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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Lichtermeer von New Maori, dem riesigen künstlichen Atoll, auf sich wirken. Er saß allein in seinem Abteil. Nebenan war leises Lachen zu hören, es kam aus einer Gruppe festlich angezogener junger Menschen, die, wie er dem Gespräch entnahm, zu einem Konzert fuhren.
    Dr. Andrej war ein kleiner Mann, Thomas schätzte ihn auf Mitte Dreißig. Sein Haarwuchs schien eine Miniaturnachbildung von New Maori zu sein. Er war ringförmig und umschloß eine spiegelnde Glatze, in deren Mitte ein erbsengroßer dunkler Leberfleck gleichsam den gesamten Kopf beherrschte. Dr. Andrej leitete den Sektor eins, den unterseeischen Abbau von Mineralien.
    Er begrüßte Thomas freundlich, unaufdringlich. Als sie sich in dem beinahe spartanisch eingerichteten Büro gegenübersaßen und einfach nur plauderten, glaubte Thomas in Mienen und Blicken Andrejs oftmals eine gewisse Schärfe oder Spannung zu entdecken. Einen Augenblick hatte er auch den Eindruck, Andrej baue eine Wand zwischen sie, als Thomas erwähnte, er habe eine Analyse für die Direktion in Zusammenarbeit mit der Kollegin Stelzer anzufertigen. Der Eindruck schwand, so schnell, wie er gekommen war. Trotzdem Wollte Thomas sich zurückhalten, bis er meinte, die Spielregeln auf New Maori begriffen zu haben.
    Zunächst mußte er jedoch seine Ansicht revidieren, auf New Maori lebten – bei der Vielzahl von Schiffen und Tätigkeiten – eine Unmenge Menschen. Platz wäre zweifellos genug gewesen.
    Auf eine diesbezügliche Frage gab Dr. Andrej lächelnd zur Antwort: »Mein Sektor besteht zum Beispiel aus dreiundneunzig Mitarbeitern, und er ist einer der stärksten. Wir sind insgesamt knapp siebenhundert Leute hier. Expeditionen und solche wie dich, von denen wir zeitweise sehr viele hier haben, nicht mitgerechnet.«
    »Und die ehemaligen Militäreinheiten?« fragte Thomas. »Die betrachte ich natürlich auch nur als zeitweilig. Das sind allerdings so an die zweitausend Mann. Ich denke aber, länger als fünf Jahre wird es nicht mehr dauern, bis dieses Problem gelöst und jeder von ihnen in die nationale Wirtschaft eingegliedert ist.«
    Dr. Andrej strich sich mit einem Taschentuch über die feuchte Stirn. Er hatte die Klimaanlage nicht eingeschaltet, und es war genauso warm wie gestern. »Wenn nicht«, fuhr er in Gedanken fort, »vorher etwas passiert!«
    Thomas sah hoch. »Was sollte passieren?«
    Dr. Andrej winkte ab. Dann sagte er: »Es gibt ein wenig Unruhe in einigen Einheiten. Auf einem Meeting hat unlängst der Kapitän eines U-Bootes die Leitung öffentlich kritisiert, ich glaube, Paterthik oder so ähnlich heißt er. Irgendwelche vertraglichen Dinge werden angeblich nicht eingehalten. Neuber bagatellisiert das. Sie sollen froh sein, sagt er, daß sie hier unter so günstigen Bedingungen arbeiten können. Natürlich würde alles geregelt werden…« Dr. Andrej zuckte die Schultern. »Ich bin da nicht so eingeweiht.«
    Thomas wunderte sich über zwei Dinge: Über den deutlichen Vorbehalt, ja beinahe Affront gegen Neuber, den Direktor, in Dr. Andrejs Worten und über die erstaunliche Unbekümmertheit in Leitungsdingen; denn schließlich gehörte Dr. Andrej zum Leitungskollektiv.
    »Du wirst hier nicht auf deine Kosten kommen, fürchte ich«, fuhr Dr. Andrej fort. »Wir messen hier nach bewährten Methoden, Routinesache. Aus der Erkundungskarte abstecken, die Lagerstätte aufsuchen. Danach werden die Fundstellen durch Auflaßbojen markiert und die Karte präzisiert. Anders wird es werden, wenn wir unter den Meeresboden gehen – so weit sind wir aber erst im nächsten Jahr.«
    »Ich könnte mir vorstellen«, sagte Thomas, »daß hier das Leseerz zur Neige geht.«
    Dr. Andrej sah Thomas ein wenig irritiert an. »Wir haben in New Maori noch gar nicht gelesen. Auch die Farmen liegen nicht unmittelbar im Gebiet der künstlichen Insel. Wir lesen gegenwärtig etwa achtzig Kilometer von hier. Die Farmen sind auf halbem Wege zwischen Manihiki und hier. Du mußt doch deren Maste gesehen haben.«
    Da war ich sicher im Maschinenraum der »Trans 25«, dachte Thomas. Es wäre ganz gut gewesen, wenn ich mich in TITANGORA ein wenig auf New Maori vorbereitet hätte. Natürlich ist es einleuchtend, daß nicht alles auf einem Haufen sein kann.
    »New Maori hat einen günstigen Standort.« Dr. Andrej schien zu spüren, daß Thomas eine Erläuterung not tat. »Ausschlaggebend war jedoch das MoholeProjekt – bekannt? Wir haben hier eine Wassertiefe von 4000 Metern. Die seismischen Messungen sagen

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