Anwaltshure 3
sein. Wozu auch? Wenn du einen Mann willst, nimmst du ihn dir.«
Er war sich sicher. Oh, ja. Er war sich absolut sicher, dass er mich in den nächsten Sekunden rumkriegen würde. Doch so schnell ging es nicht. Wenn er mich erst mal gevögelt hätte, wäre das Feuer erloschen. Aber ich wollte die Infos haben. Wollte auch irgendwie den Leuten helfen, die er reingelegt hatte.
Und so machte ich einen entschiedenen Schritt rückwärts, schlug die Mantelseiten übereinander und schloss den Gurt stramm um meine Taille.
Tim sah mich bestürzt an. »Was ist denn jetzt los?« Seine Stimme sackte in sich zusammen. Der knurrende Ton war verschwunden und er klang wie ein ganz normaler, enttäuschter Mann.
»Hör mir mal gut zu ... Wenn du ohne großes Federlesen eine Frau bumsen willst, dann nimm dir eine Nutte!« Ich grinste innerlich. »Aber ich bin auf diese plumpe Tour sicher nicht zu bekommen.«
Sein Blick war furios. Wie Kohle brannten seine Augen. Sein Gesicht war bleich geworden und ich erkannte winzige Schweißtröpfchen, die sich auf seiner Oberlippe bildeten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stürmte er an mir vorbei.
Mein Herz raste und ich fühlte mich, als tappte ich bei dichtem Nebel durch vermintes Gelände. Das Gefühl war überwältigend. Entweder hatte ich jetzt das einzig Richtige getan oder ich hatte alles mit Wucht in den Sand gesetzt.
Jennifer
Das Dinner begann um Punkt acht Uhr. Eine gewaltige Standuhr kündete mit tiefen, hallenden Schlägen an, dass es Zeit war sich zu versammeln.
Allerdings fanden sich außer Tim, Derek und mit nur noch ein weiblicher und ein männlicher Gast. Die beiden stellten sich als Jack und Jen vor. Der Name Jen kam wohl von Jennifer. Sie war etwa mittelgroß, hatte eine sportliche Figur und lange, blonde Haare, die ihr hübsches, ovales Gesicht umflossen. Wäre sie Amerikanerin gewesen, so hätte ich sofort auf eine Cheerleaderin getippt. Frisch geschrubbt mit roten Wangen und glänzenden Augen. Der Typ, der immer weiße Höschen trägt und auch im Januar sonnengebräunt ist, weil sie täglich mehrere Meilen joggen geht. Eine Frau, die stets Diät hält, sich darüber aber niemals beklagt. Eine Streberin, der aber nie jemand böse ist, weil sie sich in ihrer Freizeit um jene Mitschüler kümmert, die nicht ganz so helle sind, wie Jennifer.
Jack dagegen sah eher durchschnittlich aus. Weder aus dem, was er sagte noch seinem Verhalten konnte ich irgendwelche Rückschlüsse darüber ziehen, in welchem Verhältnis er zu Miss Perfect stand. Wie sie miteinander sprachen oder sich ansahen – nichts deutete darauf hin, dass sie ein Paar waren.
Jack trug sein aschblondes Haar kurz geschnitten und achtete augenscheinlich ebenfalls auf seine Figur. Wohl die einzige offensichtliche Parallele zu Jennifer.
Wie ich erwartet hatte, rührte Jen weder den Yorkshire Pudding noch die Röstkartoffeln an. Alles, was sie anknabberte, war der Kohl und das Beef. Ihre Art zu essen, konnte bei mir eine von zwei Reaktionen auslösen: Entweder, ich begann zu essen, als bräche morgen eine Hungersnot aus oder ich bekam keinen Bissen mehr herunter. An diesem Abend war Letzteres der Fall. In einer Art Widerhall ihres Essverhaltens, begann auch ich, auf meinem Teller herumzustochern, sah selbst die Petersilie mit einer gewissen Verzweiflung an, als wolle ich fragen: »Und mit wie viel Pfund wirst du dich auf meine Hüften legen?« Schlussendlich hielt ich mich an den gekühlten Weißwein. Der war scheinbar erlaubt.
Kurz gesagt, das Essen war kein Vergnügen und meine Laune sank von Moment zu Moment. Auch die Gespräche entwickelten sich dank unseres mürrischen Gastgebers nur sehr zäh. Wobei sich die gute Jen als wahre Stimmungskanone entpuppte. Unermüdlich beförderte sie neue Themen zutage. Mal aus dem Gebiet der Herren, wie Jagd oder Sport, dann wieder mehr aus dem Bereich Kultur und Klatsch, was wohl mir geschuldet war.
Ich dankte es ihr, indem ich so heiter mitplauderte, als seien mir die Blicke noch überhaupt nicht aufgefallen, die zwischen Tim und Derek hin- und herflogen. Wobei es Tim wohl die Stimmung verhagelte, weil er davon ausging, dass ich Derek eine – wie er es nannte – treue Geliebte sei. Und Derek dagegen sicher war, dass ich ohne jede Rücksichtnahme augenblicklich meine Schenkel für unseren Gastgeber geöffnet hatte. Wobei das wohl ziemlich unfair war, wenn man bedachte, dass er derjenige war, der mich als Köder in die süße Falle gesetzt hatte.
Aber es sah
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