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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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nicht, dass es Narretei ist, sich den zukünftigen Kaiser des Deutschen Reiches mit einem angemessenen Geschenk zum Freund zu machen!«
    »Prinz Wilhelm ist unfähig, diese hohe Stellung einzunehmen. Er wird Deutschland ruinieren!«, rief Tirassow erregt. »Er wird das Bündnis zwischen unseren Reichen, das so wichtig für Russland und Deutschland ist, zerbrechen und Krieg heraufbeschwören.«
    »Sie sehen zu schwarz, General. Wilhelms Ausspruch über euch Russen fiel im engen Kreis seiner Freunde und gelangte nur durch einen unglücklichen Zufall an die Öffentlichkeit.«
    Der Fürst schüttelte den Kopf. »Dieser Ausspruch zeigt, was Prinz Wilhelm wirklich denkt. Wenn er als Kaiser genauso auftritt, brüskiert er die ganze Welt. Er sollte dieses Amt niemals einnehmen dürfen.«
    »Wie wollen Sie das verhindern?«, fragte von Palkow mit vor Anspannung vibrierender Stimme.
    »Man müsste ihn beseitigen!«, gab Tirassow wütend zurück.
    »Wer ist man?«, bohrte der Major weiter.
    Der Fürst erinnerte sich nun, dass ihm ein deutscher Offizier gegenübersaß, und winkte ab. »Vergessen Sie es. Es war nur ein dummer Ausspruch, ähnlich wie der des Prinzen.«
    »Warum sollte ich es vergessen?«, wandte von Palkow ein. »Wissen Sie, geschätzter Fürst, ich habe keinen Grund, die Hohenzollern zu lieben. Habe ich nicht mein Blut für Preußen und Deutschland vergossen? Und was war der Dank? Weil ein Freund von Prinz Wilhelm zu feige war für ein Duell, hat man mich auf den Posten eines Schullehrers abgeschoben. Anstatt im Rang aufzusteigen und meinem Land als Oberst und General dienen zu können, muss ich den Söhnen von Krautjunkern beibringen, was es heißt, Soldat zu werden. Orden und Titel haben andere erhalten! Dabei hätte ich sie weitaus eher verdient. Ich denke nur an den Krieg in Frankreich. Bin mit meinen Soldaten vorangestürmt und habe als Erster die feindlichen Linien durchbrochen! Das Gleiche in Schleswig und bei Königgrätz. Das zählt alles nicht mehr, nur weil mich ein Freund des Prinzen auf dem Kieker hat.«
    Von Palkow stand erregt auf, fasste den Fürsten bei der Schulter und starrte ihm ins Gesicht. »Warum also sollte ich Ihre Worte vergessen? Ich bekäme meine Revanche, wenn Wilhelm stirbt. Würde sein Bruder Heinrich Kaiser, gäb es niemanden mehr, der Russland vor den Kopf stieße!«
    »Sie denken an ein Attentat?« Tirassow schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich! Würde bekannt, dass ich, ein russischer Offizier und Edelmann, meine Hände im Spiel habe, würde das sofort Krieg nach sich ziehen.«
    »Warum sollte Ihr Name mit dieser Sache in Verbindung gebracht werden?«, fragte von Palkow mit einem gepressten Lachen. »Es gibt genug Leute, die es auf eigenes Risiko machen würden. Nur müssten sie hinterher entsprechend entlohnt werden.«
    Tirassow dachte eine Weile nach und sah von Palkow dann durchdringend an. »Wenn Sie das vollbringen könnten, ohne dass mein und Ihr Name dabei genannt werden, wäre ich in der Lage, Ihnen den Rang eines Generalmajors in der Armee des Zaren zu verschaffen. Allerdings müssten Sie hier in Deutschland in den Ruhestand treten und nach Russland umziehen.«
    »Hier hält mich nichts!« Von Palkow dachte an die Militärkadetten, die er ausbilden musste, an seine meist arg dünne Börse und an Malwine von Trettin. Würde seine Geliebte einen schlichten Major ohne Vermögen heiraten, verlöre sie ihr Einkommen aus dem Gut ihres Sohnes. Doch sie hatte gewiss nichts dagegen einzuwenden, die Ehefrau eines wohlbestallten Generalmajors in Russland zu werden.
    »Ich wäre bereit, ein Attentat auf den Prinzen zu wagen. Allerdings bräuchte ich dafür eine größere Summe«, sagte er lauernd.
    »Und wie würden Sie es anstellen?«
    »Das müssen Sie mir überlassen. Je weniger Sie wissen, umso weniger geraten Sie in Gefahr, mit dem Anschlag in Verbindung gebracht zu werden.« Von Palkow lächelte vielsagend, während sein Gastgeber auf den Spitzen seines Schnurrbarts herumkaute.
    »Und wie garantieren Sie mir, dass Sie wirklich ein Attentat planen? Sie könnten das Geld ja auch nehmen und später sagen, es hätte nicht geklappt.«
    »Ihr Misstrauen beleidigt mich! Sie haben mein Ehrenwort als deutscher Offizier«, fuhr der Major auf.
    »Das Wort eines deutschen Offiziers, der seinen künftigen Kaiser töten will«, rückte Tirassow die Tatsachen zurecht.
    »Dies fußt auf einer ganz und gar persönlichen Angelegenheit.« Von Palkow ging an die Grenze dessen, was er

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