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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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geschnittene Sweatshirts mit Reebok-Logos, die man in den Falten auf der Vorderseite erkennen konnte. Die eine reichte der anderen eine Zigarette. Das größere Mädchen hielt eine Flasche Barcardi Breezer in ihren mit zahlreichen Ringen geschmückten Händen. Sie sahen Seth an und kicherten. Ihre sommersprossigen Gesichter wirkten irgendwie hundeartig – wie feuchte Schnauzen von schlecht erzogenen Kötern. »Was tun Sie denn hier draußen?«, sagte die eine, die zu viel grünen Lidschatten aufgetragen hatte, und machte dabei seine Stimme nach.
    »Was?«
    »Sie sollten lieber selber nach Hause gehen«, sagte die mit der Flasche.
    »Ich hab nicht mit euch gesprochen.«
    Die Mädchen hielten an. »Ach nee, mit wem denn sonst?«
    »Lass doch, Michelle«, sagte ihre Freundin kichernd.
    »Mit dem Jungen hier.« Seth deutete auf ihn.
    Die Mädchen drehten sich um, blickten in die Richtung und lachten abfällig.
    »Haut doch ab«, murmelte Seth. Auf dieser Straße konnte man nicht mal kurz herumstehen, ohne dass man belästigt wurde. Immer musste man in Bewegung bleiben.
    »Hau doch selber ab«, sagte das größere Mädchen. Ihr Atem roch nach Ananas. Sie gingen weiter, lachten und kauten Kaugummi.
    »Lass dich von denen nicht ärgern«, sagte Seth zu dem Jungen.
    »Sind mir egal. Interessier’n mich nich’ mehr.«
    Seth drehte sich zum Pub um. Sein Interesse an Kindern, die nachts umherstreiften, war erloschen. »Wie auch immer. Ich geh da jetzt rein.«
    »Die könn’n mir nichts tun.«
    »Hä?«
    »Die Mädchen. Könn’n mir nichts tun. Jungs auch nicht.«
    »Schön für dich.« Seth ging weg.
    Der Junge folgte ihm zum Eingang des Green Man. Seth stöhnte innerlich, als ihm klar wurde, dass es ein Fehler gewesen war, mit dem Jungen ein Gespräch anzufangen. Er hätte ihn einfach ignorieren sollen, wie alle anderen auch. Jetzt musste er sich jedes Mal, wenn er das Haus verließ, mit diesem Bengel rumschlagen. Der Junge kam näher und stellte sich neben Seth in den Eingang. Den Kopf mit der Kapuze beugte er so weit vor, dass er zweifellos die Hundescheiße neben seinen Schuhen mit den klobigen Absätzen sehen konnte.
    »Tut mir leid. Da kannst du nicht rein. Geh lieber nach Hause.«
    »Ich hab keins.«
    »Hä?«
    »Ich geh, wohin ich will.« Der Junge zog eine Hand aus der Manteltasche und zeigte ihm seine verbrannten und verkrüppelten Finger.
    Seth sollte sie sich offensichtlich anschauen. »Kenn … « Er musste sich räuspern. »Kenn ich dich irgendwoher?«
    Der Junge nickte.
    »Von wo denn?« Seth trat aus dem Kneipeneingang zurück in den Regen. Es war besser in der Kälte und im Wind zu stehen, als in dieser Nische, in der es nach Schwefel und verbranntem Fleisch stank.
    »Hab dich ’n paar Mal gesehen.« So wie er das sagte und dabei den Kopf zur Seite neigte, klang es ein bisschen frech. Wahrscheinlich grinste er in seiner Kapuze vor sich hin. Seth war von Kopf bis Fuß wie elektrisiert.
    »Hab dir doch gesacht, dass sich was ändern muss, oder?«, sagte der Junge.
    Seth schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Dann machte er sie wieder auf. Der Junge stand noch immer vor ihm auf der regennassen Straße und sah zu ihm auf. »Du hast’s doch im Laden geseh’n. Bevor sie dich rausgeschmiss’n ham.«
    Seth konnte weder sprechen noch schlucken. Er ging weiter die Straße entlang. Der Junge folgte ihm. »Das is’ erst der Anfang. ’s wird noch schlimmer, Seth.«
    »Du weißt also, wie ich heiße.« Seth erwachte aus seiner Benommenheit. »Soll das ein Scherz sein? Das ist doch ein blöder, beschissener Scherz.« Er brachte nur noch ein Flüstern heraus.
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Es is’ nur, was du gewollt hast. Mach was draus.«
    Seth kam einem älteren Mann in die Quere, der einen Schirm in der Hand hielt. Irgendwie gelang es ihm, ein paar Worte hervorzubringen. »Entschuldigen Sie, bitte.«
    Der alte Mann wirkte erschrocken. Sein schlaffes Gesicht zitterte.
    »Sehen Sie den Kleinen hier?« Seth deutete auf den Jungen mit der Kapuze, der sein Gesicht nun dem Alten zuwandte. »Den können Sie doch sehen, oder?«
    Der alte Mann senkte den Kopf und ging um ihn herum. Ein paar Meter weiter bleib er kurz stehen und blickte mit einer Mischung aus Langeweile und Neugier zurück.
    »Den da!«, schrie Seth und deutete auf den Brustkorb des Jungen. Der Mann wandte sich ab und ging hastig weiter.
    Der Junge kicherte in seiner Kapuze.
    Seth zwang sich, einer westindischen Frau ein freundliches Lächeln zu

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