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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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einen Bericht veröffentlicht hatte, in dem sie in der Frage des Therapieerfolges den letzten Platz einnahmen, während die kognitive Verhaltenstherapie die Liste anführte. Nun sahen sie einen Anlass, die bei ihrem internen Kolloquium gehaltenen Vorträge zu veröffentlichen. Höflich ausgedrückt entspricht ihr Anti-livre noir den Grundregeln der Publizistik – doch wenn wir ehrlich sind, ist es bloße Propaganda.
    Dabei praktizieren von den siebenundvierzig Autoren von Livre noir nur neun kognitive Verhaltenstherapie, darunter mein Freund Didier Pleux. Das Buch ist also nicht gerade ein Kriegsgerät zur Verteidigung der Verhaltenstherapie. Doch genau darauf wurde die Debatte fokussiert. So wurde eine viel wichtigere Diskussion vermieden, in der die Freudianer ihre Beweise dafür hätten liefern können, dass Freud eben kein Lügner, Fälscher, Plagiator, Vertuscher, Propagandist war und kein Vater, der sich des Inzests schuldig gemacht hatte. Was natürlich alles auf ihn zutraf.
    Man könnte die einzelnen Lügen der Reihe nach ganz entspannt argumentativ auseinandernehmen, ohne Hass und ohne Verachtung. Doch das Anti-livre noir beschäftigt sich gar nicht mit diesen Themen – aus gutem Grund. Das Livre noir wollte eine vernünftige, sinnvolle Debatte; die Gegner haben beschlossen, dass sie nicht stattfinden soll.
    Mit einer gewissen Erheiterung liest man das Buch von Élisabeth Roudinesco Pourquoi tant de haine? Anatomie du »Livre noir de la psychanalyse« [ Warum so viel Hass? ]. Der kurze Text erschien 2005 bei Navarin und amüsiert, weil er zeigt, wie die wunderbare Entdeckung der Psychoanalyse funktioniert – dass nämlich wahr ist, was gesagt wird. Tatsächlich findet sich, wie
man in diesem Büchlein sieht, der Hass aufseiten von Freuds Verteidigern und nicht aufseiten jener, die historisch arbeiten.
    Das Presseecho auf Livre noir de la Psychanalyse umfasst über 200 Seiten und ist eine Schande für die französische Presse, darunter für einige berühmte Intellektuelle dieses Landes, die sich einmal mehr blamieren. Doch daran sind sie ja gewöhnt. Hier finden wir Material für eine Analyse nach bourdieuscher Manier, die zeigen könnte, wie sich die angebliche grande presse zur Komplizin der Perpetuierung kollektiver Halluzinationen macht.
    Besonders hervorheben möchte ich die intellektuelle Redlichkeit von Laurent Joffrin und des Nouvel Observateur. Sie haben das Buch und die polemische Debatte wirklich journalistisch untersucht und damit die Ehre des Berufsstandes gerettet, und zwar in der Ausgabe vom 15. – 21. November 2005. Roudinesco reagierte auf Joffrins Text kritisch und forderte eine »grundlegende Kritik, wie sie dieses Buch verdient, das Gegenstand all dieser Polemik ist«. 2010 steht diese grundlegende Kritik immer noch aus. Ich stimme Roudinesco darin zu, dass man eines Tages mit den Beleidigungen und Verletzungen aufhören und sich dem Thema wie Erwachsene widmen sollte.
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    Die »post-freudianischen Aufklärer«. Ich las also den Sammelband Psychothérapie. Trois approches évaluées (Inserm, 2004), dessen Lektüre verdrießlich ist, weil der Stil an einen amtlichen Bericht erinnert. Das Buch beschäftigt sich mit Forschungsergebnissen aus den Bereichen Angststörungen, Stimmungsschwankungen oder Essstörungen (Anorexie und Bulimie), Persönlichkeitsstörungen, Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie.
    Gleichfalls aus dem Lager der Freudianer stammt die Gegenpublikation zu diesem Text von Jacques-Alain Miller und Jean-Claude Milner mit dem Titel Voulez-vous être évalué? Sie erschien
bei Grasset in der Reihe »Figures«, die von Bernard-Henri Lévy geleitet wird. BHL machte, gemeinsam mit Philippe Sollers, aus seiner Unterstützung für die freudsche Sache keinen Hehl – hierzu lese man seinen Beitrag in Ornicar? (Nr. 51, Jahrgang XXXIX).
    Ich möchte hier nicht detailliert auf Livre noir de la psychanalyse eingehen, aber doch eine kurze Bewertung abgeben. Die siebenundvierzig Beiträge bilden keine homogene Darstellung aller Themenbereiche. Ihr Niveau und ihr intellektueller Anspruch sind unterschiedlich. So geht es allen derart umfangreichen Sammelbänden. Doch Catherine Meyers Arbeit als Herausgeberin ist bedeutend und wird in der Geschichte der »post-freudianischen Aufklärer« – wie ich sie nennen möchte – von Bedeutung bleiben.
    Nun will ich mich kurz mit den Arbeiten von Mikkel Borch-Jacobsen beschäftigen, dem ich mein Erweckungserlebnis hinsichtlich Freud

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