Anthropofiction
oberhalb in die Decke geschlagenes Loch fortsetzte. Eine beträchtliche Anzahl von Plastikmöbeln von der Art, wie sie sie überall in der Stadt vorgefunden hatten, einige davon zerbrochen, hatte man dort augenscheinlich zur Aufarbeitung aufgestapelt. Die übrigen Räume im Erdgeschoß schienen gleichfalls für Produktions- und Reparaturarbeiten bestimmt gewesen. Lange Zeit, wohl über einige Generationen hinweg, mußte hier, nachdem die Universität aufgehört hatte, als solche zu fungieren, eine ansehnliche Industrie betrieben worden sein.
Auf der zweiten Etage fanden sie ein Museum; viele Ausstellungsstücke waren noch vorhanden und mit großer Mühe in den verschmutzten Glaskästen vage zu erkennen. Auch Verwaltungsbüros waren da gewesen. Die Türen der meisten waren verschlossen. Sie verloren keine Zeit mit dem Versuch, sie aufzubrechen, aber diejenigen, die offenstanden, waren in Wohnquartiere umgewandelt worden. Sie machten Notizen und grobe Pläne der Stockwerke, die ihnen bei einer späteren, gründlicheren Untersuchung helfen sollten. Es wurde fast Mittag, bis sie wieder im siebten Stock angelangt waren.
Selim von Ohlmhorst war in einem Raum an der Nordseite des Gebäudes, wo er die Position der Gegenstände skizzierte, bevor er sie untersuchte und zusammentrug, um sie wegzuschaffen. Er hatte den Fußboden mit einem Gitter aus Kreidestrichen in Quadrate eingeteilt und jedes numeriert.
»Wir haben alles auf dieser Etage fotografiert«, sag te er. »Ich habe drei Trupps gebildet – mehr Scheinwerfer habe ich nicht –, die Skizzen und Messungen machen. Bei unserer bisherigen Geschwindigkeit werden wir, die Zeit für das Mittagessen abgerechnet, im Laufe des Nachmittags fertig werden.«
»Ihr habt schnell gearbeitet. Offenbar wachst du nicht so priesterlich darüber, daß jeweils ein qualifi zierter Archäologe‹ zuerst die Räume betritt«, bemerk te Penrose.
»Ach, Quatsch!« rief der alte Mann ungeduldig aus. »Eure Offiziere sind schließlich keine Deppen. Sie waren alle auf der Nachrichten-Akademie und auf der Kriminalpolizeischule. Einige der besten Amateur-Archäologen, die ich je gekannt habe, waren ehemalige Soldaten oder Polizisten. Aber es gibt nicht viel zu tun. Die meisten Räume sind entweder leer oder wie dieser – ein paar Möbelstücke und zerbrochener Plunder und Papierfetzen. Habt ihr in den unteren Stockwerken irgend etwas entdeckt?«
»O ja«, sagte Penrose mit einem Anflug von Heiterkeit in der Stimme. »Was würdest du sagen, Martha?«
Sie begann, Selim zu berichten. Die anderen, unfähig, ihre Erregung zu beherrschen, fielen mit Zwischenreden ein. Von Ohlmhorst starrte sie ungläubig staunend an.
»Aber diese Etage war fast völlig geplündert, und die Gebäude, die wir bisher betreten haben, waren alle vom Erdgeschoß aufwärts geplündert«, sagte er schließlich.
»Die Menschen, die diese Etage geplündert haben, haben hier gewohnt«, antwortete Penrose. »Sie hatten bis zum Schluß Elektrizität; wir haben Kühlschränke voller Lebensmittel gefunden, und Herde, auf denen noch das Essen stand. Sie müssen die Aufzüge benutzt haben, um die Sachen aus der oberen Etage herunterzuholen. Der ganze erste Stock war zu Werkstätten und Laboratorien umgebaut. Ich glaube, dieser Ort muß so etwas wie ein mittelalterliches Kloster in Europa gewesen sein oder wie ein solches Kloster gewesen wäre, wenn das Mittelalter auf den Niedergang einer hoch entwickelten, wissenschaftlichen Zivilisation gefolgt wäre. Als erstes haben wir eine Menge Maschinengewehre und leichte automatische Kanonen im Erdgeschoß entdeckt, und alle Türen waren verbarrikadiert. Die Menschen hier versuchten, eine Zivilisation aufrecht zu erhalten, nachdem der übrige Planet in Barbarei zurückgefallen war; ich vermute, daß sie hin und wieder Überfalle der Barbaren abwehren mußten.«
»Sie wollen doch hoffentlich nicht darauf bestehen, dies Gebäude zum Quartier der Expedition zu machen, Colonel?« fragte vonOhlmhorst besorgt.
»O nein! Diese Stätte ist eine archäologische Schatzkammer. Mehr als das; nach dem, was ich gesehen habe, können unsere Techniker hier eine Menge lernen. Aber immerhin sollten Sie diese Etage so schnell wie möglich aufräumen. Ich will den unterirdischen Teil, vom sechsten Stock an abwärts, luftdicht versiegeln. Dann werden wir Sauerstoffgeneratoren und Krafteinheiten aufstellen und ein paar Fahrstühle in Betrieb setzen. Für die oberen Stockwerke können wir etagenweise die
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