Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
Anrichte und zog eine Flasche daraus hervor. Mit zittrigen Fingern griff er ein Glas, füllte es bis zum Rand und leerte es mit einem Zug. Dann ein weiteres, und noch eins. Nach dem dritten fühlte er sich besser.
Mit einem Hicksen verließ er das Schulgebäude und schloss sorgfältig die Tür hinter sich ab. Es mussten die Nerven sein. Höchste Zeit für einen Urlaub.
„Wie hast du das bloß angestellt?“ Kopfschüttelnd lief Anton neben Emma und Oskar die Schuleinfahrt nach unten. Er hatte noch immer weiche Knie.
Der Schulhof hinter ihnen sah wieder aus wie immer. Die fürchterliche Schlange war verschwunden, und das Gerüst aus Baumstämmen stand vollständig in der Mitte.
„Das war gar nicht so schwierig“, lächelte Emma. „Ein wenig geistige Stärke gehört natürlich dazu.“
„Und warum gerade ein Elviskostüm ?“
„Naja, eigentlich ganz einfach. Schröders morpholog i sche Erscheinung hat sich seinem inneren Kern ang e passt.“
„Ach?“
„Ja“, Emma nickte bedeutungsvoll, „rein geistig b e trachtet ist er halt eine schmierige Elvisgestalt . Für g e wöhnlich rebelliert das Äußere, bevor es sich umwandeln lässt. Die molekulare Struktur kann sehr resistent sein. Aber in Schröders Fall war es ganz einfach.“
Sie grinste. „Er ist einfach zu lasch.“
Mit ungläubigem Staunen schüttelte Anton den Kopf.
Oskar beugte sich ein Stückchen zu ihm. „Ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber manchmal habe ich ein bis s chen Angst vor ihr…“
Weihnachtsgeschichten
Vor der Schuleinfahrt trennten sich ihre Wege. Oskar und Emma wollten zurück zur alten Eiche, zum Zaube r kongress. Heute war der vorletzte Tag, und sicher gab es noch viel Spannendes zu sehen. Oskar war schon ganz kribbelig, er hatte etwas von einer Super-Sonder-Rabattaktion bei den fliegenden Teppichen gehört. Mit dem Motto „viel Teppich für wenig Geld“, das wollte er auf keinen Fall verpassen. Morgen Nachmittag zum A b schluss des Kongresses stand die feierliche Pokalverle i hung auf dem Programm. Ein Sieg von Professor Rofius galt inzwischen als sicher, zumal von seinem mysteriösen Herausforderer jedes Lebenszeichen fehlte.
Anton musste zum C afé Grimm. Das hatte er seiner Mutter versprochen. Er verabschiedete sich von Emma und Oskar und nahm den nächsten Bus in Richtung I n nenstadt. An der Haltestelle Neumarkt stieg er aus.
Gedankenverloren stapfte er durch die weißgeschneiten Gassen. Es war früher Abend, und die Sonne war bereits untergegangen. Aus den Fenstern der Häuser schimmerte helles Licht, und in den Straßen verbreitete sich der Duft von Tannen und Weihnachtsbäckerei. Mit süßer Würze drang er durch die Ritzen der Wohnhäuser und mit ihm die Vorstellung von kerzenhellen Wohnzimmern und l a chenden Kindergesichtern.
An der Ecke Poststraße stand wie üblich der alte Mann mit seiner Drehorgel. Heute war es so ruhig, dass man schon von Weitem seine „Stille Nacht.“ hörte. Zart und klar tönte es durch die Straßen. Wie die Klänge einer weit entfernten Spieluhr.
Der Schnee knirschte leise unter Antons Schritten, und das frischgeschneite Weiß glitzerte geheimnisvoll im Schein der schimmernden Schaufensterlichter. Die kalte Luft wirkte silbrig hell, und von Ferne sah man den Mond am Himmel. Klar und würdevoll.
Anton fühlte, wie ein kühler Schauer sein Rückgrat hinunter strich. Ein sanftes, prickelndes Gefühl voller Vorfreude. Ein wundervolles Frösteln aus Ehrfurcht und Erstaunen.
Es war, als hätte das Weihnachtsfest mit einem Schlag Besitz von der Stadt ergriffen. Wie ein Schleier durchzog es die Straßen und Gassen, legte seinen weichen Puder auf Laternen und Fenstersimse und tauchte alles in seinen feierlichen Glanz.
Kurze Zeit später stand Anton vorm Eingang des C afé Grimms. Er trat vor das Schaufenster und musste geble n det die Augen schließen.
Das ganze Schaufenster leuchtete und glitzerte von u n zähligen kleinen Lichtern. Himmelsblaue Wattewölkchen säumten den Fensterrahmen, dazwischen schwebten pau s bäckige Engelsfiguren mit Hafen und Flöten, die im Schein der Lichterketten wie kleine Sternchen schimme r ten. Rund um die Torten und Kuchen schlängelten sich weiße Lilien, silbrig glänzendes Lametta und bunt g e schmückte Tannenzweige.
Auf einer Erhöhung in der Mitte stand eine Krippe.
Anton trat an die Fensterscheibe. Es war eine offene Holzkrippe mit Strohdach.
Doch irgendetwas war seltsam.
Es fehlten die üblichen Figuren, Jesus, Maria
Weitere Kostenlose Bücher