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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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versteckt, die unten, zum Wasser hin in einer breiten Plattform auslaufend, eine künstliche Mole bildeten.
    Zunächst surrte ein Kran heran und ließ Seilschlaufen in den Behälter der Skatspieler herab. Francois griff nach ihnen, sobald sie ins Wasser tauchten, und zog sie über eingelassene Haken. Ziemlich unsanft ruckte der Behälter an und wurde schnell hochgehievt. Die vier winkten Thomas zu. Wenige Sekunden später fuhr der Container auf einer Bandstraße in das Innere der Hafenanlagen.
    Thomas war unschlüssig. Er sah sich nach seinem Gepäck um. Mittschiffs hatte sich eine Luke aufgerollt, und der Kran zog dort einen Container nach dem anderen heraus, die er an Land absetzte. Wieder war kein Mensch zu erblicken.
    Thomas sah Kapitän Ann jenseits der Plattform in einem Lift verschwinden, und da wußte er, daß sich niemand um ihn kümmern würde. Er zuckte mit den Schultern und stieg aus.
    Kaum hatte er die Füße auf die Mole gesetzt, ertönte aus einem Lautsprecher eine Stimme: »Kollege Monig, bitte im Dispatcherturm einfinden!«
    Thomas sah sich um. Türme gab es genug. Unmittelbar vor einem fensterlosen Bauwerk, hinter dem er die Heckpartien der nächstgelegenen Schiffsrümpfe vermutete, war schwalbennestartig eine Glaskanzel angebaut. Von dort gab ihm jemand ein Zeichen. Thomas winkte zurück, ging zum Lift, in dem vorhin auch Kapitän Ann verschwunden war, und fuhr nach oben. Als er aus dem Lift trat, stand davor eine junge Frau, mager, drahtig, mit hervorstehenden Backenknochen und eigenartig geformten, ein wenig abstehenden Ohren.
    »Kollege Monig«, sagte sie überschwenglich freundlich, für Thomas fast zu freundlich, »ich begrüße dich in New Maori. Ich hoffe, du hattest eine gute Überfahrt. Ich heiße Carla Stelzer, und wir werden während deines Praktikums gemeinsam den Chef unterstützen.«
    »Guten Tag«, sagte Thomas. Diese Kollegin Stelzer ist imstande, dachte er, mir den guten Eindruck von Schrott-Town zu verderben. Was nützt es! Es wäre gewiß langweilig, wenn jeder jedem auf Anhieb sympathisch wäre. »Ach bitte, Kollegin Stelzer, wo kann ich mein Gepäck übernehmen?«
    »Das dürfte…«, und sie sah mit einem weitausholenden Armschlenker zur Uhr, »im Augenblick bereits auf deinem Zimmer sein! – Ja, ja«, sagte sie, als Thomas anerkennend den Mund verzog, »bei uns geht alles nach Programm – und schnell, pepe, präzis und presto!« Eine Angeberin ist sie auch noch, dachte Thomas.



»In zwei Stunden, um…«, wieder kam der Armschlenker, »einundzwanzig Uhr erwartet dich der Chef, zur ersten Kontaktnahme sozusagen. Bitte, sei pünktlich!«
    Aha, auch der Chef pepe. Ich habe etwas gegen Chefs, die die Mitarbeiter noch weit nach der eigentlichen Arbeitszeit ohne zwingenden Grund beanspruchen! Schließlich haben wir uns bei der Festlegung der Arbeitszeit etwas gedacht und unsere Arbeitspsychologen erst recht. Da war Lewrow anders… Na gut, einmal ist nicht immer!
    Er ließ sich noch beschreiben, wie er zu seinem Zimmer kam und wo der Chef seinen Sitz hatte. Dann verabschiedete er sich schnell von Frau Stelzer.
    Die nächsten Eindrücke von New Maori waren für Thomas wieder erfreulicher. Eine breite, leise surrende Bandstraße brachte ihn nach Station sechzehn. Eigentlich waren es drei Teilstraßen, eine langsame, eine mittelschnelle und eine sehr schnelle, die unmittelbar nebeneinanderliefen und je nach der zurückzulegenden Entfernung benutzt wurden. Außerdem, so hatte die Stelzer gesagt, gebe es noch eine bequeme Ringbahn, die ganz New Maori umschloß und die für die Strecke von siebenunddreißig Kilometern nur ebenso viele Minuten benötigte – bei einem Aufenthalt von vierzig Sekunden in jedem der sieben Sektorenbahnhöfe.
    Thomas bemühte sich nicht, gleich die gesamte Struktur von Schrott-Town zu begreifen. Nur nichts überstürzen, nahm er sich vor.
    Station sechzehn war das sechzehnte Schiff, ein ehemaliger Truppentransporter der Volksrepublik China, der zu einem Hotel umgebaut worden war. Das Zimmer vierhundertdrei war ein Einzelzimmer. Eine Versorgungsautomatik gab es nicht, wie Thomas sogleich enttäuscht feststellte, dafür war die Aussicht gut. Er konnte sowohl auf den Ozean hinaussehen als auch auf einen Teil des Hafens innerhalb der Umfriedung. Das Schiff ihm gegenüber war offenbar eine Art Akademie. Es saßen dort Leute vor Lernautomaten.
    Thomas ging auf Deck. Außer einem freundlichen Anstrich und verschiedenen Kunststoffverkleidungen war alles geblieben,

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