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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Frau im Green Park als eine Art Schauspielerin zu sehen. Vielleicht wurde in der Nähe ja ein Film gedreht. Oder vielleicht war sie auch nur eine von diesen seltsamen jungen Leuten, von denen man in den Zeitungen liest, die Spaß daran haben, sich zu verkleiden. Aber ihrer Erscheinung nach stammte sie eindeutig aus dem Viktorianischen Zeitalter und war keine Angehörige des sogenannten »Swinging London« oder was es da sonst noch gibt.
    Sie trug ein langes schwarzes Kleid, das über den Boden schleifte und eine Haube, die ihr Gesicht verdeckte. Und wirkte es mit diesen zahllosen aufwendig arrangierten Bändern, die sie an der Haube befestigt hatte, nicht so, als ob sie in Trauer wäre? Es waren solche kleinen Details, die mich darin bestärkten, dass diese stille und regungslos dastehende Gestalt real war. Aber sie war so groß und so beängstigend dünn unter ihrem hochgeschlossenen Kleid, dass ich versucht war zu glauben, sie würde auf Stelzen gehen, um jemandem in der Nähe einen Streich zu spielen. Außerdem schob sie einen schwarzen Kinderwagen vor sich her. Ein großes altmodisches Ding mit Rädern wie von einer Kutsche.
    Ich wandte mich ab und tat so, als würde sie mich nicht interessieren. Aber als ich weiterging, trat sie eilig aus dem Dunst zwischen den Bäumen und näherte sich dem Weg, den ich nehmen musste, um zum Piccadilly Circus zu kommen. Egal, wie sehr ich meine Schritte verlangsamte oder beschleunigte, es schien darauf hinauszulaufen, dass wir an dieser Kreuzung, die vor mir lag, zusammentreffen würden.
    Ich wandte mich nach rechts, aber sie hielt Schritt mit mir, also ging ich wieder geradeaus, um eine Kollision zu vermeiden, von der ich ahnte, dass sie unangenehm für mich ausfallen würde. In diesem Augenblick geriet ich ins Stolpern. Ich verlor das Gleichgewicht, weil ich mich so schwach und elend fühlte. Meine Frisur war aufgegangen, die Haare fielen mir ins Gesicht und ich war in einem ganz schrecklichen Zustand, mein Liebling, aber ich habe es versucht. Ich habe alles versucht.
    Sie war da, als ich den Weg erreichte. Sie wartete nur wenige Meter entfernt, fast schon auf meiner Seite. Ganz still, aber anscheinend in der Absicht, mich zu grüßen. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu, konnte aber ihre Gesichtszüge unter der Kopfbedeckung nicht ausmachen. Die Ränder der Haube waren heruntergebogen, aber trotzdem fragte ich mich: Wo ist denn nur ihr Gesicht? In dem eigenartigen Licht sah ich nur ihre Hände, die den Griff des Kinderwagens umklammerten. Und nachdem ich gesehen hatte, in was für einem Zustand sie waren, kam ich keinen Schritt mehr weiter.
    Sie bestanden nur aus Knochen. Bräunlich und gefleckt, nicht weiß, wie man es erwarten würde. Und genau in diesem Moment streckte sie die Arme aus und spreizte die Hände über dem Kinderwagen. Dann entfernte sie den schwarzen Schleier vom Dach des Wagens und griff hinein. Ihre Finger klackerten, als würde sie ganz viele locker sitzende hölzerne Ringe tragen. Dieses Geräusch war mir noch unheimlicher als ihr Anblick. Und was sie dann aus dem Kinderwagen hob, ließ mich laut aufschreien. Ich erinnere mich noch an meine Stimme, sie hörte sich an, als käme sie von einer anderen Person. Sie klang überhaupt nicht nach mir.
    Ich muss wohl in Ohnmacht gefallen sein, denn als ich aufwachte, schien die Sonne warm auf mein Gesicht, und die Frau und ihr grässlicher Kinderwagen waren verschwunden. Ein Landstreicher beugte sich zu mir herab und fragte mich, wie es mir geht, aber er machte mir ebenfalls Angst. Und so stolperte ich tränenüberströmt nach Hause.
    Genau eine Woche später versuchte ich es wieder. Zuerst probierte ich, einen Zug an der Victoria Station Richtung Brighton zu bekommen und dann über die Albert Bridge den Fluss zu überqueren, dorthin, wo ich vor einigen Jahren schon nicht durchgekommen war. Aber da waren noch mehr von ihnen. Sie warteten auf mich.
    In der Nähe der Victoria Station wurde ich von einem Buckligen mit einer flachen Mütze begrüßt. Das Gesicht unter dem Mützenschirm bestand fast nur aus klappernden gelben Zähnen. Und auf dem Cheyne Walk, wo ich es drei Tage später versuchte, bekam ich beinahe einen Herzschlag, als mir plötzlich drei kleine kahlköpfige Mädchen mit seltsam verformten Schädeln entgegenkamen. Alle drei waren sehr lang und dünn. Sie trugen OP -Kittel, die im Nacken zugeköpft waren, und führten auf ihren dünnen Beinchen einen grausigen Tanz auf, direkt vor meinen Augen auf dem

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