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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Fließkomma-Version von BASIC zu schreiben, spürte er die Anspannung: „Steve hatte keine Ahnung, was nötig ist, um solche Programme zu schreiben. Wenn ihm etwas falsch vorkam, wollte er sofort etwas ändern. Er wollte immer Einfluss nehmen und alles ändern, was kam.“
    Aber Jobs leistete auch viele Beiträge. Er war immer der Dynamo des Unternehmens und die Persönlichkeit des Hauses. Er begann, Nullen an den Umsatz zu hängen, als manche anderen noch nicht einmal in Hundertern dachten, und er begann, von Millionen zu sprechen, bevor seine Kollegen Tausender ins Auge gefasst hatten. Als Markkula fand, Farblogos auf den Kassetten wären zu teuer, setzte sich Jobs durch. Als Scott über die Vorstellung, eine einjährige Garantie auf den Computer zu gewähren – als 90 Tage der Branchenstandard waren –, entsetzt die Hände rang, brach Jobs zwar in Tränen aus und musste mit dem Standardritual beruhigt werden (eine Runde um den Parkplatz), aber am Ende setzte er seinen Kopf durch. Als Gary Martin einen Scheck über 27.000 Dollar entdeckte, der vergessen worden war, wollte Scott davon eine neue Gussform kaufen, Markkula wollte ihn für eine Anzeige in Scientific American ausgeben und Jobs wollte beides. Apple kaufte eine Form und eine Anzeige.
    Die Zänkereien und Streitgespräche zwischen Jobs und Scott wurden zu einer festen Größe in Apples Firmenleben, und sie bekamen den Namen „The Scotty Wars“. Aber die Streitereien nahmen auch skurrile Züge an. An seinem 23. Geburtstag war Jobs entsetzt, als er in seinem Büro einen Trauerkranz mit weißen Rosen vorfand. Daran hing eine nicht unterschriebene Karte mit der Nachricht R.I.P. THINKING OF YOU [etwa: „Ruhe in Frieden, denke an Dich“]. Erst nach einiger Zeit fand Jobs heraus, dass Scott der Übeltäter war. Dieser machte die weiße Rose zu seinem persönlichen Markenzeichen.
    Markkula stand zwischen den beiden Streithähnen. Er behandelte Jobs zwar in etwa so, wie ein Onkel seinen Lieblingsneffen verhätschelt, aber er ließ es auch zu, dass Scott mit ihm auf seine Art umsprang. Scott und Jobs fiel es viel leichter, harte Entscheidungen zu treffen, als dem eher sanftmütigen Markkula. Vielleicht trug sein ruhiges Familienleben dazu bei, dass er herzlicher, pünktlicher und höflicher war. Er vermied es, sein Schicksal so fest an das Unternehmen zu binden wie Scott und Jobs. Als Apple größer wurde, war er bereit, zu delegieren. „Wenn etwas nicht funktioniert“, sagte er immer wieder, „repariert es!“ Außerdem gestand er Menschen das Recht zu, Fehler zu machen. Jean Richardson, die 1978 zu Apple kam, dazu: „Er wollte nicht von oben herab hart durchgreifen. Er wollte, dass die Leute das unter sich ausmachen. Er sagte immer: ‚Ihr zwei, geht hin und macht das untereinander aus.‘“ Ein Programmierer: „Er schien sehr darauf aus zu sein, dass ihn die Menschen mögen. Er arbeitete auf eine derart subtile Art, dass es unmöglich war, ihm irgendeine Bosheit anzulasten. “ Andere fanden ihn unerschütterlich und ewig optimistisch – in einer Position, in der Manager gewöhnlich die meiste Zeit mit der Bewältigung von Problemen zubringen, waren das bedeutende Eigenschaften. Ein Marketing-Manager von Apple namens Trip Hawkins erinnert sich: „Markkula saugte alles auf wie ein Schwamm. Und er konnte einen dazu bringen, dass man auf einem Feld ein Einhorn sah.“

    Während die individuellen Eigenschaften sich herausschälten, ging die Arbeit an einem Projekt weiter, das alle Zweige des Unternehmens miteinander verschmolz. Es war eine Mini-Reprise der Entwicklung des Apple II und kombinierte technische Entwicklungen mit einem Hang zum Erfinderischen und unnachgiebigem Druck: Es ging um eine Schnittstelle, die den Computer mit einem Diskettenlaufwerk anstatt mit einem Kassettenrekorder verband.
    Plattenlaufwerke waren nichts Neues. In Mainframe-Computern wurden sie schon seit 1956 eingesetzt. Aber während die Entwicklung der Elektronik zum Mikroprozessor führte, wurden auch die Laufwerke kleiner. Die ersten Speicherplatten, die für Mainframe-Computer eingesetzt wurden, hatten einen Durchmesser von rund 60 Zentimetern und steckten in Gehäusen von der Größe einer Frisierkommode. Die Speicherplatten waren über ein Gerät in einer großen Kiste namens Controller mit dem Computer verbunden. Doch trotz allem boten Plattenlaufwerke gegenüber den Magnetbandspulen, auf denen die Informationen früher gespeichert worden waren, enorme Vorteile. Man

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