Anwaltshure 4
meine A-Levels schaffen?«, fragte er scheu.
»Oh, aber da bin ich mir ganz sicher!«, erwiderte ich.
11. Es verschwindet im Nebel
Die Nummer mit Simon hatte mir ausgesprochen gut gefallen. Und sie hatte mir gezeigt, dass ich begonnen hatte, manche Männer unter meinen Kunden mehr zu begehren, als andere.
Es konnte keinen Zweifel geben: Bislang hatte ich keine Unterschiede gemacht. Jeder Mann, egal wie alt oder jung, welcher Statur oder welchen Aussehens, war mir recht gewesen. Ich hatte nicht so sehr den Mann gewollt, sondern vielmehr den Sex. Für mich bot jeder Liebhaber eine neue Variation des gleichen Vergnügens und deswegen hatte ich auch so gut wie nie einen zurückgewiesen. Natürlich war ein Mann attraktiver, als ein anderer, aber im Endeffekt kannte ich keine Vorurteile.
Jetzt aber saß ich hinter Danny und fragte mich ernsthaft, wann der erste kommen würde, der mich abstieß. Wann der erste, dessen Geruch ich nicht mochte. In meinem Leben waren die Dinge in Bewegung geraten. Festgefügte Dinge hatten sich verschoben. Manchmal, sagte ich mir, ging ein Kapitel zu Ende, und man schlug ein neues auf.
Ich hatte das unbestimmte Gefühl, mich immer weiter von George und meinem Job wegzubewegen. All das, was mich von Anfang an gereizt hatte, schien in einer Art Nebel zu verschwinden.
12. Nemo
Die Polizeiuniform brauchte ich nicht oft, deswegen lag sie in meinem Schrank mit den Kostümen für die Rollenspiele ziemlich weit unten. Normalerweise wollten nur jene Kunden eine Polizistin, die es liebten, angeherrscht und gezüchtigt zu werden.
Doch für heute war die Anweisung klar, also zog ich einen weißen Seidenslip an und einen dazu passenden schlichten BH. Dazu die Uniform mit schmalem, dunklen Rock und Jacke. Mein Haar steckte ich straf nach oben und verstaute die Mütze in einer Tasche. Es war eine echte Uniform, und ich wollte nicht riskieren, damit »geschnappt« zu werden.
Tief in mir wusste ich, dass es einer meiner letzten Jobs für George wäre, was mich mit einer Melancholie erfüllte. Aber ich durfte nicht sentimental werden. Nicht nur, weil dieser Job allgemein nicht für so etwas taugte, sondern auch, weil ich mir vorgenommen hatte, den Blick nach vorn zu richten. Mich auf mein neues Ziel zu konzentrieren: den Escort-Service.
Das Haus, vor dem Danny anhielt, war ein karger Betonklotz, dessen Apartments offensichtlich zu einem Gutteil leer standen, wie man an den leeren Fenstern, die in ebenso leere Zimmer wiesen, erkennen konnte. Nebenan lag ein Basketball-Platz, jetzt verwaist, der mich seltsam an jenen erinnerte, an dem ich stets vorbeigekommen war, wenn mich George mit seiner Limousine an meiner damaligen Wohnung abgeholt hatte.
Es gab noch ein paar halb abgerissene Zettel an den Klingeln. Nur eine Klingel stach aus den anderen hervor: Mit einem nagelneuen Aufkleber versehen, zeigte sie mir den Weg zu »Mister Nemo«. Ich musste schmunzeln, denn offensichtlich hatte mein Kunde sowohl Humor, als auch literarische Kenntnisse. Oder er mochte Kinderfilme.
Außerdem wurde mir sofort klar, dass die Wohnung nur für diesen Abend angemietet worden war. Also klingelte ich bei Mister Nemo und im nächsten Moment sprang die Tür auf, sodass ich eintreten konnte. Die Wohnungstür stand offen, was nicht wirklich ungewöhnlich für mich war.
Das Apartment selbst war eingerichtet, wie viele, die ich früher gekannt hatte. Billige Möbel. Schlecht gestrichene Wände, denen man ansah, dass es beim Einzug hatte schnell gehen müssen. Seidenblumensträuße in den Fenstern, wie man sie auf Jahrmärkten schießen konnte.
Ich suchte das Bad. Es war winzig. Mit einem halben Schritt war man jeweils von der Badewanne an der Toilette, beziehungsweise dem Waschbecken. Ein kalkbelagerter Duschvorhang drückte sich gegen die Wand. Jemand hatte einen Wäscheständer in die Wanne gestellt, an dem ein T- Shirt und ein Hemd hingen.
Ich legte meine Uniform an, schob mein Haar unter die Mütze, kontrollierte in dem abgenutzten Spiegel mein Aussehen und verließ dann das Bad.
Jetzt galt es nur noch, meinen Kunden zu finden.
»Hallo … Mr Nemo … Sind Sie da?«, rief ich und lauschte auf eine Antwort.
Nichts. Stattdessen knallte eine Tür. Ich ging langsam den engen, düsteren Flur hinunter. Rechts von mir erkannte ich ein Schild: »Vernehmungszimmer«. Aha!
Gedämpftes Rumpeln. Dort, in dem Zimmer mir gegenüber, war er also. Obwohl ich es wusste, stellten sich meine Nackenhaare auf. Ein Prickeln rauschte über
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