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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Geschenkaktion wie auch die Summe bezeugt, die das jeweilige Mitglied bereits bezahlt hatte, sowie jene, die es noch aufbringen musste.
    Von Palkow legte nun den Vertrag vor, den er im Namen aller mit dem Besitzer der Werft abgeschlossen hatte und der zu Grünfelders Leidwesen dem Gastgeber zur Aufbewahrung überlassen wurde. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, schenkten die Diener die Gläser noch einmal voll, und die Herren prosteten einander zu. Die Stimmung war so feierlich, als stünde die Taufe der Dampfyacht
Prinz Wilhelm
bereits unmittelbar bevor.
    Fridolin konnte sich der Magie dieses Augenblicks nicht entziehen und sah sich bereits in seinem besten Frack vor dem Prinzen stehen und das Geschenk überreichen. Nein, nicht in einem Frack, korrigierte er sich, sondern in voller Paradeuniform, wie es sich für einen Reserveoffizier des preußischen Heeres gehörte.
    Er warf von Palkow einen kurzen Blick zu und sagte sich, dass er demnächst wieder einmal seinen Neffen Wenzel besuchen sollte. Auch das würde er in Uniform tun.
    Es drängte ihn, den anderen Herren von seinem Entschluss zu berichten, in wenigen Tagen dem Militär beizutreten. Da erregte eine Bewegung des Leutnants von Trepkow seine Aufmerksamkeit, und er dachte an dessen Schwester sowie die Mutter, die sie vor wenigen Tagen beerdigt hatten. Fridolin wusste nicht, was genau zwischen Caroline und ihrem Bruder vorgefallen war, doch ihm war der Mann schon vorher wegen seiner vielen Sticheleien unsympathisch gewesen.
    Mit undurchdringlicher Miene trat er auf den Mann zu. »Verzeihen Sie, Herr Leutnant, dass ich vergessen habe, Ihnen zu Ihrem schweren Verlust zu kondolieren.«
    Friedrich von Trepkow starrte ihn verwirrt an. »Von welchem Verlust reden Sie?«
    »Sie waren wohl auf Manöver oder anderweitig im Dienste des Regiments unterwegs, so dass das Telegramm Sie nicht erreicht hat. Ihre Frau Mutter wurde zu Grabe getragen.«
    Das Gesicht des Leutnants erstarrte. »Meine Mutter? Aber das ist doch sicher nur ein Witz!«
    Obwohl von Trepkow so tat, als glaube er ihm nicht, spürte Fridolin seine Unsicherheit. Tatsächlich erinnerte sich der Leutnant nur zu gut an die letzte Szene in dem düsteren Zimmer und an die Verzweiflung seiner Mutter und seiner Schwester. Doch er schob die Schuldgefühle, die in ihm aufkeimen wollten, weit von sich. Schließlich hätte seine Mutter sich wegen eines lumpigen Schmuckstücks nicht so aufregen dürfen. Mit Sicherheit hatte Caroline sie aufgehetzt, da sie sich ihm gegenüber zurückgesetzt fühlte. Doch er war der Sohn der Familie und damit ohne jeden Zweifel im Recht!
    Aus dieser Überzeugung heraus sah er Fridolin herausfordernd an. »Sie haben sich gewiss geirrt, Trettin. Als ich meine Mutter das letzte Mal besucht habe, erfreute sie sich bester Gesundheit.«
    Mit diesen Worten wandte er Fridolin den Rücken zu und verabschiedete sich von Rendlinger mit einem gewissen Bedauern, weil dessen Töchter bereits vergeben waren. Eine der beiden hätte er mit Freuden geheiratet, denn mit dem Geld des Industriellen hätte er ohne weiteres sein väterliches Gut zurückkaufen können. Nun musste er auf Wilhelmine Grünfelders Hand hoffen, und selbst dafür musste er zunächst noch Hasso von Campe bei der Bankierstochter ausstechen.
    Auch andere Herren machten sich zum Abschied bereit. »Passen Sie auf, dass Sie unterwegs nicht überfallen und ausgeraubt werden«, gab Rendlinger Major von Palkow noch mit auf den Weg, nachdem dieser das Geld in seine Ledermappe gesteckt und diese abgeschlossen hatte.
    Der Major zog eine spöttische Miene. »Das sollte einer wagen! Er bekommt es dann damit zu tun!« Bei diesen Worten zog er jenen russischen Pryaznow-Revolver unter seinem Rock hervor, den er nach dem Sturm auf die Düppeler Schanzen von Fürst Tirassow als Geschenk erhalten hatte. Die Waffe hatte einen Griff aus Ebenholz, der mit Fischhaut überzogen war und in einer als Löwenkopf mit aufgerissenem Maul gestalteten Griffkappe auslief.
    »Glauben Sie jetzt, dass ich mich und das Geld zu verteidigen weiß?«, fragte er in blasiertem Tonfall.
    »Sie besitzen eine schöne Waffe, doch für einen Kampf auf engem Raum ziehe ich eine Pistole vor!« Fridolins Hand glitt schnell wie ein Blitz unter seine Jacke und brachte eine zweiläufige Kleinpistole zum Vorschein, deren Läufe kaum über seine Hand hinausragten. »Das ist eine Remington aus Amerika. Dort werden immer noch die besten Pistolen und Flinten gefertigt. Bei einem

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