Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
aufleuchten.
»Hört sich an wie ein Vulkan.«
»Glaub mir, es ist schlimmer«, sagte sein zweites Ich.
Sie standen immer noch an der Tür und wagten sich nicht weiter, aus Sorge, der Rand könne abbrechen und sie in die Tiefe reißen. Stattdessen versuchten sie, sich zunächst einen Überblick über die Lage zu verschaffen und den Tesserakt zu finden. Die Innenwände des Pantheons waren unbeschädigt und zeigten keinerlei Spuren eines Erdbebens oder einer gewaltigen Erschütterung. Die Säulen wirkten intakt, die Marmorverkleidungen in den Nischen, wo einst Götterstatuen gestanden hatten, waren nirgendwo abgesprungen und wiesen auch keine Risse auf. Auch die Kassettenstruktur der antiken Betonkuppel wirkte unversehrt. Menschen konnten sie keine entdecken, weder Untote noch Leichen, noch Spuren von Lagerfeuern, und auch keinen Müll. Bis auf eine zerrissene Absperrkordel am Grab von König Vittorio Emanuele II. wirkten die Nischen immer noch so unversehrt wie zu den Zeiten, als hier täglich Zehntausende von Touristen durchgepilgert waren.
Sie entdeckten den Tesserakt in der großen Altarnische direkt gegenüber auf der anderen Seite des Lochs, wo sich zu Hadrians Zeiten vermutlich eine Statue des Gottes Sol befunden hatte. Wie eine klobige Monstranz stand der Tesserakt auf dem Altar, seine Kreuzform sprang Peter und seinem älteren Ich sofort ins Auge.
»Da kommen wir nicht rüber«, sagte Peter.
»Müssen wir aber.«
Vorsichtig näherten sie sich der Abbruchkante. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte Peter Kellerstrukturen erkennen, darunter eine Schicht alter Steinquader. Offenbar hatte es schon immer ein komplettes Untergeschoss unter dem Pantheon gegeben.
»Der Vatikan hatte dort eine geheime okkulte Bibliothek, in der das Buch Dzyan aufbewahrt wurde«, erklärte der ältere Peter. Den Steinquadern nach zu urteilen, die sich darunter befanden, war das Pantheon jedoch auf den Trümmern eines noch viel älteren Tempels errichtet worden. Und dieser war vermutlich wiederum über uralten Kultstätten angelegt worden. Unter dieser Schicht erkannte Peter im fahlen Licht aus der Tiefe nur noch eine dichte, weiße, faserige Substanz, die die gesamte Innenwand des Lochs auskleidete und abzustützen schien. Ein kompaktes, verfilztes Geflecht irgendeines abgestorbenen organischen Materials oder eine Art verkrustete Schlacke. Peter musste sofort an seinen Hautausschlag und den Kokon denken.
Fasziniert und sprachlos starrten sie in die Tiefe. Schier endlos schien das Loch in den Schlund der Erde hinabzuführen, wie von einem gewaltigen Bohrer senkrecht in die Tiefe gefräst und mit der faserigen Kruste befestigt. Ein Boden war nicht zu erkennen, aber Peter schätzte, dass er fast tausend Meter in den Abgrund blicken konnte, bis zu einem schmutzig weißen Dunst, einem wabernden Pfropf aus Nebel und Rauch, der aus der Tiefe zu ihnen heraufglühte. Je länger sie hinabstarrten, desto deutlicher erkannte Peter Strukturen in dem leuchtenden Dunst, der sich mehr wie ein zäher Brei verhielt. Ein weißes Magma, das sich geräuschvoll umwälzte, Blasen warf und an der Oberfläche stellenweise erkaltete und verkrustete.
Und langsam höher stieg, feindselig, fremdartig und voller Hass auf alles Leben.
Peter begriff es nicht sofort, aber nach einer Weile erkannte er, dass dieses weiß leuchtende Magma Stellen des faserigen Rands erreichte, die zuvor noch deutlich über seiner Oberfläche gelegen hatten. Die Bewegung des weißen Magmas, das Leuchten, die faserige Innenwand des Lochs – das alles wirkte auf Peter wie ein hypnotisierendes Naturschauspiel, von dem er den Blick nicht abwenden konnte und dessen Bedrohung hinter der Schönheit seines Anblicks bedeutungslos wurde.
»Wie tief ist es?«, flüsterte Peter.
»Jedenfalls tiefer, als wir gerade sehen. Ich schätze, dass es bis auf den Erdmantel reicht.«
»Und diese weiße Masse da unten ist der Löwenmann?«
»Nein. Der Löwenmann ist nur ein infizierter Mh’u. Das da unten ist etwas völlig anderes, und ich glaube, es wird bald das Einzige sein, was auf dieser Welt noch lebt. Selbst die Mh’u werden untergehen, sobald das, was da gerade hochkriecht, sich über die Erde ausgebreitet hat.«
»Was zum Teufel will es ausgerechnet von uns beiden?«
»Nichts mehr, nehme ich an«, erklärte Peters zweites Ich sachlich. »Zufällig war unser Genom der Schlüssel für den Tesserakt. Mit dem kleinen Nebeneffekt, dass wir an der Infektion nicht sterben. Wir waren
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