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Anti-Eis

Anti-Eis

Titel: Anti-Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
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man es nicht mehr
bewegen konnte.
    Die Beseitigung des Brecheisens war eine Sache von Sekunden, und
dann ließ das Rad sich leicht drehen.
    Es wurde dunkler im Helm, und ich fragte mich, ob mir die Sinne
schwanden; der Schmerz in der Lunge schien nun in alle Bereiche von
Hals und Brust auszustrahlen, und meine Arme vermittelten den
Eindruck, als ob jegliche Kraft aus ihnen gewichen wäre.
    Nun drehte sich das Rad ohne mein Zutun in den Händen; mit
einem letzten Rest von Rationalität begriff ich, daß
Holden und Traveller auf ihrer Seite der Luke auch an der Arbeit sein
mußten. Ich ließ das Rad los und glitt in Dunkelheit
ab.
    Der Schmerz verflüchtigte sich, und die Dunkelheit wich einer
sanften Helligkeit, einem blauweißen irdischen Licht.
    Ich stürzte in dieses Licht hinein.
     
    Als ich die Augen wieder aufschlug, erwartete ich, mich noch in
diesem höllischen Kupfergefängnis zu befinden. Aber mein
Kopf war frei; ich war von der Einrichtung der Raucherkabine umgeben.
Holdens rundes Gesicht schwebte mit allen Anzeichen der Besorgnis
über mir. »Ned? Ned, könnt Ihr mich
hören?«
    Ich versuchte zu sprechen, aber meine Kehle war so heiser, als ob
sie ausgeputzt worden wäre, und ich konnte bloß
flüstern: »Holden? Hatte ich doch noch Erfolg?«
    Seine Lippen waren zusammengepreßt, und er nickte langsam.
»In der Tat hattet Ihr Erfolg, Junge. Obwohl ich befürchte,
daß wir noch nicht ganz aus dem Schneider sind.«
    Er reichte mir ein Fläschchen Brandy; die Flüssigkeit
strömte brennend durch meine rauhe Kehle. Ich hob den Kopf.
Holden drückte mich zurück und sagte, ich solle mich noch
nicht bewegen; aber ich sah, daß ich vom Helm abgesehen noch
immer den Schutzanzug trug und mit einer Decke locker auf meine
Pritsche gebunden war. »Bourne?« keuchte ich. »Hat er
überlebt?«
    »Er hat in er Tat überlebt, dank Eurer
Großmut«, entgegnete Holden. »Obwohl ich den Franzen
aus dem Schiff werfen würde, wenn es nach mir
ginge…«
    »Wo ist er?«
    »Auf der Pritsche gegenüber; Pocket kümmert sich um
ihn. Er war vielleicht für eine Minute ohne Sauerstoff –
aber Traveller glaubt, daß er keine bleibenden Schäden
zurückbehalten wird. Schade.«
    Ich ließ den Kopf wieder auf das Kissen sinken. Der Sturm
der jüngsten Ereignisse flaute noch immer durch meine
Überraschung bezüglich der Identität des Saboteurs
ab.
    »Und Traveller?« fragte ich. »Wo ist er?«
    »Auf der Brücke.« Er lächelte. »Ned,
während Pocket und ich euch beide versorgten – Euch den
Helm abnahmen und so weiter –, begab sich unser Gastgeber
unverzüglich zu den Instrumenten auf der Brücke, wie ein
Kind, das verlorene Spielsachen wiedergefunden hat!«
    Ich brachte die Kraft auf, zu lachen. »Ja, das ist typisch
Traveller. Holden, Ihr sagtet, wir seien noch nicht außer
Gefahr; hat Traveller bereits einen Hinweis von seinen Instrumenten
bekommen?«
    Holden nickte und kaute an den Fingernägeln. »Es
scheint, daß unser französischer Freund tatsächlich
schon zu viel Wasser verbraucht hat, als daß wir zur Erde
zurückkehren könnten. Aber das ist noch nicht das
Schlimmste, Ned.«
    Ich mußte wohl noch im Banne meiner jüngsten Erlebnisse
stehen, denn ich nahm diese Neuigkeiten ungerührt zur Kenntnis
und fragte: »Aber was könnte denn noch schlimmer sein als
ein solches Todesurteil?«
    »Traveller hat sich verändert. Es hat den Anschein,
daß Euer Vorbild an Entschlossenheit und Tatkraft ihn zutiefst
beeindruckt hat; er ist nach eigenem Bekunden nun entschlossen, uns
wieder zur Erde zurückzubringen. Aber, Ned…« –
Holdens Augen weiteten sich vor Angst –, »…um uns zu
retten, will Traveller uns auf die Oberfläche des Mondes bringen
und dort nach Wasser suchen!«
    Ich schloß die Augen und fragte mich, ob ich mich nicht doch
in einem durch eine Kohlensäurevergiftung verursachten Traum
befände.

 
8

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Eine Debatte
     
     
    Die nächsten Tage verbrachte ich im Tran. Mein
Weltraumspaziergang hatte mich völlig ausgelaugt. Und das
fremdartige Ambiente der Phaeton – die Schwerelosigkeit,
der nur durch Pockets und Holdens Routineverrichtungen markierte
Rhythmus von Tag und Nacht (Traveller hatte sich auf der Brücke
verschanzt und erschien gar nicht mehr in der Raucherkabine), die
rauchgeschwängerte, stickige Luft, die in mir den Wunsch weckte,
ein Fenster aufzureißen – die Kombination all dieser
Faktoren ließ mich in einem traumähnlichen Zustand
dahindämmern. Vielleicht hatte das Fehlen der

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