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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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gespielt!« Dem alten Soldaten wurden die Augen feucht, und einen Moment schien es so, als wolle er Fridolin umarmen. Er begnügte sich dann aber mit einem militärischen Gruß und rief einen Soldaten herbei, der Fridolins Gepäck zu dessen Quartier bringen sollte.
    »Kannst gleich machen Bursche bei Herrn Fähnrich. Mach aber ordentlich, sonst ziehe ich dir Hammelbeine lang!«, rief er dem Mann hinterher und wandte sich wieder mit strahlender Miene an Fridolin.
    Dieser rieb sich über die Stirn und schüttelte den Kopf. »Jetzt erinnere ich mich! Sie sind der polnische Bursche meines Vaters gewesen. Damals haben Sie kaum ein deutsches Wort herausgebracht, und jetzt sind Sie Wachtmeister bei den Garde-Ulanen.«
    »Freut mich, dass Herr Fähnrich sich erinnert. War schöne Zeit damals. Schade um Herrn Major. War guter Mann!« Kowalczyk wischte sich mit dem Handrücken die feuchten Augen, grinste dann aber fröhlich.
    »Freut mich, dass Herr Fähnrich zum selben Regiment gekommen sind, wenn auch nur als Jährling. Aber Herr Fähnrich kann sich verlassen auf mich. Ich mache mit Herrn Fähnrich Privatunterricht als Offizier. Danach Herr Fähnrich kann alles. In einer Woche, wenn große Parade Unter Linden, Herr Fähnrich macht guten Eindruck.«
    »In einer Woche ist bereits Parade? Ich kenne da jemanden, der sich darüber freuen wird!« Fridolin dachte dabei nicht nur an Nathalia, sondern auch an Lore, die es gewiss auch genießen würde, wenn er als stattlicher Reiter an ihr vorbeiritt. Außerdem wollte er Hede Pfefferkorn Bescheid geben, in der er keine zu missachtende Bordellbesitzerin sah, sondern eine gute Freundin, deren Rat ihm viel bedeutete.
    »Wir kriegen hin, Herr Fähnrich. Wenn Herr Fähnrich jetzt folgen wollen. Ich zeige Herrn Fähnrich Quartier!« Kowalczyk ging voraus und überlegte sich dabei schon, wie er den Privatunterricht gestalten sollte, um Fridolin im Schnellkurs in einen passablen Offizier zu verwandeln.

VII.
    N achdem Lore und Nathalia Fridolin verabschiedet hatten, wiesen sie den Droschkenkutscher an, sie in die Markgrafenstraße zu fahren, da sie Frau von Steniks Einladung zu deren Besuchsnachmittag folgen wollten. Vor dem Haus mussten sie warten, bis mehrere Damen aus ihren Karossen ausgestiegen waren. Diese waren mit eleganten Wagen vorgefahren, gegen die die Droschke, in der sie und Nathalia saßen, arg schäbig wirkte.
    »Wir brauchen wirklich bald ein eigenes Gespann, wenn wir nicht unseren Ruf verlieren wollen«, sagte Lore zu Nathalia.
    »In Bremen hatten wir ein schöneres Gespann als die da vorne«, schnaubte Nathalia verächtlich.
    »Das Gespann ist noch immer vorhanden. Du wirst es benutzen können, wenn du den Rest deiner Ferien in Bremen verbringst.«
    Nathalia sah sie mit einem strafenden Blick an. »Wir werden den Wagen gemeinsam benützen. Oder hast du vergessen, dass du mir versprochen hast, mit nach Bremen zu kommen? Du willst doch nicht, dass ich noch einmal alleine reise!«
    Wohl hatte Lore das bei einer der Predigten angedeutet, die sie dem aufmüpfigen Fräulein gehalten hatte, ohne sich dabei etwas zu denken. Jetzt aber spürte sie, wie stark es sie verlockte, mit nach Bremen zu kommen, und sei es nur, um ein Schwätzchen mit Dorothea Simmern zu halten.
    »Ich werde dich begleiten. Allerdings nehmen wir auch Fräulein von Trepkow mit. Sie muss dringend etwas anderes sehen, sonst versinkt sie ganz in ihrer Trauer.«
    Nathalia strahlte über das ganze Gesicht. »Das werden wir! Ich mag sie nämlich. Die Arme, was muss sie für einen elenden Bruder haben! Wäre ich ein Mann, würde ich diesem Burschen eine Ohrfeige versetzen und ihn dann beim Duell mit dem Säbel in kleine Stücke schneiden.«
    »Nati, das ist wirklich nicht besonders damenhaft«, tadelte Lore die Kleine.
    Nathalia kicherte. »Da scheinst du bei meiner Erziehung nicht richtig aufgepasst haben. Aber jetzt können wir aussteigen. Die Damen haben das Feld geräumt.«
    Lore seufzte. Wie es aussah, hatte Nathalia während der letzten Tage von Fridolin einige militärische Bemerkungen aufgeschnappt oder – was sie für wahrscheinlicher hielt – in dessen »Soldatenfreund« geblättert. Es war zu hoffen, dass sie sich bei diesem Besuch nicht eines Wortschatzes bediente, der bei einem altgedienten Hauptmann hingenommen wurde, aber niemals bei einem Backfisch von nicht einmal dreizehn Jahren.
    Die Tür des Hauses stand offen, und eine Dienerin führte sie in den großen Raum, in dem Frau von Stenik ihre

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