen und zur Feier des Tages eine Flasche Wein mit ihm zu leeren, auf seinen »Wurm«, wie er mit leuchtenden Augen sagte.
    Thomas bekam Deland die nächsten Tage nicht zu Gesicht. Auf seine Frage wurde ihm geantwortet, daß Deland sich zu einer prophylaktischen Behandlung im Sanatorium befände und auch nicht besucht werden sollte.
    Das Verhältnis zwischen Thomas und den Mitarbeitern der Abteilung GEOMESS hatte sich auch nach dem Eisabenteuer kaum verbessert. Irgendwie blieb es unpersönlich. Man unterhielt sich über dieses und jenes, aber es fehlte der Kontakt. Thomas glaubte es daran zu spüren, daß er nie in persönliche Gespräche einbezogen wurde, daß ihn keiner nach seinen Wünschen und Plänen fragte… Auch Nina war kühl zu ihm, so daß Thomas sich gehemmt fühlte und gar nicht erst versuchte, die alte Freundschaft wiederherzustellen.
    Er sagte sich öfter, vielleicht wartet sie auf ein Wort, vielleicht ist sie gar nicht eingeschnappt. Aber irgendwie fühlte er sich von ihr hintergangen, und er sagte sich, es muß ja nicht sein. Laß sie in Ruhe, dachte er. Wenn sie was von mir will, wird sie sich schon melden.
    Er wertete seine Meßprotokolle aus, sorgfältig, gab sich heiter und ausgeglichen, machte also nach außen hin einen recht zufriedenen Eindruck.
    Er hatte auch an Evelyn geschrieben, ihr sein Abenteuer im Eis geschildert. Nicht mitgeteilt aber hatte er – aus einem unbestimmten Schamgefühl heraus –, daß er von der Kombinatsleitung gleichsam zur Probe eingestellt war. So blieb dieser erste Brief nach so langer Trennung weiter nichts als ein Bericht über seine Tätigkeit, die Erlebnisse im Eis. Aber er sagte sich, Evelyn wird mich vielleicht verstehen, sie weiß, wie schwer mir Bekenntnisse fallen. Wenn sie sich aber entschlossen haben sollte, unsere Verbindung ganz zu lösen, so habe ich mir nichts vergeben.

VII
    Vier Tage nach Inbetriebnahme des »Wurms« rief Lewrow Thomas überraschend zu sich und teilte ihm in seiner knappen Art mit, daß er sich entschlossen habe, ihm drei Tage Sonderurlaub zu geben, damit er Mirny besuchen könne, da er auf der Herreise nicht die Gelegenheit hatte, diesen modernen Stützpunkt zu besichtigen. Thomas freute sich auf die Reise; außerdem würde sie ihn erst einmal etwas entfernen und zu sich kommen lassen.
    Langsam wurde ihm Ninas kühle, nach seiner Meinung ungerechtfertigte Zurückhaltung peinlich. Die Höflichkeitsfloskeln, die sie austauschten, waren ihm zuwider, so daß er diese drei Tage als einen zeitlichen Aufschub ansah, der ihr Verhältnis neutralisieren konnte; denn Thomas hatte das Gefühl, daß sich die alte Unbekümmertheit ihrer Begegnungen nicht wieder einstellte.
    Er freute sich aber auch auf Mirny, weil er dort seine Reisebekanntschaft, Evelyn Kavor, wiedertreffen würde, und er glaubte, daß er trotz seines Moskauer Ausrutschers auf sie als einzige Bekannte in Mirny zählen konnte.
    Es war herrliches Flugwetter zu erwarten. Auch die langfristige Vorhersage war günstig, so daß sich die Flugleitung in Mirny entschlossen hatte, eines der modernsten Luftschiffe einzusetzen, auch um gleichzeitig größere Mengen an Baustoffen für die Winterbevorratung nach TITANGORA zu transportieren.
    Das Riesenschiff auf der glitzernden Eisfläche sah aus, als habe man mehrere Längsschnitte durch einen Wal miteinander verbunden.
    In Film und Fernsehen waren diese neuen Kolosse schon oft gezeigt worden, aber Thomas war damit noch nicht geflogen. Jetzt schritt er mit einer Gruppe von Amerikanern, die von Mirny aus die Reise nach ihren Heimatorten antraten, auf das Ungetüm zu.
    Sie nahmen in einem modern ausgestalteten salonartigen Raum ungezwungen Platz, nichts deutete darauf hin, daß sie sich in einem Flugzeug befanden, eher konnte man meinen, es sei eine Art Cafe.
    Thomas hatte sich an eines der leicht schräg nach unten abfallenden großen Fenster gesetzt. Nur am Entschwinden der wenigen dunklen, sich aus dem Eis abhebenden Gegenstände bemerkte er, daß sich das Schiff bereits erhoben hatte.
    Es war ein eigenartiges, neues Fluggefühl. Auch die sicher primär starken Geräusche der Wellräder waren völlig isoliert worden.
    Die elf

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