Aprilgewitter
war, warf er den Rest weg, brannte sich eine Zigarre an und rief nach seinem Burschen, damit dieser ihm eine Flasche Wein holen sollte. Erst als auf seinen dritten Ruf niemand kam, erinnerte er sich, ihn weggeschickt zu haben, und begab sich selbst in den Keller.
XX.
D er Abend war bereits fortgeschritten, als Major von Palkow vor dem
Le Plaisir
aus der Droschke stieg und den Kutscher bezahlte. Mit energischen Schritten ging er auf das Portal zu, das wie von Zauberhand
aufschwang.
Anton begrüßte den Gast mit einem militärischen Gruß. »Seien Sie uns willkommen, Herr Major«, sagte er und entfernte rasch eine vom Sitzleder der Droschke abgeplatzte Fluse von dessen Uniform. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass von Palkow nicht noch durch weitere Staubflocken verunziert wurde, nickte er zufrieden. »So sehen Herr Major wieder präsentabel aus.«
Der Major achtete nicht weiter auf ihn, sondern trat in den Empfangssalon. An diesem Tag schien nicht viel los zu sein, denn einige Mädchen sahen ihm erwartungsvoll entgegen. Sie waren hübsch, doch von Palkow hätte sich eine der beiden Spitzenkönnerinnen des Etablissements gewünscht. Allerdings hatten sowohl Lenka wie auch Hanna bereits ihre Gönner gefunden. Um sich in Ruhe zu überlegen, mit welcher Hure er sich ins Separee zurückziehen wollte, setzte von Palkow sich auf eines der Sofas, ließ sich ein Glas Wein reichen und beobachtete die Männer, die nach ihm eintrafen und rascher als er zu einer Entscheidung kamen.
Zu ihnen zählten auch Grünfelder und Fridolin, welcher von dem Bankier gebeten worden war, ihn wieder zu begleiten. Beide sahen von Palkow und grüßten. Dabei glitt Grünfelders Blick über die anwesenden Mädchen, und auf seinem Gesicht machte sich Enttäuschung breit.
Da Hede den Stammgast nicht verärgern wollte, gab sie einem ihrer Schützlinge den leisen Befehl, Lenka bei dem derzeitigen Kunden abzulösen und diese hierherzuschicken. »Sag ihr aber, sie soll sich kurz waschen und neu parfümieren«, raunte sie ihr noch zu, dann begrüßte sie den Bankier und Fridolin mit einem strahlenden Lächeln.
»Willkommen, meine Herren. Darf ich Ihnen ein Glas Wein kredenzen? Oder wünschen Sie einen Cognac?«
»Fräulein Lenka ist heute nicht hier?«, fragte Grünfelder.
»Sie wird gleich erscheinen. Wenn Sie sich einen Augenblick gedulden wollen.« Hede schenkte dem Bankier eigenhändig ein Glas Wein ein und reichte es ihm. Grünfelders Miene hellte sich auf, und er blickte erwartungsfroh auf den Gang zu den Separees.
Er wurde dennoch überrascht, denn Lenka benützte eine Tapetentür, die ebenfalls in den Salon führte, um nicht den Anschein zu erwecken, sie käme von einem anderen Mann. Lächelnd begrüßte sie Grünfelder und bot ihm den Arm.
»Wollen wir nicht in mein Zimmer gehen? Dort ist es gemütlicher als hier!«
»Nimm lieber mich mit, mein Schätzchen«, rief ein neu hinzugekommener Gast Lenka zu. Sein Nuscheln und sein schwankender Gang zeigten, dass er bereits etliches gebechert hatte.
Noch ehe Grünfelder ihn zur Rede stellen konnte, schob Fridolin ihn in Richtung der Separees. »Genießen Sie den Abend und achten Sie nicht auf den unflätigen Kerl«, sagte er leise, während Hede den Neuankömmling kurz abschätzte und dann Anton einen Wink gab.
Der Türsteher hatte den Mann passieren lassen, da seine Kleidung ihn als wohlhabenden Bürger auswies. Jetzt aber kam er heran und fasste ihn am Arm. »Kommen Sie, Sie wollen doch sicher nach Hause!«
»Ich will nicht nach Hause. Ich will eine Hure haben. Hier sind doch lauter Huren!« Der Mann wurde lauter und versuchte, Anton wegzustoßen. Der aber langte nun fester zu, und ehe der Neuankömmling es sich versah, befand er sich auf dem Weg nach draußen. Für einen Augenblick war noch sein Schimpfen zu hören, dann fiel die Haustür hinter ihm ins Schloss, und es wurde still.
»Es ist schon unangenehm, mit welchen Leuten man sich herumschlagen muss«, erklärte Hede mit verkniffener Miene und blickte Fridolin an. »Nach was steht dir heute der Sinn, nach einem Gespräch in meinem Büro, oder willst du mir etwas zu verdienen geben, indem du eines meiner Mädchen auswählst?«
»Eigentlich hat Herr Grünfelder mich mitgenommen, damit ich ihm das Rückgrat stärke«, antwortete Fridolin lächelnd. »Aber ich rede gerne mit dir. Ich habe nämlich einige Fragen.«
»Dann komm mit!« Hede ging voraus und verschwand mit Fridolin in ihren Räumen.
Major von Palkow sah den beiden
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