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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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hätte. Es war ganz wichtig, ihn langsam darauf vorzubereiten, wenn sie ihm Informationen entlocken wollte. Sie würde genauso vorgehen wie bei Betty Roth und den Shafers. Denen hatte sie schmeicheln müssen, denn sie konnten nichts gewinnen, wenn sie sich ihr offenbarten. Und sie konnten auch nichts verlieren. Jedenfalls hatte es den Anschein gehabt. Sie ließ Seth die Unterhaltung beginnen.
    »Erzählen Sie mir doch bitte von diesem Felix Hessen«, sagte er und nippte nervös an seinem Bierglas.
    »Also, ich bin keine Expertin, und wenn ich mir Ihre Zeichnungen anschaue, dann kommt es mir vor, als könnten Sie mir viel mehr über ihn erzählen. Jedenfalls über seinen Stil.«
    Seth sah auf seine Hände, die an einem Blatt Zigarettenpapier herumfummelten. Sie hatte ihn schon wieder nervös gemacht. Also beschloss sie, ihre Taktik zu ändern. »Ich kann Ihnen dieses Buch ausleihen. Ich kenne übrigens den Autor, Miles Butler. Sein Buch ist das einzige über Hessen und sein Werk, das überhaupt erhältlich ist.« Sie zog das Buch aus ihrer Tasche und schob es ihm hin. »Ich bin mir sicher, dass Miles von Ihren Bildern sehr beeindruckt wäre. Er arbeitet in der Tate Gallery.«
    Seth wurde rot und nickte hastig. Er griff nach dem Buch und hielt es fest. »Das ist sehr nett, was Sie da sagen. Ich bin in letzter Zeit nicht gerade oft aufgemuntert worden.« Er lachte nervös. »Aber die Zeiten ändern sich. Ich arbeite an einem besonderen Werk. Zu Hause. In meinem Zimmer. Eigentlich ist es inzwischen mehr ein Atelier.« Seine Augen waren plötzlich lebendig und blickten sie so intensiv an, dass sie überrascht war. »Vielleicht könnte ich es ja diesem Miles zeigen, bevor ich alles auf Leinwand übertrage.«
    Langsam schlug sie die Beine übereinander und holte sie unter dem Tisch hervor, sodass er sie gut sehen konnte. Sie fragte ihn weiter aus, über seinen Werdegang, sein Studium und seine Familie. Bei diesem Thema antwortete er vorsichtig und ausweichend. Vielleicht hatte er auch kein besonderes Interesse daran. Er schien sich für nichts richtig zu interessieren, außer für sein neuestes Werk, von dem er enthusiastisch sprach, ohne konkret zu werden. Vielleicht konnte er auch nur nicht in Worte fassen, woran er da gerade arbeitete.
    Nachdem sie mit der dritten Runde Getränke zum Tisch zurückgekommen war – sie trank ab der zweiten nur noch Cola – , wurde er gesprächiger. »Ich habe aufgehört, alles zu analysieren, was aus mir herausbricht, Apryl. Das bringt mir überhaupt nichts. Aber ich habe das Gefühl, dass ich mit etwas in Berührung gekommen bin, das ganz tief in mir drin steckt. Und dass es mit etwas zu tun hat, das hier draußen vor sich geht. Vielleicht mit etwas, das nach all dem kommt. Wenn das Leben zu Ende ist, meine ich. Aber man kann es nur im Bild ausdrücken. Die Sprache ist nicht dafür geeignet. Deshalb kann ich nicht viel dazu sagen.«
    Sie bemerkte seine hektischen Blicke und sein ständiges Rauchen und nervöses Herumfummeln, aber sie glaubte nicht, dass er ihr eine idiotische Geschichte auftischte, nur damit er nicht über seine Arbeit reden musste. Es war etwas anderes. Sie hatte den Eindruck, Seth wäre beunruhigt oder womöglich sogar verängstigt, wegen dem, was er tat, obwohl er sich dazu berufen fühlte.
    Er sprach sehr lange über London, über die Leute und die Stadt, und ließ nichts Gutes daran. »Es ist ein scheußlicher Ort, Apryl. Alles hier ist extrem schwierig. Die Stadt zerfällt. Sie verändert die Menschen. Das betrifft alle, die hierherkommen. Hier ist überall negative Energie. Nichts funktioniert. Seit ich hier bin, versuche ich herauszufinden, was es ist.« Er tippte mit dem Finger auf das Buch von Miles. »Ich glaube, er hier hat das Gleiche getan.«
    Manchmal war es schwer, ihm zu folgen und zu verstehen, was er meinte. In Seths Kopf schienen die Gedanken wie in einem Sturm durcheinanderzuwirbeln und gleichzeitig nur mühsam ihren Weg hinauszufinden. Es kam ihr vor, als versuchte er, seine eigene manische Verfassung zu begreifen, indem er laut auf sie einredete. Sie fand ihn sehr anstrengend, nachdem er sein drittes Bier getrunken hatte, und schlug vor, etwas essen zu gehen, weil sie Angst hatte, er wäre bald völlig betrunken. Dann könnte sie ihn nicht mehr aushorchen.
    Beim Essen fielen ihr bestimmt die passenden Worte ein. Sie würde den rechten Moment abwarten und ihn dann über das Barrington House ausfragen, vor allem über Apartment sechzehn. Er wurde

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