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Anti-Eis

Anti-Eis

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lunaren
Felsen selbst angezogen.
    »Also, Ned«, rief Traveller, und als ich mich umdrehte,
sah ich ihn auf seinem Thron sitzen, in eine Aura der
Entschlossenheit und Tatkraft gehüllt. »Welch ein Abenteuer
unserer harrt!«
    »Sir Josiah, ich verstehe, daß die Schwerkraft uns in
diesen Orbit um den Mond zieht. Aber wird die Schwerkraft uns denn
nicht auch direkt zur Oberfläche hinunterziehen?«
    »Nein, Ned; wenn wir die Raketen nicht wieder zünden,
werden wir auf einer hyperbelförmigen Flugbahn an der
verborgenen Rückseite des Mondes vorbeifliegen und dann ins All
geschleudert.«
    »Dann werden wir eben weggeschleudert, wenn es nur in
Richtung unserer Heimatwelt ist! Sir, der Mond ist wirklich
großartig, aber er war sicher nie dafür vorgesehen,
daß Menschen auf ihm leben. Ist es wirklich erforderlich,
daß wir auf seine Oberfläche hinabsteigen?«
    Traveller seufzte, und zu meinem Unbehagen griff er sich ins
Gesicht und nahm die Platinnase ab; mit einem Daumen rieb er den Rand
der solcherart exponierten dunklen Höhlung, dann setzte er die
Nase wieder auf. »Ned, jedesmal, wenn ich einen Funken
Intelligenz in Eurem Schädel aufblitzen sehe, enttäuscht
Ihr mich wieder mit einer idiotischen Bemerkung. Ich habe es Euch
doch schon mindestens zweimal erklärt.«
    »Dann bitte ich um Entschuldigung, Sir, denn ich habe es
immer noch nicht verstanden.«
    »Ist die Massenträgheit denn ein so schwieriges
Theorem?
    Mein Gott… Na gut, Ned. Damit die Phaeton überhaupt so weit kommen konnte, hat unser Monsieur Bourne
unseren Vorrat an Reaktionsmasse – Wasser – stark
erschöpft. Selbst wenn wir die Flugbahn wieder in Richtung Erde
ausrichten könnten, würden wir beim unkontrollierten Sturz
durch die Atmosphäre sicher geröstet werden, und unsere
Überreste würden bis zur Unkenntlichkeit am Boden
zerschellen. Also brauchen wir mehr Wasser.«
    »Eine wahrhaft erfreuliche Aussicht. Aber wenn es schon
unmöglich ist, auf der Erde zu landen, wie können wir dann
hoffen, sicher auf dem Mond niederzugehen?«
    Traveller schaute zum Mond hoch, und ich stellte mir vor, wie er
seine Ungeduld bezwang. »Weil der Zug der Schwerkraft nur ein
Sechstel des irdischen Wertes beträgt. Und so können unsere
erschöpften Raketen uns sicher aus dem Orbit hinausbringen und
eine weiche Landung auf den Ebenen des Mondes ermöglichen, lange
bevor unsere Wasservorräte zu Ende gehen.«
    Ich wandte das Gesicht zum Mond empor; ich ließ die Augen
von seinem blassen Licht überfluten und äußerte meine
schlimmste Befürchtung. »Sir Josiah, stellen wir uns der
Wahrheit. Der Mond ist ein öder, luftloser Planet; die
Wahrscheinlichkeit, daß wir dort unten Wasser finden, ob
gefroren oder flüssig, ist nicht größer als die,
daß wir einen Cockney-Bengel heiße Maronen verkaufen
sehen.«
    Traveller lachte prustend, wobei seine Nase ein unangenehmes
metallisches Klingeln hören ließ. »Vergebt mir,
Professor Lord Ned; ich wußte nicht, daß Ihr ein solcher
Experte für lunare und planetarische Theorien seid.«
    »Das bin ich wohl nicht, Sir«, dementierte ich
würdevoll, »aber ich bin auch kein Dummkopf; und ich bin in
der Lage, Zeitung zu lesen.«
    »Sehr schön. Aber ich kann Euren Vorbehalten gegen
meinen Plan drei Argumente entgegenhalten: Erstens haben wir keine
Alternative! Es existiert kein anderer uns zugänglicher Ort, an
dem wir auch nur die Aussicht auf Wasser oder eine andere geeignete
Flüssigkeit hätten. Also der Mond oder überhaupt
nichts, Ned.
    Zweitens sind sich die Gelehrten hinsichtlich der Beschaffenheit
der Mondoberfläche gar nicht so einig, wie Ihr vielleicht
glauben mögt.«
    »Aber auf jeden Fall gilt der Mond gemäß der
herrschenden Lehrmeinung als öde, trocken, leblos und ohne
Atmosphäre.«
    »Pah!« schnaubte Traveller. »Und auf welchen
Beobachtungen basieren denn diese Theorien? Für jedes Beispiel
einer durch den Mond verursachten Totalfinsternis eines Sterns –
wobei durch das Fehlen einer Trübung oder Refraktion der
›Beweis‹ erbracht wird, daß es dort keine Luft gibt
–, kann ich ein Beispiel für das direkte Gegenteil
anführen. Vor gerade einmal zwanzig Jahren hat der Franzose
Laussedat während einer Sonnenfinsternis eine Refraktion der
Sonnenscheibe festgestellt.« Der lässig im Sessel
hängende Traveller streckte die Arme aus, als ob er die
über ihm stehende Mondgöttin umarmen wollte. »Ich
akzeptiere, daß unsere Augen uns sagen, der Mond könne
keine so dichte Atmosphäre wie die

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