Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
Handgelenk. »Ich muss das wissen, Apryl!«, sagte er und starrte nach draußen zur Straße. Seine Unterlippe bebte, während er etwas vor sich hinmurmelte. »Bitte, es ist sehr wichtig für mich. Für meine Arbeit. Können Sie mir da nicht helfen?«
»Warum denn? Warum ist das so wichtig?«, fragte sie lächelnd, um ihn zu beruhigen.
»Das kann ich nicht sagen. Noch nicht. Vielleicht ja bald.«
»Ich möchte Ihnen helfen, Seth. Und ich tue gern, was in meiner Macht steht. Ich bin wirklich sehr beeindruckt von Ihrer Arbeit. Miles wird das auch sein. Er wird Sie bestimmt unterstützen, wenn er erst mal gesehen hat, wie talentiert Sie sind. Und er kann Hessens Arbeiten viel besser erklären als ich. Ich bin ja keine Akademikerin.«
»Sie können das schon ganz gut«, sagte Seth und starrte auf seinen Teller. Stocherte mit der Gabel in seinem Basmati-Reis herum. Schloss ein paar Sekunden lang die Augen, entschuldigte sich dann und ging zur Toilette. Dort blieb er zehn Minuten.
Als er zurückkam, zitterten seine Hände. Sie tat, als hätte sie es nicht bemerkt, fragte ihn aber, warum er nichts aß. Daraufhin kicherte er nervös und sagte, er rauche lieber. Dann sah er wieder aus dem Fenster zu dem Punkt auf der anderen Straßenseite, der ihn so zu faszinieren schien.
Apryl kam nicht mehr an ihn heran. Er sah einfach gequält aus. Sein nervöses Herumzappeln wurde immer heftiger, und er rang nach Luft, als hätte er einen Panikanfall. Jeden Augenblick, fürchtete sie, könnte er sich entschuldigen und davonlaufen.
Sie streckte den Arm aus und nahm seine Hand. »Etwas stimmt nicht mit Ihnen, Seth. Seien Sie mir bitte nicht böse. Aber ich sehe doch, dass Sie total angespannt sind. Wäre es vielleicht besser, wenn wir in Ihr Atelier gehen? Sie könnten mir Ihre Arbeiten zeigen. Wenn es Ihnen hier zu unangenehm ist.«
»Tut mir leid«, sagte er. »Ich … Es ist nur … Ich … « Aber es gelang ihm nicht, zu Ende zu sprechen.
»Ich lass erst mal die Rechnung kommen. Und dann gehen wir irgendwo hin, wo es Ihnen besser gefällt.«
Draußen auf der Straße lief Seth viel zu schnell für Apryl auf ihren hohen Absätzen, und sie bat ihn, langsamer zu gehen.
»Oh, tut mir leid, Apryl, tut mir echt leid«, sagte er dreimal hintereinander.
»Das ist schon in Ordnung, wirklich«, sagte sie. Es war kalt. Ein trockener staubiger Wind drängte von hinten gegen sie.
»Manchmal … Es ist einfach … Dann wird mir … Es ist schwer zu erklären.«
»Dann versuchen Sie es gar nicht erst. Gehen wir doch einfach zu Ihnen nach Hause.«
»Sie sind wirklich sehr nett. Wirklich. Das ist mir total peinlich.«
»Seien Sie doch nicht albern. Soll ich noch was besorgen? Vielleicht eine Flasche Wein?«
»Ich hab noch welchen, glaube ich. Im Kühlschrank. Mein Zimmer ist nicht gerade üppig eingerichtet. Nur der Kühlschrank und das Bett. Es ist mehr ein Arbeitsplatz. Aber es ist ziemlich schockierend. Ich meine, es ist ein ziemliches Durcheinander.«
»Sie müssen sich nicht dafür entschuldigen, Seth. Sie sollten mal meine Wohnung zu Hause sehen.«
»Echt?« Aber er war schon wieder abgelenkt und nervös. Sah alle Leute genau an, die an ihnen vorbeigingen, und starrte über die Straße in einen dunklen Ladeneingang oder in die engen Seitengassen.
Auf dem Weg von der Upper Street nach Hackney, der Gegend, in der er wohnte, änderte sich die Atmosphäre. Sie spürte es und sah es. Es waren weniger Menschen auf den Straßen, und die Läden machten einen heruntergekommenen Eindruck. Sie kamen an Wettbüros, an schmuddeligen Kneipen und an einer ganzen Reihe von Imbissen mit selbst gemalten Werbetafeln vorbei. Rechteckige monströse Sozialbauten, umgeben von Metallzäunen, überragten die abgetakelten Häuser aus der viktorianischen Ära.
»Ich hoffe, ich bin nicht zu aufdringlich. Ich möchte Ihnen ja nicht auf die Nerven fallen.«
»Nein, überhaupt nicht«, sagte er fahrig, während er über die Schulter blickte. »Es würde mich wirklich interessieren, was Sie davon halten. Es gibt niemanden, dem ich meine Bilder lieber zeigen würde als Ihnen, Apryl. Ich glaube, Sie werden sie verstehen. Ganz bestimmt.«
»Warum?«
»Wegen dem, was Sie über Hessens Vision gesagt haben. Ich glaube, ich bin hinter der gleichen Sache her.«
35
Sie stieg das dunkle, unordentliche Treppenhaus hinauf und wünschte sich die ganze Zeit, dass sie nicht darauf beharrt hätte, seine Bilder anzuschauen. Nicht, weil sie Angst vor ihm hatte – er kam
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