Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
rechten Auge des empört verzerrten Mondgesichts stecken blieb. Nur Anton blieb stumm. Und schmunzelte.
Im Sportunterricht stand Völkerball auf dem Pr o gramm. Uli schaffte es, einen neuen Rekord aufzustellen. Insgesamt achtzehn Mal wurde er getroffen. Dreimal d a von war er gerade dabei einen Schokoriegel auszupacken, als der Ball ihn erwischte.
Frisch geduscht und die Mütze tief ins Gesicht gezogen trat Anton am Nachmittag vor die Turnhalle.
Auf dem Schulhof herrschte das übliche Drängeln und Treiben, das Schüler produzieren, wenn der Feierabend in unmittelbare Reichweite gerückt ist. Das Klingeln von Mobiltelefonen erfüllte die Luft, ein paar Schneebälle fl o gen durch die Gegend, und alles schob sich in Richtung Schuleinfahrt.
Nur zwei Personen schienen dem Treiben eher gela s sen beizuwohnen. Sie saßen auf dem Gerüst aus querli e genden Baumstämmen in der Mitte des Schulhofs. Anton rannte zu ihnen. Es waren Oskar und Emma.
Emma trug wie üblich einen dicken Schal über ihrem Wintermantel. Mit ihrer roten Stupsnase, die über dem Schalknäul hervor lugte, wirkte sie ein wenig wie ein zartes Blümchen, das eigentlich nur mit Wärme und Sonne, nicht jedoch mit Winter und Schnee in Berührung kommen durfte. Anton verspürte spontan den Wunsch, ihr auch noch seine Mütze zu geben.
Vor Emma auf dem Boden stand ein silbrig glänzender Pokal.
„Das ist ja toll!“ Anton deutete darauf. „Hast du g e wonnen? Herzlichen Glückwunsch!“
„Nicht ganz“, korrigierte Emma, „ich habe den zweiten Platz gemacht. Der Sieg im Nachwuchswettbewerb ging dieses Jahr an eine magische Zimmer-Putz-Maschine.“
Sie lächelte stolz. „Aber was soll`s. Ich bin sehr zufri e den.“
Der Schulhof hatte sich inzwischen geleert. Von Ferne hörte man noch das leise Quietschen der Schulbusreifen. Dann war alles ruhig. Murmelgroße Schneeflocken sege l ten vom Himmel und legten sich wie Watte über die fr i schen Fußspuren. Ein wenig Nebel überzog die dünne Schneeschicht.
Als die Kinder sich aufmachten zu gehen, war plötzlich ein Geräusch zu vernehmen. Sie blieben stehen.
Es war eine Stimme, deutlich hörbar und doch irgen d wie entfernt. Fast unwirklich inmitten der Stille des Schu l hofs.
„Du musst verstehn !
Aus Eins mach` Zehn,
Und Zwei laß geh`n ,
Und Drei mach`gleich ,
So bist du reich.“
Es schien ein Gedicht zu sein. Eine melodische Weise vorgetragen im Reimformat. Es kam aus der linken Ecke des Schulhofs. Der Schnee war dort zur Seite geschoben, und man konnte die Hinkelkästchen auf dem Boden e r kennen.
Und darauf stand Schröder. Auf einem Bein hüpfend bewegte er sich vorwärts, von einem Kästchen aufs näch s te.
„Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs,
So sagt die Hex`,
Mach` Sieben und Acht,
So ist`s vollbracht
Und Neun ist Eins,
Und Zehn ist keins.
Das ist das Hexen-Einmaleins.“
Ein wenig Schnee stob auf, und Nebel schob sich zur Seite, als Schröder vom letzten Feld der Hinkelkästchen zu den Kindern hinüber schritt.
Mit verschränkten Armen blieb er vor ihnen stehen.
„So schnell sieht man sich wieder.“
Schröders Blick war heute frostig kühl, und statt seines gewohnt hochmütigen Lächelns lag etwas seltsam En t schlossenes in seinen Mundwinkeln.
„Wegen dir bin ich hier.“
Er hob die Hand und deutete auf Anton. Ein kaltes Frösteln kroch Anton an den Beinen empor.
„Heute wird abgerechnet.“
Schröder trat rückwärts auf die Mitte des Schulhofs, wobei er mit dem Zeigefinger Anton zu sich herwinkte. Entsetzt merkte Anton, dass seine Beine ihm nicht mehr gehorchten. Wie eine willenlose Marionette folgte er ihm.
In der Mitte des Schulhofs blieben sie stehen.
Ein eisiges Lächeln huschte über Schröders Lippen.
„Ist dir der Mut abhanden gekommen?“
Anton versuchte zu antworten. Doch es funktionierte nicht. Es war, als ob ein fremder Wille auf ihn eindrang. Ein dumpfes Dröhnen rauschte in seinen Ohren, und wie aus weiter Ferne klangen Schröders Worte zu ihm hinüber.
„Hörst du, was ich sage?“ Anton erstarrte. Schröders Gesicht kam näher! Wie eine riesenhafte, verzerrte Fratze beugte es sich über ihn.
Er duckte sich und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
„Der Kleine hat Angst, was sagt man dazu?“ Schröders Mund verzog sich zu einem überdimensionalen Grinsen. Gleichzeitig näherte sich seine rechte Hand…und pochte auf Glas.
„Dong, Dong“, schallte es über Antons Kopf. Entsetzt blickte er hoch. Er
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