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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Wohnungstür geleitete. Das war etwas für Piotr, der immer nach Trinkgeld gierte, aber Seth weigerte sich, dieses lächerliche Schauspiel mitzumachen. Es deprimierte ihn nur, wenn er an seine nutzlose akademische Ausbildung dachte – vier Jahre Kunsthochschule mit Abschluss, und das nur, um eine reiche Verrückte zu besänftigen, die vor den Augen der Hausangestellten ihren hilflosen, behinderten Ehemann misshandelte.
    Mr. Shafer verließ nur sehr selten die Wohnung. Bei den wenigen Gelegenheiten, wo man ihn zu Gesicht bekam, wurde er von seiner schrillen Ehefrau begleitet. Er sah aus wie eine Marionette mit vertrockneten Gliedmaßen, die sich kaum noch bewegen konnte, weil die meisten Fäden zerschnitten waren. Seine Frau zerrte ihn mit sich und schimpfte ihn die ganze Zeit aus, während er seine ganze Konzentration aufbieten musste, um das Gleichgewicht zu halten, und vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Beide Shafers stanken nach altem Schweiß.
    Seth stand von seinem Sessel auf: »Guten Abend«, sagte er so leise, dass er es selbst kaum hörte.
    Sie schlenkerte wieder aufgeregt mit den Armen, und ihr Gesicht verfärbte sich knallrot. »Holen Sie Stephen! Rufen Sie ihn sofort an!«
    Sie hörte erst auf zu schreien, als die Tür des Aufzugs hinter ihr aufging. Einen Moment lang brachte das Geräusch sie zum Schweigen, dann stolperte sie hinein. Ihre zuletzt gemurmelten Proteste gingen in einen schrillen Schrei über, den Seth sich nicht erklären konnte. Er hatte keine Lust, Stephen zu belästigen. Wenn die Alte bei ihrem Apartment ankam, hatte sie diese Auseinandersetzung sowieso schon vergessen.
    Trotzdem sollte es keine ruhige Nacht werden. Alle Arschlöcher in diesem Haus schienen sich gegen ihn verschworen zu haben. Um neun Uhr hatte Mrs. Pzalis bereits dreimal aus Apartment zweiundzwanzig angerufen, um sich über den Fernsehempfang zu beschweren. Das Gleiche hatte Mrs. Benedetti aus der Nummer fünf getan. Er schrieb es ins Mitteilungsbuch, konnte aber sehen, dass die Handwerker seit seiner letzten Schicht bereits zweimal auf dem Dach gewesen waren, um nach den Satellitenschüsseln zu sehen. Um halb elf beschwerte sich Mrs. Singh aus Nummer neunzehn über angeblichen Rauchgeruch im Westflügel, und bevor er losgehen konnte, um nachzuschauen, rief Mrs. Roth aus der Achtzehn ihn wegen derselben Sache an. Die Feueralarmanlage gab keinen Ton von sich, aber er musste die Angelegenheit überprüfen.
    Wenn Singh und Roth den Rauch in ihren Wohnungen riechen konnten, dann musste er aus der Nummer sechzehn stammen. Das war der Teil des Hauses, den er auf seinen drei vorgeschriebenen Kontrollgängen eigentlich vermeiden wollte.
    »Blöde Ziege.« Er fuhr mit dem Lift in den neunten Stock.
    Als er aus dem Auszug trat, konnte er es ebenfalls riechen: verbranntes Fleisch, versengte Kleider und Schwefel. Aber Rauch war keiner zu sehen, die Türen waren kalt und die Abstellkammern leer. Es war ein Geruch, der keine unmittelbare Ursache hatte, der aber überall zu bemerken war, als ginge er von den Überresten eines Brandes aus, der vor einiger Zeit hier stattgefunden hatte. Vor Apartment Nummer achtzehn war er am intensivsten. Da wohnte die alte Mrs. Roth.
    Er sah sich um, und dabei wurde ihm klar, warum er die oberen Stockwerke in diesem Haus nicht mochte. Jedes einzelne, wenn er ehrlich war. Sogar während der hellen Sommerabende, wenn die untergehende Sonne die künstliche Beleuchtung in den Gemeinschaftsbereichen verstärkte, fand er es hier oben düster. Die braune Holzvertäfelung, die stumpfen Messingbeschläge und der dicke grüne Teppich schienen das Licht zu schlucken, besonders im Treppenhaus. Es erinnerte ihn an jene Bereiche in uralten Häusern, in die nie jemand einen Fuß setzte. Aber abgesehen davon, dass kein Mensch in den Korridoren und Treppenhäusern anzutreffen war, ging von diesem Haus eine eigenartige Energie aus. So etwas wie ein Sirren oder Surren lag in der Luft, als wären noch Überreste vergangener Aktivitäten vorhanden, die aus irgendwelchen Gründen nicht gänzlich zur Ruhe gekommen waren.
    Er lief hinunter in den achten Stock und eilte den Korridor entlang, fiebrig, atemlos und benommen. Er hatte sich vorgenommen, schnell weiterzugehen und nicht anzuhalten, ohne Rücksicht auf die Gerüche oder Geräusche oder dieses seltsame Rumpeln, das aus Apartment sechzehn drang. Aber daraus wurde nichts.
    Als er um die Ecke bog und nach unten hasten wollte, stieß er beinahe mit einer

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