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Anti-Eis

Anti-Eis

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Grabmaschine. Ein geschlossenes Chassis, nicht
größer als eine Geschützlafette, trug vorne eine
Scheibe aus gehärtetem Stahl. Diese Scheibe hatte einen
Durchmesser von etwa zehn Fuß und war mit glänzenden
Klingen und Schaufeln bestückt. »Dies hier wird die
Förderung von Kohle und anderen Bodenschätzen
revolutionieren«, sagte Holden. »Es handelt sich um eine
weitere Erfindung, die ohne Anti-Eis überhaupt nicht denkbar
gewesen wäre; ohne die durch das Anti-Eis ermöglichten
kompakten, sauberen Kessel würde diese Maschine einen Kessel und
Schornstein von der Größe einer Eisenbahn-Lokomotive
benötigen und in der Enge einer Mine schon nach einer halben
Stunde an ihren eigenen Abgasen ersticken.«
    Wir gingen an Modellen von neuartigen Dampfpressen und
Baumwollspinnereien vorbei. Meine jugendliche Phantasie wurde von
einem Diorama des neuen King-Edward-Docks in Liverpool
gefangengenommen, das in einem flachen Wasserbecken stand, welches
den Mersey darstellte, mit Spielzeugsegelschiffen und Schleppern, die
tatsächlich schwammen!
    Nun legte die Gruppe eine Pause ein; und als ich an den steif wie
Ladestöcke dastehenden Preußen vorbeiblickte, sah ich, wie
Bismarck einem großen, hageren Mann von etwa siebzig Jahren
vorgestellt wurde. Dieser Gentleman trug einen ramponierten
Zylinderhut, der vor dreißig oder vierzig Jahren einmal modern
gewesen sein mochte, und das von stattlichen, graumelierten
Koteletten gezierte Gesicht war eine runzlige Maske aus Narben und
Brandmalen, in dessen Mittelpunkt eine aus Platin gefertigte
künstliche Nase prangte.
    Blaue Augen sahen funkelnd auf Bismarck hinab, und er hielt die
Hand des Kanzlers, als wäre sie schon vor Monaten abgestorbenes
Fleisch.
    Erregt wandte ich mich an Holden. »Das ist… Das
ist…«
    Meine Aufregung belustigte ihn. »Sir Josiah Traveller, der
große Konstrukteur und Erbe von Brunels Mantel, in
Person.«
    »Ich wußte nicht, daß Traveller auch erscheinen
würde. Er soll doch als Eigenbrötler gelten.«
    »Vielleicht hat ja die verlockende Präsenz von
Präsidenten und Kanzlern dem großen Mann die
Schüchternheit genommen.«
    Ich musterte Holden kurz; obgleich sein abschätziger Tonfall
so klang, als ob er der Welt überdrüssig wäre, sah
ich, daß seine Augen mit einem Ausdruck des Hungers auf
Traveller fixiert waren. »Selbstverständlich«,
frozzelte ich ihn, »erzählt ihr Journalisten uns, daß
Sir Josiah überschätzt werde. Es seien nur seine
Exklusivrechte auf diese wundersame ›Anti-Eis‹-Substanz,
die seinen Ruhm begründet haben.«
    Holten schnaufte. »Ihr werdet keinen Journalisten finden, der
einen solchen Unsinn ventiliert. Traveller ist ein Genie, mein Junge.
Ja, mit Anti-Eis konnte er seine Visionen in die Realität
umsetzen; aber diese Visionen hätten auch von niemandem sonst
stammen können. Travellers Anti-Eis-Maschinen pflastern den
Globus über und unter der Erde mit silbernen Pfaden. Josiah
Traveller ist der Leonardo unserer Zeit…« Nachdenklich rieb
er sein rundes Kinn. »Das soll natürlich nicht bedeuten,
daß er ein Universalgenie sei. Finanzielle und wirtschaftliche
Belange scheinen ihn zu überfordern, genauso wie es bei seinem
berühmten Mentor, Brunel, der Fall war. Wißt Ihr denn,
daß der Stapellauf des Landkreuzers, der Prince Albert, fraglich ist?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Er ist praktisch fertiggestellt, aber Travellers
Gesellschaft muß noch Kapital für die Deckung der
Betriebskosten aufbringen. Dem Vernehmen nach sollen neue Aktien
ausgegeben werden; und meines Wissens hat Traveller sich auch an das
Kabinett gewandt.« Holden schniefte und zupfte an der Uhrkette.
»Vielleicht erklärt das auch seine Präsenz hier.
Werdet Ihr beim Stapellauf anwesend sein, Mr. Vicars?«
    »Ich befürchte, das wird nicht möglich sein«,
erwiderte ich düster. »So sehr ich es auch
möchte… aus verschiedenen Gründen«, sagte ich und
dachte dabei an Françoise.
    Holden sah mich zwar fragend an, ließ es aber dabei
bewenden.
    Ich studierte den Widerwillen in Travellers verwüstetem,
dennoch edlem Gesicht und konnte mir denken, daß er so schnell
wie möglich von hier verschwinden und wieder in seine Werkstatt
und an die Zeichenbretter zurückkehren wollte. »Es ist
schon ein Elend«, sagte ich zu Holden, »daß wir von
unseren Ingenieuren erwarten, gleichzeitig auch Diplomaten zu
sein.«
    Holden grinste. »Vielleicht ist es dann nur gut, daß
wir nicht von unseren Diplomaten verlangen, sich auch als
Konstrukteure

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