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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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Tüftler gehen, und zwar an solche, die dynamisch genug sind, um jede Option auszunutzen.
    Lassen Sie uns einige statistische Argumente prüfen und etwas technisch werden. Erträge aus Forschungen fallen in Extremistan an; sie folgen einer statistischen Verteilung in der Art eines Potenzgesetzes mit großen, fast unbegrenzten Vorteilen, aber aufgrund der Optionalität begrenzten Nachteilen. Der finanzielle Ertrag aus Forschungsunternehmen sollte konsequenterweise in einem linearen Bezug stehen zur Anzahl der Versuche, nicht zum in die Versuche investierten Gesamtkapital. Da, wie in Abbildung 7 gezeigt, der Erfolgreiche einen explosiven Ertrag ohne Obergrenze erzielen wird, empfiehlt sich als Vorgehensweise eine Art blinde Finanzierung. Sie bestünde in der »Eins geteilt durch n«- beziehungsweise »1/N«-Methode, wobei man die Einsätze auf so viele Versuche wie möglich streut: Wenn sich Ihnen n Optionen bieten, dann investieren Sie mit gleichen Beträgen in alle. 54 Kleine Beträge pro Versuch, viele Versuche, breitere Streuung, als es wünschenswert erscheint. Warum? Weil es in Extremistan wichtiger ist, mit kleinen Beiträgen an irgendetwas beteiligt zu sein, als eine Chance zu verpassen. Ein Anleger meinte mir gegenüber: »Der Gewinn ist unter Umständen so groß, dass du es dir nicht leisten kannst, nicht überall deine Finger drin zu haben.«
    Der medizinische Bereich
    Im Unterschied zur Technik hat die Medizin bereits eine lange Geschichte der Domestizierung des Glücks hinter sich; heute gilt als anerkannt, dass in der ärztlichen Praxis der Zufall eine Rolle spielt. Allerdings hat sich diese Erkenntnis noch nicht überall durchgesetzt.
    Mit Zahlen aus dem medizinischen Sektor ist es möglich, die Leistung teleologisch ausgerichteter Forschung mit zufällig sich ergebenden Entdeckungen zu vergleichen. Die US -Regierung liefert dafür das ideale Datenmaterial: die Aktivitäten des National Cancer Institute, einer Einrichtung, die im Zuge von Nixons »Krieg gegen den Krebs« in den frühen 1970er Jahren gegründet wurde. Morton Meyers, ein niedergelassener Arzt und Forscher, schreibt in seinem großartigen Buch Happy Accidents: Serendipity in Modern Medical Breakthroughs ( Über die Rolle glücklicher Zufälle bei medizinischen Durchbrüchen ): »Nachdem 20 Jahre lang über 144000 Pflanzenextrakte aus ungefähr 15000 Gattungen analysiert wurden, schaffte es nicht ein einziges pflanzliches Krebsmedikament, als solches anerkannt zu werden. Dieser Misserfolg steht in völligem Kontrast zu der in den ausgehenden 1950er Jahren gemachten Entdeckung der Vinca-Alkaloide, einer wichtigen Gruppe pflanzlicher Arzneimittel gegen Krebs – einer Entdeckung, die sich nicht zielgerichteter Forschung, sondern dem Zufall verdankte.«
    John LaMattina, ein Insider, der über seine Erfahrungen schrieb, nachdem er aus der Pharmabranche ausgestiegen war, führt Statistiken an, die die Kluft zwischen der öffentlichen Wahrnehmung des Beitrags wissenschaftlicher Forschung und den tatsächlichen Verhältnissen belegen: Neun von zehn Medikamenten wurden von der Privatindustrie entwickelt. Selbst die steuergeförderten National Institutes of Health stellten fest, dass von 46 Medikamenten auf dem Markt, die nennenswerte Umsätze erzielen, lediglich drei staatlichen Fördermaßnahmen geschuldet sind.
    Wir haben die Tatsache, dass Heilmethoden gegen Krebs aus anderen Forschungszweigen stammen, noch nicht wirklich verdaut. Man sucht nach Medikamenten gegen andere Krankheiten als Krebs (oder vielleicht sogar nicht einmal nach Medikamenten) und findet etwas, wonach man nicht gesucht hat (und umgekehrt). Das Muster, das sich dabei interessanterweise durchhält: Wenn ein solches Forschungsergebnis zuerst von einem Akademiker entdeckt wird, dann wird er die Konsequenzen sehr wahrscheinlich außer Acht lassen, da es nicht das war, was er herausfinden wollte – ein Akademiker hat schließlich ein vorgegebenes Skript, an dem er sich orientiert. Um es in Options-Begriffen zu formulieren: Er macht von seiner Option trotz ihres Werts keinen Gebrauch – ein (wie auch immer man Rationalität definiert) eklatant irrationales Verhalten, verhält er sich doch wie jemand, der zwar geizig ist, aber trotzdem eine große Geldsumme, die er in seinem Garten findet, nicht aufhebt. Meyers kennt auch den »Flugunterricht-für-Vögel«-Effekt: Entdeckungen werden fälschlich im Nachhinein auf irgendwelche akademischen Forschungen zurückgeführt, was unserer

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