Anubis - Wächter im Totenreich
machten den Anfang.
Ich hatte damit gerechnet, daß das alte Holz einbrechen würde. Dies war nicht der Fall. Es trug unser Gewicht, wir konnten in den Sarkophag schauen.
Er war tatsächlich leer.
»Per-nio ist verschwunden!« hauchte der Professor und schüttelte den Kopf.
Suko hob die Schultern. »Seine Wächter ebenfalls. Das Schiff ist verdammt groß. Sie können sich überall versteckt halten. Verdammt auch, wenn ich nur wüßte, was sie vorhaben.«
Ich warf meinem Freund einen schrägen Blick zu. »Mein lieber Suko, das erfahren wir früh genug.«
Der Kapitän kam. Zum erstenmal sah ich ihn. Ein kleiner Mensch mit dunkler Gesichtsfarbe. Die Haut wirkte so glatt und glänzend, als wäre sie mit öl eingerieben worden. Er mußte schon vorher informiert worden sein, denn er stellte erst keine Fragen nach dem Woher und Wohin der Barke, sondern wandte sich an Barkley.
»Ich hörte, daß Sie Wissenschaftler sind.«
»Das summt.«
»Bitte geben Sie uns eine Erklärung!« Der Kapitän sprach Englisch, so daß auch wir ihn verstehen konnten.
Barkley hob die Schultern. »So leid es mir tut, Sir, aber das kann ich nicht.«
»Was?«
»Nein, ich habe keine.«
»Wer hat die Barke denn mitgebracht?«
»Niemand.«
Als der Kapitän sein Gesicht ärgerlich verzog, mischte ich mich in den Dialog ein. »Überlegen Sie mal, Sir«, sagte ich, »und denken Sie an die Aussagen des Schiffbrüchigen. Er hat doch auch von einer Barke gesprochen oder nicht?«
Der Mann in Uniform breitete die Arme aus. »Das sind doch Phantastereien. Nichts, das man ernst nehmen könnte.«
»Die Existenz der Barke beweist das Gegenteil.«
»Trotzdem. Ich kann einfach nicht mithalten. Ich möchte eine Erklärung haben.«
»Die Barke hat niemand von uns mitgebracht. Das widerspräche aller Logik«, sagte Barkley.
»Nennen Sie das hier logisch?«
»Nein.«
»Na bitte!« Der Kapitän lachte rauh. »Dann möchte ich gern wissen, wie sie hergekommen ist.«
Jetzt sagte auch Suko etwas. »Sie hat sich materialisiert.«
Der Mann in Uniform wollte er lachen. Dann änderte er seine Meinung und zog ein Gesicht, als fühlte er sich von uns auf den Arm genommen.
»Wollen Sie unbedingt Streit mit mir? Was soll dieser dumme Ausdruck? Materialisiert…«
»Es ist eine Tatsache«, stand ich Suko bei.
Der Kapitän ballte die rechte Hand zur Faust und schlug damit in die Luft. »Dann beweisen Sie diese Tatsache auch.«
Da hatte er uns an der Basis getroffen. Wir konnten ihm nichts beweisen, leider.
»Momentan sind wir auf Vermutungen angewiesen«, sagte der Professor. »Aber es ist eine Tatsache, daß die Barke unser Schiff gerammt hat. Das müssen Sie doch auch gesehen haben.«
»Habe ich.«
»Na bitte.«
»Dennoch kann ich das nicht so akzeptieren, Professor. Man hätte etwas feststellen müssen. Wenn zwei Schiffe kollidieren, bleibt immer etwas zurück, das sollten auch Sie als Laie wissen.«
»Nicht wenn ein Schiff davon feinstofflich ist«, warf ich ein.
Er warf mir einen ätzenden Blick zu. »Sie sprechen wohl von einem Geisterschiff?«
»Richtig. Und dieses Geisterschiff hat sich nun auf einem der großen Decks materialisiert. Das ist alles.«
»Verrückt ist es. Völlig verrückt!«
Der Kapitän wollte einfach nicht begreifen und schüttelte den Kopf, bevor er tief einatmete. »Ich werde diese komische Barke entfernen lassen«, erklärte er mit fester Stimme.
»Und wie soll das vor sich gehen?« wollte ich wissen.
»Über Bord lassen.«
»Das können Sie nicht machen!«
Plötzlich regte sich Professor Barkley auf.
»Sie dürfen das Totenschiff aus frühgeschichtlicher Zeit nicht zerstören.«
»Was auf diesem Schiff geschieht, bestimme allein ich«, erklärte der Kapitän mit lauter Stimme. Die Umstehenden konnten es alle hören. Es waren nicht wenige, die sich hier versammelt hatten und dem Disput mit angespannten Gesichtern folgten.
»Es könnte zu einem Chaos kommen«, sagte ich.
»Halten Sie sich raus!« wurde ich angefahren. »Wer sollte hier ein Chaos veranstalten, außer Ihnen?«
»Die Besatzung des Schiffes.«
Jetzt schaute mich der Kapitän an wie einen Verrückten. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen, Mister? Ich sehe keine Besatzung, es hat nie eine gegeben, und es wird nie eine geben, es sei denn, Sie bleiben an Bord der Barke, wenn ich Sie aussetzen lasse.«
Dieser Mann war einfach nicht zu belehren. Ich hatte sogar Verständnis für seine Reaktionen. Wenn ein Mensch zum erstenmal mit
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