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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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so etwas wie Hintersinn zu erkennen. Seit sie sich um sieben Uhr in Covent Garden zum Abendessen getroffen hatten, hatte sie nicht aufgehört zu lachen. Er war einer dieser nicht gerade häufigen Männer, die einen für sich einnehmen können, indem sie bescheiden auftreten, und die sich selbst nicht zu ernst nehmen und dabei sehr höflich sind. Ein Tiefstapler sozusagen, aber einer, der sein Handwerk versteht.
    Sein Gesicht war das eines Mannes, der einiges mitgemacht hat, aber er war durchaus noch gut aussehend und gepflegt. Sogar die Falten um seine blauen Augen wirkten sexy. Außerdem fand sie seine altmodische Frisur toll, die sie an die von Offizieren aus dem Zweiten Weltkrieg erinnerte: Das Haar war zwar schon grau, glänzte aber, war gut geschnitten und an den Seiten gestuft. Auch seine Kleidung war klassisch: Bundfalten und sogar Hosenträger, die sichtbar wurden, als er das Jackett auszog, um es über die Stuhllehne zu hängen. Das Einzige, was sie zu seinen Budapesterschuhen, seinem weißen Hemd mit den Manschettenknöpfen und seiner altmodischen Seidenkrawatte noch hinzugefügt hätte, wäre ein Trilby-Hut. Sie passten zueinander auf eine Art, die sie nicht erwartet hatte: Sie trug eins der exklusiven Kostüme ihrer Tante, dazu Nylonstrümpfe mit Naht, die »Cocktail Hour« hießen, und hochhackige Schuhe mit einer zierlichen Schnalle.
    »Also, was ist denn so eigenartig dran, dass ich mich für Kunst interessiere? Sehe ich etwa wie eine Kunstbanausin aus?«
    Miles lachte und schüttelte den Kopf. »Nein. Aber Sie sind, nun ja, nicht so wie die anderen Hessen-Anhänger, die ich kennengelernt habe. Zum einen sind Sie viel zu attraktiv. Und außerdem viel zu stilbewusst, um sich mit Sachen wie dem Puppen-Triptychon zu beschäftigen. Ganz zu schweigen von den Studien über die Lahmen .«
    »Ich sollte wohl eher bei Harvey Nicks rumschlendern und Jimmy-Choo-Schuhe anprobieren? Oder in einem Büro hinter dem Chef herrennen?«
    »Genau. Warum verschwenden Sie Ihre kostbare Zeit auf einer Europareise damit, etwas über einen vergessenen Künstler herauszufinden? Einen ziemlich unappetitlichen noch dazu.« Miles flirtete vielleicht ein bisschen, aber er war nicht herablassend. Sie war fest davon überzeugt, dass er sich ernsthaft für ihre wahren Motive interessierte. Er wollte wissen, warum sie ihn angerufen und über Hessen ausgefragt hatte. »Sie sind wirklich eine eigenartige Frau. Ein echtes Rätsel.«
    Sie lachte und griff nach ihrem Weinglas, um die Röte in ihrem Gesicht zu verbergen und das prickelnde Gefühl, das ihren Körper durchflutete. Warum nur hatte sie sich bisher noch nie mit älteren Männern verabredet? »Es könnte vielleicht eine Familiengeschichte mit hineinspielen.«
    »Ja, das haben Sie am Telefon erwähnt. Jetzt bin ich wirklich gespannt.« Er nahm einen Happen von seinen Liguine alle vongole .
    »Meine Großtante Lillian wohnte im gleichen Haus wie er. Im Barrington House. Sie ist kürzlich gestorben.«
    »Das tut mir leid.«
    »Schon okay, ich hab sie ja nicht persönlich gekannt. Aber sie hat mir und meiner Mutter ein Apartment hinterlassen. Und weil meine Mutter Angst vorm Fliegen hat, bin ich rübergekommen, um mich um den Nachlass zu kümmern.«
    »Und im Gegenzug bekommen Sie die Hälfte der Hinterlassenschaft.«
    »Die hab ich mir schon längst verdient. Sie sollten die Wohnung mal sehen.« Kurz fragte sie sich, ob sie die Unordnung vielleicht ironisch beschreiben sollte, aber das schien ihr dann doch unangebracht. Lillians Apartment war kein Ort, über den man sich lustig machte. »Sie hat in ihren Tagebüchern von ihm geschrieben.«
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.« Die Gabel mit den Nudeln blieb in der Luft hängen.
    Apryl schüttelte den Kopf und genoss es, ihn in Erstaunen versetzt zu haben. »Und sie war nicht besonders gut auf ihn zu sprechen. Aber wichtig dabei ist, dass es ihr nicht gut ging, meiner Großtante. Verstehen Sie? Sie war ziemlich verstört, und in gewisser Weise machte sie Hessen dafür verantwortlich. Das ist der Grund, weshalb ich mehr über ihn erfahren will. Und dann habe ich diese Website gefunden und Ihr Buch gelesen. Und … «
    »… jetzt sind Sie begeistert von ihm.«
    »Nicht direkt. Ich finde seine Bilder ganz grässlich, aber … aber ihr Verhältnis ist von irgendeinem Geheimnis umgeben, und das hat mich fasziniert. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal für so etwas interessiere, aber ich möchte unbedingt herausfinden, was

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